Seit
dieser einen Minute, in welcher ich wieder mit Gunnar, meinen Ehemann, zusammen
bin, war es gerade so, als hätte es die Tage mit Derek nicht gegeben.
Selbstredend
begegnen ich ihm nach wir vor im Büro und auch sonst manchmal im Zentrum. Nur
ist (er) es mir im Augenblick nicht wirklich wichtig mit IHM zusammen zu sein.
Daher vermeide ich es derzeit offenbar, zum Zentrum zu fahren und bleibe lieber
hier im (gehassten/verschmähten) Apartment in Stockholm. Welches sich im selben
Gebäudekomplex wie Gunnars Büro (und Alexas Apartment) befindet.) So schön und
angenehm die Tage auch mit Derek waren. JETZT ist er beinahe aus meinem Habitat
verschwunden. Ich denke kaum noch an ihn. Was mitnichten bedeutet, dass ich die
Zeit mit ihm nicht zu schätzen wüsste. Nein. Ganz im Gegenteil. Ich liebe ihn
nach wie vor aus ganzem Herzen. Nur....nicht im Augenblick.
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Ich blieb
daher nicht im Zentrum. Fuhr mit Gunnar noch vor dem Lunch nach Stockholm, um bei
Hermans zu speisen. Anschließend begleitete ich meinen Ehemann in sein Büro, wo
ich alle freundlich begrüßte. Auch Alexa. Sie kam mir, wie stets,
freundschaftlich entgegen. Eine Umarmung. Ein Küsschen recht und eines links.
„Ich
dachte du nahmst dir frei, um mit deinen Eltern zu reisen?“, fragte ich sie.
Denn ich war erstaunt sie hier im Büro vorzufinden.
„Nein. Sie
sind allein für ein paar Tage in den Norden gefahren. Haben sich einen Wagen
geliehen und meinten, dass das schon so in Ordnung sei. Sie kommen dann noch
einmal hier her zurück, bevor sie endgültig in die Staaten fliegen.“ Nun machte
sie ein verschämtes Gesicht. „Ich wollte
doch meine gute Beziehung“, und an dieser Stelle zwinkerte sie mir zu, „zum
Boss nicht über strapazieren. Das wäre doch unfair den anderen gegenüber.“
Während
Gunnar im Büro verblieb, ruhte ich mich in unserem Apartment aus. Sinnierte
über Dies und Das und bestellte mir Parfüm und andere Kosmetikartikel. Telefonierte
mit Emilia Stephansdottir und Kevin im Zentrum.
Gunnar kam
dann MIT Alexa zu mir und wir gingen essen.
Angesichts
dessen, dass sie nun doch hier in Stockholm geblieben war und sie in diesem
Augenblick mit uns speiste, befürchtete ich, dass ich sie gleichwohl den gesamten
Abend, und im ungünstigsten Fall sogar die gesamte Nacht ertragen müsste. Aber
nichts dergleichen. Ich war und blieb mit Gunnar am Abend und in der Nacht
allein.
Wir sahen
fern, hatten Sex und ich fragte Gunnar doch noch einmal nach der vergangenen
Nacht, weil ich diesbezüglich keine Ruhe fand.
„Ich würde
dich gern etwas fragen.“, begann ich meine Konversation in einer doch recht
eigenartigen Minute.
„Aber
jetzt doch nicht.“, keuchte Gunnar, während er mich mit seinen Armen auf seinem
Schoß auf und ab bewegte. „Komm, kreis’ ein wenig mit dem Becken.“, forderte er
mich stattdessen auf.
Allerdings
ließ ich nicht nach mit dem Fragen und als er zu Ende gekommen war, stellte ich sie noch einmal. Er schnaufte und
stöhnte, suchte sich der Stimme zu enthalten. Was mir sagte,.....da war doch
etwas und ich hatte mich nicht getäuscht.
„Also was?
Ja oder nein? Warst du bei einer anderen?“, ließ ich nicht nach.
