Während
ich am Vormittag noch eine Weile im Internet surfte, ging Derek zu seiner
Mutter und den anderen Leuten seiner Familie. Im Büro trafen wir uns.
Allerdings war ich nur kurz anwesend dort. Es gab eine spezielle
Nahrungsergänzungslieferung entgegen zu nehmen, welche ich genau inspizierte,
Rechnungen zu prüfen und zu begleichen. Was ich noch augenblicklich mit Amaya
und Dereks Hilfe tat. Kevin hatte anderes zu tun.
Schließlich
galt: Was erledigt ist, ist erledigt! Ja. SO habe ich es gelernt.
Derek
hatte mich ab der nächsten Woche um Urlaub gebeten. Damit er seiner Familie
Schweden zeigen konnte.
„Aber was
ist mit deiner Mutter, solltest du reisen?“, fragte ich ihn.
Dereks
Blick senkte sich. Ich sah ihm an, dass er nicht glücklich war mit der
Situation, in welcher ihn sein Vater gebracht hatte.
„Womöglich
wird Quentin die Sache übernehmen und ich muss gar nichts tun.“ Ein eher gequältes
Zwinkern kam zu mir herüber. „Dann brauche ich auch den Urlaub nicht.“
„Okay. Was
auch immer du benötigst oder nicht, es sei dir gewährt. Und auch, wenn mich
deine Mutter nicht sonderlich leiden mag, würde ich mich um sie kümmern, wenn
sie Hilfe braucht. Solltest du tatsächlich das Zentrum für einige Tage
verlassen.“
Derek konnte
es offenbar nicht fassen, dass ich, nach all dem, was geschehen war, noch immer
so entgegenkommend war. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich
wusste schon immer, dass du ein guter Mensch bist und dich nicht um
Konventionen scherst. Oder dich von Leuten beeindrucken lässt, die versuchen
diesen zu folgen. Meine Mutter ist bestimmt nicht der, oder dein
Feind. Sie streckt sich nur nach der Decke, die sie bisher wärmte.“
„Tat sie
das?“
„Was?“
„Hat sie
die Decke bisher tatsächlich gewärmt? Oder war es viel eher so, dass sie
gelernt hat zu frieren?“
Derek
nickt. „Ja. So wird es wohl sein.“ Er kam zu mir heran, nahm meine Hand und sah
mir tief in die Augen. „Woher nimmst du nur diese Weisheit?“ Derek grinste.
Ich
lachte. „Welche Weisheit denn?“
„Nun sei
nicht so bescheiden.“
Ich wusste
sehr wohl, was er meinte und erwiderte dann: „Es ist DIE Weisheit, welcher du
dich verweigerst und die du beispielsweise bei Erik hättest finden können.“
Nun
schüttelte er energisch mit dem Kopf und sein Blick wurde ernst. „Ich konnte es
nicht verstehen. Nicht tief genug darin versinken.“ Derek blies die Luft durch
seine Lippen. „Es ist nicht mein Metier. Das habe ich erkannt. Aber es ist
deines. Gunnars. Eriks und auch wenn Viggo nicht so erscheint, hat er doch den
Druiden in sich. Bei Joseph ist das etwas anderes. Etwas Angeborenes. Er hat
einen Tiergeist in sich drinnen, der ihn beschützt, und das nicht nur zum
Schein. Wir haben ihn allesamt gesehen.“
„Ich weiß
was du meinst. Auch ich sah ihn in seinen Augen. Es ist ein Wolf. Nicht wahr?“
Ein verträumtes und anerkennendes Lächeln huschte
über Dereks Gesicht und säumte seine Lippen, welches sein Urteil über mich
offenbar bestätigen sollte. „Mit dir kann ich glücklicher Weise darüber reden.
Mit sonst niemand anderen hier. Sie würden mich so wie so nicht verstehen. Eher
für verrückt halten und sich über mich lustig machen.“
„Und DU
denkst, dass du KEIN spiritueller Mensch bist? Das die Magie NICHT dein
Handwerk und nicht deine Bestimmung ist?“, fragte ich ihn zweifelnd.
„Nein. Ist
sie nicht.“
Hmm. Nun ja.
Da konnte man offenbar nicht weiter tun.
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Anstatt
essen zu gehen, lenkte ich meine Schritte zurück zum Haus. Derek begleitete
seine Mutter zum Restaurant und kam dann anschließend zu mir zurück.
„Ist
Gunnar schon hier?“, fragte er und betrat recht vorsichtig die Stube.
Ich
lachte. „Nein. Ich hörte bislang gleichwohl nichts von ihm.“
„Du hast
noch immer nichts gegessen?“
„Nein.
Vielleicht hätte ich mit dir und deiner Mutter speisen sollen?“, sagte ich Gedanken
versunken mehr zu mir selbst.
„Hättest
du denn gewollt?“, fragte er zurück. Als hätte ich die Frage an ihn gerichtet.
