Marie
fliegt heute endgültig mit Henrik und den Kindern nach New Orleans zurück.
Allerdings werden wir sie aller Wahrscheinlichkeit nach alsbald wieder sehen.
Gunnar plant eine Reise Ende Juni, zum Geburtstag der Zwillinge dorthin.
„Wir
fliegen allein?“, fragte ich sogleich mit leisen Worten und recht vorsichtig
an?“
Gunnar
reagierte nicht. Ein schlechtes Zeichen!
Ich
wiederholte die Frage nicht.
------------------------------
Gunnar
kam, wie erwartet, erst spät. Hatte er es doch versäumt am Morgen seine Arbeit
zu erledigen.
„Tom ist
ein ausgezeichneter Mitarbeiter. Weißt du das? Gut, dass er bei uns gelandet
ist.“
„Okay.“
„Ich
dachte eigentlich, du wolltest ihn gegen Imara austauschen.“
Die Frage
war mir unangenehm, weil ich noch keine Antwort darauf kannte.
„Ja. Mag
sein. Zum einen erschein er mir schlicht und einfach zu dominant. Typisch
Alphamännchen.“
Gunnar
grinste. „Und zudem noch die Vermutung des Zionisten.“
„Nein,
nein. Das ist ein anderer.“, berichtigte ich ihn. „Und zum anderen hatte ich vor
die drei Personen, mit denen Derek früher zusammen gearbeitete, zu trennen.
Ihnen den Kopf zu nehmen. Denn WAS weiß ich schon über das, was Derek
und diese Leute damals taten. Er sagte, sie wären alle Polizisten gewesen. Und
es genügt mir, die anderen beiden im Zentrum zu haben. Obgleich ich nichts an
ihnen auszusetzen habe. Sie sind doch, in der kurzen Zeit, zu recht wertvollen
Mitarbeiten geworden.“
Nun kam
ich doch noch auf Imara zurück. „Bisher schob ich die Entscheidung, was nun mit
Imara geschieht, vor mir her. Ich werde noch einmal mit Kevin darüber
sprechen.“
„Dann
beanspruchst du ihn also nicht zurück?“
Ich musste
lachen. „Ich denke nicht, dass Tom sich von irgendwem beanspruchen lässt.“
„Komm’.
Zieh’ dich an. Wir gehen essen.“, sagte Gunnar dann nach einer Weile. „Es ist
schon spät. Hast du keinen Hunger?“
„Wir essen
allein?“
Gunnar
lachte. „Du musst das nicht immer fragen. Du wirst es sehen.“
Genau
genommen hätte ich ob dieser Antwort wütend auf Gunnar sein müssen. Aber wozu?
Es hatte ohnehin keinen Sinn. Zudem würde ich mir nur die Nerven aufreiben.
Und.......wir
speisten dann doch allein.
---------------------------
Am Abend,
als wir so (ohne Alexa!) beieinander saßen, läutete jemand Sturm.
Gunnar
ging, um die Tür zu öffnen. Es war Derek. Er war ein wenig aufgeregt. Seine
Mutter wäre ins Hospital gekommen und nun gäbe es Schwierigkeiten mit der Versicherung
und ebenso mit den Ärzten.
Ich
versprach Derek noch umgehend, dass er sich hinsichtlich der Bezahlung
keinerlei Sorgen machen müsse. Ich würde alles regeln.
Gunnar bot
sich an mit ihm zu gehen, um ihn zu helfen.
„Soll ich
mitkommen?“, fragte ich noch.
„Nicht
nötig. Es ist schon so spät. Ruh’ du dich besser aus. Ich erledige das schon.“,
sprach es und verlies den Raum.
Es dauerte
eine kleine Ewigkeit, bevor Gunnar endlich, ohne Derek zurückkam.
