Samstag, 7. Mai 2016

Bestimmungen, Träume und Realität



Während ich am Vormittag noch eine Weile im Internet surfte, ging Derek zu seiner Mutter und den anderen Leuten seiner Familie. Im Büro trafen wir uns. Allerdings war ich nur kurz anwesend dort. Es gab eine spezielle Nahrungsergänzungslieferung entgegen zu nehmen, welche ich genau inspizierte, Rechnungen zu prüfen und zu begleichen. Was ich noch augenblicklich mit Amaya und Dereks Hilfe tat. Kevin hatte anderes zu tun.
Schließlich galt: Was erledigt ist, ist erledigt! Ja. SO habe ich es gelernt.

Derek hatte mich ab der nächsten Woche um Urlaub gebeten. Damit er seiner Familie Schweden zeigen konnte.
„Aber was ist mit deiner Mutter, solltest du reisen?“, fragte ich ihn.
Dereks Blick senkte sich. Ich sah ihm an, dass er nicht glücklich war mit der Situation, in welcher ihn sein Vater gebracht hatte.
„Womöglich wird Quentin die Sache übernehmen und ich muss gar nichts tun.“ Ein eher gequältes Zwinkern kam zu mir herüber. „Dann brauche ich auch den Urlaub nicht.“
„Okay. Was auch immer du benötigst oder nicht, es sei dir gewährt. Und auch, wenn mich deine Mutter nicht sonderlich leiden mag, würde ich mich um sie kümmern, wenn sie Hilfe braucht. Solltest du tatsächlich das Zentrum für einige Tage verlassen.“
Derek konnte es offenbar nicht fassen, dass ich, nach all dem, was geschehen war, noch immer so entgegenkommend war. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich wusste schon immer, dass du ein guter Mensch bist und dich nicht um Konventionen scherst. Oder dich von Leuten beeindrucken lässt, die versuchen diesen zu folgen. Meine Mutter ist bestimmt nicht der, oder dein Feind. Sie streckt sich nur nach der Decke, die sie bisher wärmte.“
„Tat sie das?“
„Was?“
„Hat sie die Decke bisher tatsächlich gewärmt? Oder war es viel eher so, dass sie gelernt hat zu frieren?“
Derek nickt. „Ja. So wird es wohl sein.“ Er kam zu mir heran, nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen. „Woher nimmst du nur diese Weisheit?“ Derek grinste.
Ich lachte. „Welche Weisheit denn?“
„Nun sei nicht so bescheiden.“
Ich wusste sehr wohl, was er meinte und erwiderte dann: „Es ist DIE Weisheit, welcher du dich verweigerst und die du beispielsweise bei Erik hättest finden können.“
Nun schüttelte er energisch mit dem Kopf und sein Blick wurde ernst. „Ich konnte es nicht verstehen. Nicht tief genug darin versinken.“ Derek blies die Luft durch seine Lippen. „Es ist nicht mein Metier. Das habe ich erkannt. Aber es ist deines. Gunnars. Eriks und auch wenn Viggo nicht so erscheint, hat er doch den Druiden in sich. Bei Joseph ist das etwas anderes. Etwas Angeborenes. Er hat einen Tiergeist in sich drinnen, der ihn beschützt, und das nicht nur zum Schein. Wir haben ihn allesamt gesehen.“
„Ich weiß was du meinst. Auch ich sah ihn in seinen Augen. Es ist ein Wolf. Nicht wahr?“
Ein verträumtes und anerkennendes Lächeln huschte über Dereks Gesicht und säumte seine Lippen, welches sein Urteil über mich offenbar bestätigen sollte. „Mit dir kann ich glücklicher Weise darüber reden. Mit sonst niemand anderen hier. Sie würden mich so wie so nicht verstehen. Eher für verrückt halten und sich über mich lustig machen.“
„Und DU denkst, dass du KEIN spiritueller Mensch bist? Das die Magie NICHT dein Handwerk und nicht deine Bestimmung ist?“, fragte ich ihn zweifelnd.
„Nein. Ist sie nicht.“
Hmm. Nun ja. Da konnte man offenbar nicht weiter tun.


