Donnerstag, 12. Mai 2016

Von den Eigenschaften eines Liebhabers, einem alten Film und fabelhaften Frauen



Seit dieser einen Minute, in welcher ich wieder mit Gunnar, meinen Ehemann, zusammen bin, war es gerade so, als hätte es die Tage mit Derek nicht gegeben.
Selbstredend begegnen ich ihm nach wir vor im Büro und auch sonst manchmal im Zentrum. Nur ist (er) es mir im Augenblick nicht wirklich wichtig mit IHM zusammen zu sein. Daher vermeide ich es derzeit offenbar, zum Zentrum zu fahren und bleibe lieber hier im (gehassten/verschmähten) Apartment in Stockholm. Welches sich im selben Gebäudekomplex wie Gunnars Büro (und Alexas Apartment) befindet.) So schön und angenehm die Tage auch mit Derek waren. JETZT ist er beinahe aus meinem Habitat verschwunden. Ich denke kaum noch an ihn. Was mitnichten bedeutet, dass ich die Zeit mit ihm nicht zu schätzen wüsste. Nein. Ganz im Gegenteil. Ich liebe ihn nach wie vor aus ganzem Herzen. Nur....nicht im  Augenblick.

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Ich blieb daher nicht im Zentrum. Fuhr mit Gunnar noch vor dem Lunch nach Stockholm, um bei Hermans zu speisen. Anschließend begleitete ich meinen Ehemann in sein Büro, wo ich alle freundlich begrüßte. Auch Alexa. Sie kam mir, wie stets, freundschaftlich entgegen. Eine Umarmung. Ein Küsschen recht und eines links.
„Ich dachte du nahmst dir frei, um mit deinen Eltern zu reisen?“, fragte ich sie. Denn ich war erstaunt sie hier im Büro vorzufinden.
„Nein. Sie sind allein für ein paar Tage in den Norden gefahren. Haben sich einen Wagen geliehen und meinten, dass das schon so in Ordnung sei. Sie kommen dann noch einmal hier her zurück, bevor sie endgültig in die Staaten fliegen.“ Nun machte sie ein verschämtes  Gesicht. „Ich wollte doch meine gute Beziehung“, und an dieser Stelle zwinkerte sie mir zu, „zum Boss nicht über strapazieren. Das wäre doch unfair den anderen gegenüber.“ 

Während Gunnar im Büro verblieb, ruhte ich mich in unserem Apartment aus. Sinnierte über Dies und Das und bestellte mir Parfüm und andere Kosmetikartikel. Telefonierte mit Emilia Stephansdottir und Kevin im Zentrum.
Gunnar kam dann MIT Alexa zu mir und wir gingen essen.
Angesichts dessen, dass sie nun doch hier in Stockholm geblieben war und sie in diesem Augenblick mit uns speiste, befürchtete ich, dass ich sie gleichwohl den gesamten Abend, und im ungünstigsten Fall sogar die gesamte Nacht ertragen müsste. Aber nichts dergleichen. Ich war und blieb mit Gunnar am Abend und in der Nacht allein.
Wir sahen fern, hatten Sex und ich fragte Gunnar doch noch einmal nach der vergangenen Nacht, weil ich diesbezüglich keine Ruhe fand.
„Ich würde dich gern etwas fragen.“, begann ich meine Konversation in einer doch recht eigenartigen Minute.
„Aber jetzt doch nicht.“, keuchte Gunnar, während er mich mit seinen Armen auf seinem Schoß auf und ab bewegte. „Komm, kreis’ ein wenig mit dem Becken.“, forderte er mich stattdessen auf.   
Allerdings ließ ich nicht nach mit dem Fragen und als er zu Ende gekommen war, stellte ich sie noch einmal. Er schnaufte und stöhnte, suchte sich der Stimme zu enthalten. Was mir sagte,.....da war doch etwas und ich hatte mich nicht getäuscht.
„Also was? Ja oder nein? Warst du bei einer anderen?“, ließ ich nicht nach.
„Du willst das jetzt tatsächlich wissen?“
„Ja.“
„Okay. Dann bestätige ich jetzt deinen Verdacht. Ich war für zwei Stunden im Zimmer über eurem Büro, letzte Nacht.
„Mit wem?“, schoss es aus mir heraus.
Gunnar hielt mich fest und drückte mich an sich. „Komm. Lass gut sein Rea. Wir wollen doch nicht streiten.“
„Wer war sie?“, fragte ich noch einmal mit einem sanfteren, jedoch beharrlichen Ton.
Gunnar zierte sich ihre Identität Preis zu geben. Warum?
„Ist das wirklich SO immens wichtig für dich?“, fragte er dann. „Ich habe es doch schon längst vergessen. Es war gestern. Und ich finde es gerade in diesem Augenblick unangebracht mich so etwas zu fragen, wo wir ineinander sind. Es zerstört die Atmosphäre zwischen uns. Meinst du nicht auch?“
„Schon okay. Nur noch der Name. Dann halte ich still.“
Gunnar atmete tief und fest aus. „Waris. Und jetzt bitte, vergiss’ das Ganze. Ich habe es schon längst.“