„Du willst
das jetzt tatsächlich wissen?“
„Ja.“
„Okay.
Dann bestätige ich jetzt deinen Verdacht. Ich war für zwei Stunden im Zimmer
über eurem Büro, letzte Nacht.
„Mit
wem?“, schoss es aus mir heraus.
Gunnar hielt
mich fest und drückte mich an sich. „Komm. Lass gut sein Rea. Wir wollen doch
nicht streiten.“
„Wer war
sie?“, fragte ich noch einmal mit einem sanfteren, jedoch beharrlichen Ton.
Gunnar
zierte sich ihre Identität Preis zu geben. Warum?
„Ist das
wirklich SO immens wichtig für dich?“, fragte er dann. „Ich habe es doch schon
längst vergessen. Es war gestern. Und ich finde es gerade in diesem Augenblick
unangebracht mich so etwas zu fragen, wo wir ineinander sind. Es zerstört die
Atmosphäre zwischen uns. Meinst du nicht auch?“
„Schon
okay. Nur noch der Name. Dann halte ich still.“
Gunnar
atmete tief und fest aus. „Waris. Und jetzt bitte, vergiss’ das Ganze. Ich habe
es schon längst.“
W-a-r-i-s.
Der Name kreiste mit samt einem Bild von ihrer Jugend und Schönheit in meinem
Kopf. Ich vermochte es nicht so easy zu vergessen, wie er mir riet.
Infolgedessen platze ich, zu einem späteren Zeitpunkt, gerade als wir zu Bett
gehen wollten, doch noch mit einer Bemerkung zu diesem Thema heraus. Alldieweil
es mir schlicht und einfach keine Ruhe ließ. Schließlich befürchtete ich für
die kommende Nacht, dass er in dieser zu Alexa hinüber ging.
„Eine
Junge musste es also sein?“ Noch im selben Augenblick als die Worte meinen Mund
verließen, bereute ich es. Aber......gesagtes Wort,....geworfener Stein......
Gunnar sah
mich an und ich wusste, dass es ihm leidlich war, mir überhaupt zu antworten.
„Na und? Ist doch völlig egal.“, war seine abweisende Antwort und der Ton
seiner stimme hörte sich gereizt an.
„Du warst
mit ihr allein die ganzen zwei Stunden.“
Nun
pustete er zischend die Luft durch seinen geöffneten Mund. Breitete die Arme
aus und es war eindeutig, dass ihm meine Fragerei gewaltig auf die Nerven ging.
„Ja. War ich. Du kannst gern das nächste Mal dabei sein, wenn du magst. Dann
weißt du aus erster Hand was dort so geschieht. Und brauchst mich nicht zu
fragen.“
„Es war
nur eine Frage. Und ich dachte, du wolltest immer offen und ehrlich zu mir
sein?“, versuchte ich die Situation, zuzüglich eines wohlwollenden Lächelns zu
entschärfen.
„DAS BIN
ICH DOCH AUCH! Um Himmels Willen! Aber ich muss doch nicht ständig darüber
reden!“ Gunnar Blick, der zu mir herüber schwenkte, sagte alles. Und ich
wusste, jetzt war es genug mit den Fragen.
„Weißt du
was?“, sagte er schließlich, „Du zerstörst mit dieser unnützen Fragerei die
wundervolle Energie, die zwischen uns war, in den vergangenen Tagen.“ ER
schüttelte mit dem Kopf und schnauft noch einmal durch.
Ich ging
zu ihm hin, legte meine Arme um seine Hüften und meinen Kopf auf seine Brust.
„Verzeih mir. Es tut mir leid. Du hast Recht. Kein Wort mehr davon.
Versprochen.“
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Am
heutigen Morgen hatten wir uns vorgenommen frühzeitig aufzustehen. Allerdings
schliefen wir beide wieder ein und als wir dann erwachten, war es bereits neun.
