Dienstag, 10. Mai 2016

Liebe, ohne Vorbehalte und ein fließender Übergang – Was sonst?



Gunnar kam gegen drei.
Ich saß auf der Couch und war gerade für einen Augenblick in meine Träume gesunken. Er küsste mich wach und meldete sogleich eine Runde schwimmen an.
Ich nickte nur, so verschlafen, wie ich war. Und der Übergang war fließend. Keine Probleme wie sonst, beim Umgewöhnen. So von Mann zu Mann. Meine Gefühlen sagten mir schlicht und einfach: DAS ist der Richtige! Ich musste nicht nach Liebe suchen. Sie war einfach da. Noch im selben Moment. Ohne jegliche Vorbehalte.

----------------------------

Derek war im Büro. Er hatte am Morgen gefragt, ob Gunnar heute zurückkommen würde und ich antwortete ihm mit einem „ja“.
„Ich rufe dich dann noch einmal an.“, sagte er zu mir in einem doch eher traurigem, desillusionierten Ton. „Ruh’ dich erst mal ein wenig aus.“
„Du kannst auch nach Gunnars Wagen schauen.“, erwiderte ich noch, um einem eventuell (störenden) Anruf aus dem Weg zu gehen. Was jetzt, insbesondere nach den vergangenen Tagen und meinen Überlegungen in Hinsicht persönlicher Veränderung, hart klingen mag. Aber dennoch,........dennoch sind für mich die Gefühls-Prioritäten klar und eindeutig. Also bleibt mir nichts anderes als zu kämpfen, WENN ich den derzeitigen Stand der Dinge so beibehalten UND gegebenenfalls sogar verbessern möchte.
„Okay.“, war das einzige Wort, was von ihm noch kam.

Es ist eindeutig. Ich liebe Gunnar ohne Vorbehalte. Was soll ich tun?


----------------------------

Gunnar war und ist nach wie vor mein liebvoller, zärtlicher und mich umsorgender Ehemann. NICHTS anderes habe ich erwartet. Im Grunde tut er schon, was er sagt. Und er ist offen und ehrlich dabei.
„Es tut mir leid, der vergangenen Tage wegen. Das ich nicht bei dir war. Es war doch nur wegen Alexas Familie. Sonst wäre ich doch am Samstag zurückgekommen.“
Ich atmete einmal tief durch. Erwiderte nichts. Schwieg und wusste, dass es die Wahrheit war.
Und Gunnar war selbstredend klar, dass ich viel lieber mit IHM hätte zusammen sein wollen. Was sonst?

Später fragte ich noch einmal nach, wie lange Alexas Eltern denn noch in Schweden bleiben. Ob sie von der Schwangerschaft ihrer Tochter wüssten und auch, dass er der Vater war.
„Eine Woche. Und JA. Sie wissen es. Auch, dass ich der Vater bin.“
„Drängen sie dich nicht, sie zu heiraten?“
„Ich habe ihnen, sowie Alexa zuvor, unmissverständlich klar gemacht, dass ich dich Rea, niemals verlassen werde. Entweder sie akzeptiert ihren Platz, so wie er jetzt ist, oder es ist aus zwischen uns. Und ich bin nun wahrlich überaus verständnisvoll, nachsichtig und einfühlsam mit ihr, weil ich sie liebe. Bin bei ihr, wann immer es mir möglich ist. Und du weißt Rea, dass sie das anerkennt und auch dich. Sie mag dich und ist dir sogar eine gute Freundin, wenn du sie nur lässt.“
Die Freundin überging ich beflissen und fragte weiter. „Und ihre Eltern? Was sagen DIE dazu?“
„Natürlich würden sie es lieber sehen, wenn ich ihre Tochter heirate. Aber es war Alexas Entscheidung ein Kind zu bekommen. Ich wurde nicht weiter gefragt. Und sie bestätigte das vor ihren Eltern.“
„Und wenn das Kind geboren ist? Was dann?“
Gunnar nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und sah mich liebevoll lächelnd an. „Du musst doch nichts befürchten. Es wird sein wie mit Marie.“
„Nein. Wird es nicht. Marie und du, ihr liebt euch nicht. Mit Alexa ist das anders.“
Er ließ mich los und wurde ein wenig ernster. „Mag sein. Aber es wird sich nichts ändern. Ich werde sie besuchen, mit ihr zusammen sein wie bisher und mich selbstverständlich um sie und das Kind kümmern.“ Gunnar hob die Schulter. „Vielleicht werden es ein paar Stunden mehr sein als bisher, die ich dann bei ihr bin. Zugegeben. Aber im Grunde......“
„.....kommt sie dann auch hier her ins Zentrum mit dem Kind und ich muss es notgedrungen ertragen und erdulden. Noch freundlich zu ihr sein?“
„Ja. Warum denn nicht. Du kannst es doch auch mit Óðinn Asger und Inula Castanes ganz gut. Was ist schon dabei.“
„Ja. Ich kann es, weil ich es muss! Weil du es mir aufbürdest.“ 
"Nicht ICH allein."
"Ja. Ich weiß. Marie ebenso." Womöglich hat sie sogar noch Spaß daran. Dachte ich so.
„Komm’, lass gut sein. Ich will jetzt nicht mit dir streiten. Und schon ganz und gar nicht über Sachen, die noch nicht spruchreif sind.“, waren Gunnars abschließende Worte und er blieb noch einige Augenblicke ernst. Aber dann kam er freundlich Lächeln auf mich zu. Umarmte, küsste, liebkoste mich. „Du musst dich wirklich nicht sorgen Rea. Ich liebe dich über alles. Gleich, wie viel Tage ich nicht bei dir bin, oder was auch immer geschieht. Das weißt du doch."

