Sonntag, 29. Mai 2016

Von schlummernden Magiern, Absichten und Rechtfertigungszwängen




Es ist wie das ungewisses Abtasten mit zittrigen Füßen eines Seiles, welches sich über einen Abgrund befindet, um das, unser, Sashas und Meines, Beieinandersein zu erfahren.....zumindest (vorerst) für eine kurze Zeit. Die Euphorie, die einer Verliebtheit, einem ersten Strohfeuer innewohnt, fehlt uns hier an dieser Stelle ganz. Jedenfalls mag es mir so ergehen. Was Sasha wirklich denkt und fühlt, vermag ich nicht zu sagen. Er erscheint mir oft sehr kühl und übt sich so manches Mal noch immer in sichtbarer Zurückhaltung. Oder ist es nur eine Art der Unsicherheit, welche er nicht gänzlich zu verbergen vermag. DAS allerdings hätte ich nicht von ihm erwartet. Denn gerade jetzt fragte ich mich, wo wir so nah beieinander sind, wo seine anfängliche Selbstsicherheit, welche er ausstrahlte, geblieben ist. Sasha scheint mir im Augenblick nichts weiter zu sein als ein ganz normaler Mann, der offensichtlich nicht weiß, wie er mit Rea verfahren soll.

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Im Nachhinein war mir eingefallen, dass ich auch Josh hätte bitten können, mit mir nach London zu kommen. Aber wollte ich das? Nein! Ich gedachte Sasha Fliess, aus verschiedenerlei Gründen, die ich hier schon anführte, besser kennen zu lernen. Dies war nun eine günstige Gelegenheit dazu. Fragte ich mich doch weiterhin, ob er als Spion zu mir geschickt worden ist. Oder ob es einfach nur das pure, persönliche  Interessant an mir war, weshalb er der Reise mit mir zugestimmt hatte. Denn er ließ schon ab und an mit Worten und mit Blicken verlauten, wie überaus attraktiv er mich fand. (Was im Grund nichts zu bedeuten hat.) Bereits seit unserer ersten Begegnung. Und dass er sich deshalb so  nachdrücklich, resolut und entschlossen bemüht hatte, einen Job im Büro, also in meiner Nähe zu bekommen. Was nun leider nicht so gekommen war.
Er lächelte mich an und ich war mir sicher, er erhoffte von mir eine wohlwollende Antwort zu hören, welche ihm doch noch den ersehnten Job im Büro ermöglichen würde. Jedoch gab ich ihm keinerlei Anlass dazu, sich diesbezüglich ein JA von mir zu erhoffen. Im Gegenteil. Ich entmutigte ihn sogar.
„Es tut mir leid Sasha, im Büro ist nichts mehr frei. Genau genommen hatte ich......“, und hier unterbrach ich mich selbst, denn es war nicht von Nöten, ihm gegenüber  betriebsinterne Angelegenheiten auszuplaudern. Gerade IHM gegenüber nicht!
Sasha hatte mich aufmerksam angesehen und zugehört. „Was hattest du?“, fragte er sogleich nach und sah mich durchdringend an.
„Ach nichts.“, tat ich es mit einer abwertenden Handbewegung ab und lenkte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes.

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In einer gut gewählten Minute, schaltete ich mein iPhone ein und sah, dass dort, wie erwartet, zig Anrufe eingegangen waren. Von Gunnar, von Derek einer von Marie. SIE rief ich zurück und wir unterhielten uns zwei Stunden. Es war ein recht anstrengendes Gespräch. Sie war irgendwie in einer überkippenden Hochstimmung. Ihre Stimm war dabei oft schrill, sodass sie mir in den Ohren klingelte.
Danach schaltete ich, ohne mich bei den beiden Männern zu melden, schlicht und einfach wieder aus.
Am Abend ging ich mit Sasha weg. Wir waren essen und im Kino. Kamen sehr spät nach Hause zurück. Ich surften im Netzt und wir redeten noch eine Weile. Es war so gegen drei, als wir schlussendlich zu Bett gegangen sind.

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Schon des ganzen Abend lang fühlte ich mich nicht wohl. Und wenn ich es zeitlich genau definieren sollte, wann mein Unwohlsein explizit begann, so würde ich sagen, es war, nachdem ich mit Marie gesprochen hatte.
War es ihre Energie, die mich belastete?
Ich erwähnte es, in einem kurzen Satz mit treffenden Worten, Sasha gegenüber. Was gleichwohl dazu dienen sollte, ihn auf Magie hin zu prüfen. Wusste er darüber Bescheid oder war er diesbezüglich eher unbedarft?
Erstaunliches offenbarte sich hier. Er kannte sich aus und das doch recht formidabel. Wer hätte es gedacht. Seine Blicke ließen zudem vermuten, dass er nicht all seine Kenntnisse gänzlich offenbarte. Ich war überrascht. Und wenn er tatsächlich so bewandert war, in diesen magischen Dingen, wie es anzunehmen ist, sah er in meinen Augen, dass ich es wusste, dass er ein Magier war. Allerdings ließ mich dies noch viel mehr erahnen. Dass er womöglich doch DER war, für den ich ihn hielt. Ein Spion.
Andererseits bedeutet, sich mit magischen Dingen auszukennen noch lange nicht, dass man ein heuchelnder Verräter war.
Auch in dieser Hinsicht war unsere Begegnung eher schemenhaft. Nichts Eindeutiges wie mir schien. Da waren noch immer zu viele unausgesprochene Dinge. Zu viel Zögern, Distance und Verschlossenheit. Zu welchem Zweck sollte das dienen nicht offen und ehrlich zu sein? Was auch mich in Wachsamkeit hielt.

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Heute Morgen noch einmal Sex. Der mir eher ein wenig aufgesetzt wirkte. Nicht so spontan und verlangend wie gestern. Ähnlich dem der Torschlusspanik. Allerdings vermag ich dies nur aus meiner eigenen Wahrnehmung heraus zu interpretieren.

So wie so begann der Tag ziemlich hektisch. Ich war/bin so aufgeputscht wie sonst selten. Was wohl daran liegen mag, dass ich meiner spontanen Reiselust wegen, vor Gunnar und Derek in einen Rechtfertigungszwang gerate, sobald ich wieder im Zentrum bin.