Gunnar
sprang aus dem Bett. „Verdammt!“
„Dann gehe
doch erst nach dem Mittagessen arbeiten. Wir nehmen uns diese Stunden noch für
uns zwei.“, schlug ich vor.
Er blieb
noch in der Bewegung stehen und grinste. „Warum nicht?“
Und auch
ICH dachte darüber nach erst am Nachmittag im Zentrum vorbei zu schauen. Mir
ist nur all zu bewusst, dass es einiges zu tun gäbe. (Was ich bislang vor mir
her schob. Es ist nichts wirklich Wichtiges. Allerdings MUSS es eben doch
irgendwann erledigt werden. Es ist eben nur,......weil es Mühe macht.)
Am Ende
blieb ich in der Stadt. Fragte noch einmal bei Kevin nach, ob meine Anwesenheit
im Zentrum dringend nötig wäre. Und da er verneinte, suchte ich kurz Gunnar im nebenan
liegenden Büro auf, um ihn darüber zu informieren, dass ich nicht zum Zentrum
fahren würde. Setzte mich im Anschluss daran in ein Cafe’ um die Ecke. Sah mir
danach im Apartment einen alten Film an und warte nun, bis Gunnar seine Arbeit
beendet hat. Und ich hoffe inständigst, er kommt allein! Denn er hat es mir
versprochen.
„Wenn du
lieber mit Alexa zusammen sein magst, dann fahre ich ins Zentrum.“, hatte ich
zu ihm gesagt.
„Nein. Bleib hier. Ich
will mit DIR zusammen sein. Wir sind nur zu zweit. Versprochen.“, hatte er erwidert.
Was sich hoffentlich nicht ändert. Sonst nehme ich mir noch am Abend ein Taxi
und kehre doch noch ins Zentrum zurück.
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Eigenartig.
Derek fehlte mir tatsächlich nicht in den letzten Tagen, in denen ich mit Gunnar
zusammen war. Ich dachte kaum an ihn.
Womöglich
ist es in der Tat besser, und ich sollte es doch aus Erfahrung wissen, sich
stets nur auf DEN Mann zu konzentrieren, mit welchem man zusammen ist. Zudem
ich Gunnar wirklich liebe und nicht ohne ihn sein mag.
Gut. Mag
sein. Man führt ein Telefongespräch mit dem anderen. Was dann sogar noch
störend wirken kann. Oder auch nicht. Kommt ganz auf die jeweilige Situation
an. Nur Derek bedrängt mich nicht. Er lässt mir freien Lauf. Eine hervorragende
Eigenschaft eines Liebhabers. Unterdessen ist mir gleichwohl bewusst, dass er
noch andere Verpflichtungen hat. Seine Mutter, seinen Vater samt dessen Frau
und Kindern, seinen Job und nicht zuletzt sich selbst. Wie viel Zeit bleibt da
noch ein Liebhaber (für wen auch immer) zu sein? Zudem drängen ihn noch seine
Eltern, sich mit Giselle, oder einer anderen, passenderen Frau als mir, die
NICHT verheiratet ist wie ICH, zu treffen. Muss wohl ein hartes Leben sein. Da
geht Mann doch gern ins Fittnessstudio und lässt den Frust in die Gewichte
fließen. Viele Männer können das......zum Glück!!! Andere nicht.
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Ich finde
mein Geschreibsel heute doch recht dilettantisch. Kommt offenbar von dem Film,
welchen ich gerade sah.
Nein. Ich
glaube NICHT, dass ich hier verraten muss, welcher es war. (Zwinker und Link!) Er
ist alt. Wurde Ende der achtziger Jahre gedreht. Zudem würde ihn so wie so
niemand kennen. Dennoch ist er außergewöhnlich. Beleuchtet er doch das triste
Leben einer Ehe- und Hausfrau, welche sich und ihre Träume zwischen Kochtöpfen
und schmutziger Wäsche verloren hat. Allerdings findet sie dann doch noch, mit
über vierzig Jahren, den Mut auszubrechen. Einfach fabelhaft, diese Frau! Bewundernswert.