W-a-r-i-s. Der Name kreiste mit samt einem Bild von ihrer Jugend und Schönheit in meinem Kopf. Ich vermochte es nicht so easy zu vergessen, wie er mir riet. Infolgedessen platze ich, zu einem späteren Zeitpunkt, gerade als wir zu Bett gehen wollten, doch noch mit einer Bemerkung zu diesem Thema heraus. Alldieweil es mir schlicht und einfach keine Ruhe ließ. Schließlich befürchtete ich für die kommende Nacht, dass er in dieser zu Alexa hinüber ging.
„Eine Junge musste es also sein?“ Noch im selben Augenblick als die Worte meinen Mund verließen, bereute ich es. Aber......gesagtes Wort,....geworfener Stein......
Gunnar sah mich an und ich wusste, dass es ihm leidlich war, mir überhaupt zu antworten. „Na und? Ist doch völlig egal.“, war seine abweisende Antwort und der Ton seiner stimme hörte sich gereizt an.
„Du warst mit ihr allein die ganzen zwei Stunden.“
Nun pustete er zischend die Luft durch seinen geöffneten Mund. Breitete die Arme aus und es war eindeutig, dass ihm meine Fragerei gewaltig auf die Nerven ging. „Ja. War ich. Du kannst gern das nächste Mal dabei sein, wenn du magst. Dann weißt du aus erster Hand was dort so geschieht. Und brauchst mich nicht zu fragen.“
„Es war nur eine Frage. Und ich dachte, du wolltest immer offen und ehrlich zu mir sein?“, versuchte ich die Situation, zuzüglich eines wohlwollenden Lächelns zu entschärfen.
„DAS BIN ICH DOCH AUCH! Um Himmels Willen! Aber ich muss doch nicht ständig darüber reden!“ Gunnar Blick, der zu mir herüber schwenkte, sagte alles. Und ich wusste, jetzt war es genug mit den Fragen.
„Weißt du was?“, sagte er schließlich, „Du zerstörst mit dieser unnützen Fragerei die wundervolle Energie, die zwischen uns war, in den vergangenen Tagen.“ ER schüttelte mit dem Kopf und schnauft noch einmal durch.
Ich ging zu ihm hin, legte meine Arme um seine Hüften und meinen Kopf auf seine Brust. „Verzeih mir. Es tut mir leid. Du hast Recht. Kein Wort mehr davon. Versprochen.“