„Ich habe
ihm angeboten hier auf der Couch zu schlafen. Wenn er in der Nähe seiner Mutter
bleiben will.“
„Und? Nahm
er dein Angebot an?“
Gunnar
zuckte mit den Schultern. „Offenbar wusste er nicht, was er davon zu halten
hatte. Seine Antwort viel wage aus.“
„Wie geht
es Dereks Mutter?“
„Sie ist
ansprechbar. Ich redete mit ihr. Es war wohl nur der Blutdruck. Sie war
ohnmächtig geworden und hingefallen. Derek fand sie zum Glück und rief noch
umgehend den Notarzt an.“
---------------------------
Kein Sex
am Abend und keiner am Morgen. Was war mit Gunnar geschehen? Im Allgemeinen ist
er doch recht unersättlich diesbezüglich. Abwesend des Nachts, war er jedoch
ebenso wenig.
Heute Morgen
schliefen wir zwar aus, aber Gunnar ging noch, ohne mit mir gefrühstückt zu
haben, hinüber ins Büro.
Ich rief
Derek an. In knappen Worten erklärte er mir, dass er bereits wieder im Hospital
bei seiner Mutter sei.
„Wo
schliefst du denn?“
„Bei Alexa
auf der Couch.“
In diesem
Augenblick fror mir die Stimme ein. Ich keuchte.
„Nein, nein!
Rea! Hör’ doch zu! Es ist nicht wie du jetzt denkst. Du kennst mich doch. Und
Alexa trägt schließlich Gunnars Kind. Wie kannst du so etwas auch nur
ansatzweise denken?“
„Wie ist,
wie war es dann?“, fragte ich leise und im selben Moment noch dachte ich, hätte
ich doch lieber still gehalten. Aber Derek erklärte es mir ohne ärgerlich zu
sein.
„Ich traf
sie im Aufzug und wir redeten kurz. Sie bot mir an, in ihrem Apartment zu schlafen.
Und da ich euch so spät nicht noch einmal stören wollte....für die paar
Stunden.......“
„Gunnar
hatte es dir doch angeboten. Oder etwa nicht?“
„Ja schon.
Aber....“, er sprach nicht weiter. Blieb mir den Rest des Satzes schuldig.
Ich schwenkte
um und entschuldigte mich bei ihm, ob meines unbegründeten Verdachts.
„Wie geht
es deiner Mutter? Und was ist aus der Versicherung geworden?“
„Hat
Gunnar dir nichts erzählt.“
„Nicht
viel.“
„Es geht
ihr so einigermaßen wieder gut. Und danke noch einmal für die Hilfe. Es hat
sich am Ende alles geklärt. Aber jetzt muss ich wieder..........“
„Okay.
Also sehe ich dich heute nicht im Zentrum?“
„Ich
glaube nicht.“
„Wo wirst
du schlafen?“, vermochte ich mir diese Frage nicht zu verkneifen.
„Ich werde
mir ein Zimmer nehmen. Gleich neben dem Hospital. Ich vermute ohnehin, dass
meine Mutter in ein, zwei Tagen wieder entlassen wird.“
„Okay. Also......
bis dann.“
------------------------------
Da Gunnar
beschlossen hatte, heute bis zum Nachmittag zu arbeiten, fuhr ich zum Zentrum
und ging, mit einem Seitenblick zu Imara, in mein Büro. Winkte Kevin zu mir
herein und dachte über diesen russischen Juden nach.
Mit Kevin
erörterte ich genau diese beiden Punkte. Imara und Sasha Fliess. Brachte meine
vage Idee mit ein, die darin bestand, diesen Mann persönlich näher zu kommen,
um über ihn mehr zu erfahren.
Gleich
anschließend ging ich dann mit Kevin zum Restaurant, wo ich Troels zu uns rief.
Der mir berichten sollte, was er bis hier her von Sasha Fliess erfahren hatte.
„Kann
Anette mit mir kommen?“
„Nein. Es
geht“, hier räusperte ich mich kurz, „um deinen Spezialauftrag. Alles Weiteren
später.“ Ich legte auf.