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Anstatt essen zu gehen, lenkte ich meine Schritte zurück zum Haus. Derek begleitete seine Mutter zum Restaurant und kam dann anschließend zu mir zurück.
„Ist Gunnar schon hier?“, fragte er und betrat recht vorsichtig die Stube.
Ich lachte. „Nein. Ich hörte bislang gleichwohl nichts von ihm.“
„Du hast noch immer nichts gegessen?“
„Nein. Vielleicht hätte ich mit dir und deiner Mutter speisen sollen?“, sagte ich Gedanken versunken mehr zu mir selbst.
„Hättest du denn gewollt?“, fragte er zurück. Als hätte ich die Frage an ihn gerichtet.
„Ja. Aber natürlich.“, antwortete ich ihm.  „Nur, hätte es deine Mutter denn ebenso danach verlangt?“
„Warum denn nicht?“
„Okay. Dann begleite mich jetzt.“

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Gunnar hatte dann doch noch angerufen und wie zu vermuten war, kam er an diesem Tag gleichwohl nicht zurück. Er bat mich um Nachsicht. Er wolle doch nur noch einen Abend mit seinen Brüdern sein.
„Und was ist mit dem Tag?“, fragte ich ihn.
„Oh! Ja. Ich bin gerade mit Alexa und ihren Eltern zusammen.“
Ich schnappte nach Luft. Konnte DAS gut denn gehen???
(In wie weit beeinflussten sie ihn, wenn sie wussten, dass ihre Tochter von Gunnar ein Kind erwartete? Und in wie weit würde ER sich beeinflussen lassen???)

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Derek sah noch einmal nach seiner Mutter, war für etwa zwei Stunden im Fittnessscenter und den Rest der Zeit blieb er bei mir.
Am Abend sprachen wir lange über Politik, Familie(n), Geschichte und auch über DIE der Frauen. Ich las ihm einige meiner Lieblingsautorinnen vor. Am Ende kamen wir doch noch einmal auf die Spiritualität zu sprechen. Denn wir erinnerten uns an die vergangenen Tage mit Mary, Adam und Tate ogna nita´ pehin.
„Ich hatte schon immer das Gefühl, dass mir die Sprache der Lakots liegt.“, ereiferte ich mich. „Gleichwohl sie sich durch die oft zischende Aussprache der Konsulaten doch recht kratzig anhören mag, ist sie in ihrer Betonung doch recht melodisch. Und ich lerne sie leicht.“
„Wow! Ich habe mir nicht ein Wort in dieser Sprache gemerkt.“, gestand Derek.
Und eigenartiger Weise sahen wir uns an diesem Abend eine Serie an, die sich genau um diese Thematik rankte. Um die Geschichte der Lakotas. Der First Nation überhaupt.
„Es war ein Völkermord, welchen die Vereinigten Staaten damals zelebrieren. Und genau diese Taktik wenden sie heute mit den Europäern an. Nur ein wenig abgewandelt.“
„Was haben sie mit meinen Vorfahren getan?“, fragte Derek dann und ich wusste, was er meint. „Sie haben sie gewaltsam aus ihrem Umfeld gerissen und zu ihren Sklaven gemacht. Sie nicht einmal als Menschen angesehen. Die USA hat eine blutige Geschichte, bis zum heutigen Tag.“
„Ja.“, stimmte ich ihm zu. „Eine Patriarchale. Wie überall,.....seit etwa 6000 Jahren. Und sie hören nicht damit auf, weil sie Geld daran verdienen. Aber es sind nur Wenige, die wirklich das Geld einstreichen und die Zügel lenken. DAS ist das ganz speziellen, politische Problem.“
„Verschwörungstheorie.“ Derek zwinkerte mir zu, um das Gespräch ein wenig aufzulockern und mir war klar, dass er auf meiner Seite und kein Wahrheitsverweigerer war. Obgleich er doch noch an manchen Dingen zweifelte.

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Wir waren sehr, sehr spät zu Bett gegangen. Es muss so gegen drei gewesen sein. Selbstredend schlief ich noch augenblicklich in Dereks Armen ein und aufgewacht sind wir erst gegen trotz alledem gegen acht. (Sex musste noch einmal sein. Zwinker!)
Nun steht erneut die Frage im Raum, kommt Gunnar heute zurück, oder nicht?
Ich redete mit Derek eine ganze Weile über diese Thematik und er würde am aller liebsten Pläne für UNSERE Zukunft schmieden. Und um ganz ehrlich zu sein, erfasst mich so manches Mal der gleiche Gedanke. Andererseits, da ich Gunnar liebe, Derek jedoch auch, scheint es mir offenbar SO, wie es JETZT IST, am Liebsten zu sein. Obgleich ich mich oft nach DEM sehne, mit welchen ich gerade NICHT zusammen bin. (Wie ich das auch von früher her kenne.) Vielleicht wäre es (auch) mir sogar lieber, wenn ich mit beiden zusammen lebte. Aber genau genommen tun wir dies bereits. Vor allem Gunnar besteht auf einem Zusammenleben mit MIR, als seiner Frau und Alexa, als seiner Zweiten. Und sollte sie nun doch ein Kind von ihm  bekommen......was dann? Mit Derek mag ich mir im Augenblick sicher sein. Was sich allerdings ebenso rasch ändern kann. Denn auch ER wird durch diese Giselle irgendwann Vater. Und......was dann?