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Am heutigen Morgen hatten wir uns vorgenommen frühzeitig aufzustehen. Allerdings schliefen wir beide wieder ein und als wir dann erwachten, war es bereits neun.
Gunnar sprang aus dem Bett. „Verdammt!“
„Dann gehe doch erst nach dem Mittagessen arbeiten. Wir nehmen uns diese Stunden noch für uns zwei.“, schlug ich vor.
Er blieb noch in der Bewegung stehen und grinste. „Warum nicht?“
Und auch ICH dachte darüber nach erst am Nachmittag im Zentrum vorbei zu schauen. Mir ist nur all zu bewusst, dass es einiges zu tun gäbe. (Was ich bislang vor mir her schob. Es ist nichts wirklich Wichtiges. Allerdings MUSS es eben doch irgendwann erledigt werden. Es ist eben nur,......weil es Mühe macht.)

Am Ende blieb ich in der Stadt. Fragte noch einmal bei Kevin nach, ob meine Anwesenheit im Zentrum dringend nötig wäre. Und da er verneinte, suchte ich kurz Gunnar im nebenan liegenden Büro auf, um ihn darüber zu informieren, dass ich nicht zum Zentrum fahren würde. Setzte mich im Anschluss daran in ein Cafe’ um die Ecke. Sah mir danach im Apartment einen alten Film an und warte nun, bis Gunnar seine Arbeit beendet hat. Und ich hoffe inständigst, er kommt allein! Denn er hat es mir versprochen.
„Wenn du lieber mit Alexa zusammen sein magst, dann fahre ich ins Zentrum.“, hatte ich zu ihm gesagt.
„Nein. Bleib hier. Ich will mit DIR zusammen sein. Wir sind nur zu zweit. Versprochen.“, hatte er erwidert. Was sich hoffentlich nicht ändert. Sonst nehme ich mir noch am Abend ein Taxi und kehre doch noch ins Zentrum zurück.

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Eigenartig. Derek fehlte mir tatsächlich nicht in den letzten Tagen, in denen ich mit Gunnar zusammen war. Ich dachte kaum an ihn.
Womöglich ist es in der Tat besser, und ich sollte es doch aus Erfahrung wissen, sich stets nur auf DEN Mann zu konzentrieren, mit welchem man zusammen ist. Zudem ich Gunnar wirklich liebe und nicht ohne ihn sein mag.
Gut. Mag sein. Man führt ein Telefongespräch mit dem anderen. Was dann sogar noch störend wirken kann. Oder auch nicht. Kommt ganz auf die jeweilige Situation an. Nur Derek bedrängt mich nicht. Er lässt mir freien Lauf. Eine hervorragende Eigenschaft eines Liebhabers. Unterdessen ist mir gleichwohl bewusst, dass er noch andere Verpflichtungen hat. Seine Mutter, seinen Vater samt dessen Frau und Kindern, seinen Job und nicht zuletzt sich selbst. Wie viel Zeit bleibt da noch ein Liebhaber (für wen auch immer) zu sein? Zudem drängen ihn noch seine Eltern, sich mit Giselle, oder einer anderen, passenderen Frau als mir, die NICHT verheiratet ist wie ICH, zu treffen. Muss wohl ein hartes Leben sein. Da geht Mann doch gern ins Fittnessstudio und lässt den Frust in die Gewichte fließen. Viele Männer können das......zum Glück!!! Andere nicht.

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Ich finde mein Geschreibsel heute doch recht dilettantisch. Kommt offenbar von dem Film, welchen ich gerade sah.
Nein. Ich glaube NICHT, dass ich hier verraten muss, welcher es war. (Zwinker und Link!) Er ist alt. Wurde Ende der achtziger Jahre gedreht. Zudem würde ihn so wie so niemand kennen. Dennoch ist er außergewöhnlich. Beleuchtet er doch das triste Leben einer Ehe- und Hausfrau, welche sich und ihre Träume zwischen Kochtöpfen und schmutziger Wäsche verloren hat. Allerdings findet sie dann doch noch, mit über vierzig Jahren, den Mut auszubrechen. Einfach fabelhaft, diese Frau! Bewundernswert.