Troels
wusste nichts wirkliche Neues über diesen Sasha Fliess zu berichten. Bis auf die Tatsache, dass er
nach wie vor viele Fragen stellte. Insbesondere über meine Person.“
„Welches
Interesse gibt er vor an mir zu haben.“, fragte ich Troels.
Der lachte.
„Er findet dich attraktiv.“
Ich verdrehte
die Augen.
„Was ist?“,
Kevin breitete die Arme aus und grinste. „Wundert dich das?“
Troels sah uns
beide an und lächelte nur.
„Er ist nicht
mein Typ.“, warf ich noch als lapidare Antwort hin und sah von einem zum
anderen.
„Das will ich
hoffen. Dann sei mal schön vorsichtig.“ Ich sah Kevins besorgten Blick und
Troels kniff fragend die Augen zusammen.
„Troels weiß
ohnehin bereits alles. Du solltest ihn einweihen.“, sagte Kevin zu mir und
schaute dann zu Troels hinüber, der immer noch die Stirn in Falten gelegt hatte
und fragend von mir zu Kevin sah.
Infolgedessen
erzählte ich auch ihm von meiner Idee. Der zweifelte sie selbstredend an.
„Mach’ das besser nicht. Wenn er wirklich DER ist, für DEN du ihn hältst, ist
es viel zu gefährlich.“
„Was will er
mir denn tun?“, widersprach ich ihm. „Ich gebe mich als das Naivchen aus,
welches die Männer gern in uns Frauen sehen.“ Ich zwinkerte beiden zu.
„Im
schlimmsten Fall, wird er sich noch in Rea verlieben.“ Kevin lachte gerade
heraus.
Typisch Kevin.
Dachte ich so.
Troels warf
noch einmal die Gefährlichkeit meines Vorhabens in die Wagschale und ich wische
seine Bedenken mit einer eleganten Handbewegung weg.
„Gleich was
auch geschehen mag, du wirst uns dann berichten.“, wendete ich mich an Troels. Der nickte.....mit einem besorgten
Blick. Ich wusste, dass er zweifelt. Genau genommen tat ich es auch. Denn im
Augenblick ist mir selbst noch nicht wirklich klar, WIE ich es bewerkstelligen
soll, ihn kennen zu lernen. Aber Frauen.....fällt da stets etwas ein.
Allerdings ist mir bewusst, in jedem Fall Vorsicht walten zu lassen. Was weiß
ich schon von Sasha Fliess und seinen wahren Absichten?
----------------------------
So, nun, zu
guter letzt rief mich eben noch Gunnar an und fragte bezüglich des heutigen Abends.
„Es ist
Wochenende. Was wollen wir tun?“
Ich verstand
die Frage nicht und fragte Gunnar stattdessen zurück: „Ich dachte, du kommst
ins Zentrum, wenn du mit deiner Arbeit fertig bist.“
„Und ich
dachte, du kommst wieder nach Stockholm und wir unternehmen etwas.“
„Was ist
ETWAS?“, fragte ich provokant und ich bemerkte, wie die Wut in mir aufstieg.
„Ein kleines
Treffen mit meinen Brüdern vielleicht? Oder gehen wir einfach nur mit Alexa
essen und bleiben dann über Nacht zusammen?“
In diesem
Augenblick verstand ich die Welt nicht mehr. Wollte Gunnar mich mit diesen
Worten schockieren, sodass ich gar nicht auf die Idee kommen würde zu ihm zu fahren?
War dies seine Absicht gewesen?
„Das hast du
tatsächlich vor?“ Und hier ließ ich keine Antwort von ihm zu. Sondern sprach
sogleich weiter. „Obwohl du weißt, dass ich keine Partys mag. Es mir zu
anstrengend ist, weg zu gehen und obgleich ich dich schon viele Male bat, die
Zeiten, welche du mit Alexa und mir verbringst, zu trennen.“
„Ich dachte
nur. Mir wäre es am liebsten so........“ Gunnars Tonfall hörte sich zaghaft und
ein wenig leiser an als zuvor.