-----------------------------

Ein Musik-skyp-Abend, in Konferenz-Schaltung – mit Alexa, Marie und Henrik, Gunnars Brüder Gustav und Sam. Später kam noch Kevin hinzu.
Es war recht amüsant. Jeder brachte seine Songs mit ein und alle hörten sie ihn mit an.
Eine Party am Notebook. Ohne aus dem Haus zu gehen.
Es war eine super Idee von Gunnar gewesen. wir hatten alle unseren Spaß.

-------------------------------

Heute Morgen Sex. Was sonst? Gunnar eben. Dann rief sogleich Alexa an. Sie fragte Gunnar, ob er ihr noch eine Woche Urlaub genehmigen würde. Sie wolle erneut ein paar Tage mit ihren Eltern verreisen, bevor sie zurück nach Hause fliegen.
Gunnar stimmte (selbstredend!) zu. Was sonst? Und dann entspann sich ein Gespräch zwischen ihnen, das ich SO nicht erwartet hätte. Alexa schein ebenso (ein wenig eifersüchtig zu sein) zu monieren, dass er so oft nicht bei ihr war.
„Es nervt.“, hatte sie unmissverständlich und entschieden gesagt.
„Offensichtlich spielen deine Hormone verrückt.“, war Gunnars Antwort gewesen. Worauf sie ein wenig zickig war.
„Oh! Ein Sturm im Wasserglas?“, war mein Satz, welchen ICH dazu beitrug und Alexa hörte ihn selbstverständlich. Und ich hörte sie. Denn Gunnar hatte auf laut gestellt und es angekündigt (wie es sich gehört).
„Nein. Alles in Ordnung“, antwortete Gunnar mir. „Du,....ihr wisst doch, dass ich keine Zänker- oder Eifersüchteleien mag. Es gibt keinerlei Grund dafür, ihr beiden.“
Meinte ER!!!! (Wir Frauen sahen das offenbar anders.)
Aber egal. Ich nahm Gunnars Worte, wie sie waren und beließ es dabei. Denn bisher war er doch stets offen und ehrlich gewesen. Niemand von uns wollte Streit. Auch ich nicht. Und Alexa ebenso wenig.
„Was siehst du mich an? Bin ich etwa eifersüchtig?“, fragte ich ihn ein wenig erheitert. Denn Gunnar starrte mir in die Augen, als erwarte er in jedem Moment noch eine Antwort von mir. Oder einen missbilligenden Blick.
Gunnar lachte. „Du, oder besser, ihr Frauen seid doch immer irgendwie eifersüchtig aufeinander und am Mäkeln, wo es nichts zu monieren gibt.", sagte er provozierend und grinste. "Wir Männer wollen auch ab und an ein paar Stunden für uns selbst. Wo Männer  unter Männern sein können.“
„Das ist hier nicht Gegenstand der Diskussion.“, warf ich angriffslustig ein und Alexa stimmte mir sogar noch zu.
Gunnar hob abwehrend die Hände. „Oh nein! Wenn sich Frauen verbünden,......kapituliere ich.“ Er lachte gerade heraus.
Ich blieb ernst. „Da gibt es nichts zu lachen.“, wandt ich ein.
Aus Gunnars Gesicht wich das Lachen und er wurde ernster. Jedoch nicht streng. „Ich weiß doch mein Herz. Ich weiß. Aber jetzt lass gut sein. Vergeuden wir die Zeit nicht mit streiten.“
Auch das Gespräch mit Alexa beendete er und wir gingen gemeinsam frühstücken. 
Was heute so ganz ungewöhnlich für mich war. Ich aß Kuchen und trank gleich morgens einen Kaffee Latte.
„Bist du etwa auch schwanger?“, belustigte sich mein Ehemann, ob der ungewöhnlichen Gelüste.
„Wohl kaum.“
„Trotz Chemo und Pille ist es nicht unmöglich." Bei diesen Worten war er recht ernst. "Aber ich weiß auch, dass du es nicht willst.“, sagte er dann so sanft und zugetan, dass ich es als Anteilnahme deutete.
Ich antwortete nicht. Sah ihn nur ein wenig verdrießlich an.
Er hob die Hände und kippte mit seinem Stuhl nach hinten. „Entschuldige. Es war wirklich nicht bös’ gemeint. Es war nur eine Feststellung. Tut mir leid.“