„Ja. Aber
natürlich.“, antwortete ich ihm. „Nur,
hätte es deine Mutter denn ebenso danach verlangt?“
„Warum
denn nicht?“
„Okay.
Dann begleite mich jetzt.“
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Gunnar
hatte dann doch noch angerufen und wie zu vermuten war, kam er an diesem Tag
gleichwohl nicht zurück. Er bat mich um Nachsicht. Er wolle doch nur noch einen
Abend mit seinen Brüdern sein.
„Und was
ist mit dem Tag?“, fragte ich ihn.
„Oh! Ja.
Ich bin gerade mit Alexa und ihren Eltern zusammen.“
Ich
schnappte nach Luft. Konnte DAS gut denn gehen???
(In
wie weit beeinflussten sie ihn, wenn sie wussten, dass ihre Tochter von Gunnar
ein Kind erwartete? Und in wie weit würde ER sich beeinflussen lassen???)
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Derek sah
noch einmal nach seiner Mutter, war für etwa zwei Stunden im Fittnessscenter
und den Rest der Zeit blieb er bei mir.
Am Abend
sprachen wir lange über Politik, Familie(n), Geschichte und auch über DIE der
Frauen. Ich las ihm einige meiner Lieblingsautorinnen vor. Am Ende kamen wir
doch noch einmal auf die Spiritualität zu sprechen. Denn wir erinnerten uns an die
vergangenen Tage mit Mary, Adam und Tate ogna nita´ pehin.
„Ich hatte
schon immer das Gefühl, dass mir die Sprache der Lakots liegt.“, ereiferte ich
mich. „Gleichwohl sie sich durch die oft zischende Aussprache der Konsulaten
doch recht kratzig anhören mag, ist sie in ihrer Betonung doch recht melodisch.
Und ich lerne sie leicht.“
„Wow! Ich
habe mir nicht ein Wort in dieser Sprache gemerkt.“, gestand Derek.
Und
eigenartiger Weise sahen wir uns an diesem Abend eine Serie an, die sich genau
um diese Thematik rankte. Um die Geschichte der Lakotas. Der First Nation
überhaupt.
„Es war
ein Völkermord, welchen die Vereinigten Staaten damals zelebrieren. Und genau
diese Taktik wenden sie heute mit den Europäern an. Nur ein wenig abgewandelt.“
„Was haben
sie mit meinen Vorfahren getan?“, fragte Derek dann und ich wusste, was er
meint. „Sie haben sie gewaltsam aus ihrem Umfeld gerissen und zu ihren Sklaven
gemacht. Sie nicht einmal als Menschen angesehen. Die USA hat eine blutige
Geschichte, bis zum heutigen Tag.“
„Ja.“,
stimmte ich ihm zu. „Eine Patriarchale. Wie überall,.....seit etwa 6000 Jahren.
Und sie hören nicht damit auf, weil sie Geld daran verdienen. Aber es sind nur
Wenige, die wirklich das Geld einstreichen und die Zügel lenken. DAS ist das
ganz speziellen, politische Problem.“
„Verschwörungstheorie.“
Derek zwinkerte mir zu, um das Gespräch ein wenig aufzulockern und mir war
klar, dass er auf meiner Seite und kein Wahrheitsverweigerer war. Obgleich er
doch noch an manchen Dingen zweifelte.
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Wir waren
sehr, sehr spät zu Bett gegangen. Es muss so gegen drei gewesen sein.
Selbstredend schlief ich noch augenblicklich in Dereks Armen ein und aufgewacht
sind wir erst gegen trotz alledem gegen acht. (Sex
musste noch einmal sein. Zwinker!)
Nun steht
erneut die Frage im Raum, kommt Gunnar heute zurück, oder nicht?
Ich redete
mit Derek eine ganze Weile über diese Thematik und er würde am aller liebsten Pläne
für UNSERE Zukunft schmieden. Und um ganz ehrlich zu sein, erfasst mich so
manches Mal der gleiche Gedanke. Andererseits, da ich Gunnar liebe, Derek
jedoch auch, scheint es mir offenbar SO, wie es JETZT IST, am Liebsten zu sein.
Obgleich ich mich oft nach DEM sehne, mit welchen ich gerade NICHT zusammen
bin. (Wie ich das auch von früher her kenne.) Vielleicht wäre es (auch) mir
sogar lieber, wenn ich mit beiden zusammen lebte. Aber genau genommen tun wir
dies bereits. Vor allem Gunnar besteht auf einem Zusammenleben mit MIR, als
seiner Frau und Alexa, als seiner Zweiten. Und sollte sie nun doch ein Kind von
ihm bekommen......was dann? Mit Derek
mag ich mir im Augenblick sicher sein. Was sich allerdings ebenso rasch ändern
kann. Denn auch ER wird durch diese Giselle irgendwann Vater. Und......was
dann?