„Und ich
dachte nur“, fiel ich ihm schroff ins Wort, „wir würden das Wochenende zusammen
hier am See, in meinem Haus verbringen.“
Ich hörte wie
er ein wenig schnaufte. „Okay. Ich komme dir entgegen.“
„Was wird das
jetzt?“, erboste ich mich. „Gedenkst du etwa mit mir zu verhandeln?“
„Na ja. Wenn
du es so nennen willst.“
„Das kannst du
aber vergessen! Was ist nur mit dir los? Noch vor Stunden warfst du mir vor,
die ach so tolle Energie der letzten Tage, die zwischen uns bestand, kaputt zu
machen, mit meinen zahlreichen Fragen nach anderen Frauen. Und? WAS tust DU
jetzt?“ Ich schäumte vor Wut!
Gunnar
räusperte sich und ich hörte ihn atmen. „Okay. Dann bleibe ich heute hier und
bin Morgen Mittag bei dir.“
Er ließ in der
Tat NICHT von seinen Verhandlungen ab! War ihm diese Zeit
mit seinen Brüdern und/oder mit Alexa so immens wichtig. Wichtiger, als mit mir
zusammen zu sein?
Ja. Das war
es. War meine rasche Schlussfolgerung. Und wozu noch weiter fragen? Oder diskutieren?
Erst kürzlich hatte er mit mir genau darüber gesprochen. Ohnehin hatten wir
schon viel zu oft über diese Themen gestritten.
Infolgedessen
schluckte ich meinen Ärger hinunter und gab ihm das „Okay“, welches er haben
wollte.
„Es ist doch
nicht so, dass ich nicht mit dir zusammen sein möchte.“, begann ER nun zu debattieren.
„Du kannst mich doch gern begleiten und ich würde mich darüber außerordentlich
freuen. Glaub’ mir das bitte.“
„Ich weiß.“,
erwiderte ich eher gelangweilt, seiner stereotypen Antwort gegenüber. „Ich
finde nur, dass es meiner Gesundheit schadet des Nachts durch Kneipen zu
ziehen, oder mich auf einer Party deines Bruders durch den Abend zu quälen.“
Gunnar
schnaufte. „In dieser Angelegenheit kommen wir offenbar niemals zusammen.“,
merkte er an. „Mir ist schon bewusst, dass es deiner Gesundheit nicht
zuträglich ist. Deshalb ja die Verhandlungen. Lass mir die paar
Stunden für mich. Okay?“, klang es schon eher wie eine Frage. „Ich verspreche
dir, dass ich morgen Mittag bei dir bin.“
„Ich weiß.
Tue, was immer du nicht lassen kannst.“
„Rea, Rea. Bitte!
Jetzt sei doch nicht böse.“
„Ist doch
alles in Ordnung so.", beschwichtigte ich ihn. "Du weißt, wo du mich findest. Und HIER, fühle ich mich
wohl.“
Aber nichtsdestotrotz,
weiß ich bereits, WIE (und mit WEM) ich meine Zeit verbringe. Gunnars Beharren
auf seine Stunden für sich und seine Interessen, gibt mir die Gelegenheit,
meine Idee in die Tat umzusetzen. Bleibt nur abzuwarten, WIE ich es
bewerkstelligen kann, ihn (Sasha Fliess) näher kennen zu lernen.
(Es scheint mir
ein rechtes Abenteuer zu werden, (und ich kann es kaum erwarten), welches eine
gewisse Spannung in mein Leben bringt.
Wer
weiß......was geschehen wird.......
Nun
denn.......auf ins Gefecht! Pflegt meine Mutter oft zu sagen, wenn es darum
geht, bevorstehende Aufgaben zu bewältigen.