Ich will
nicht streiten! Nein! Das mag ich nicht. Ich hasse Konflikte! Wortgefechte der
verletzenden Art, die sich hoch schaukeln und die beteiligten immer zorniger
werden lassen.
Das muss
nicht sein. Es ist besser, Kontroversen in Ruhe zu regeln und bei zu legen. Gegebenenfalls
miteinander auszudiskutieren. Wenn beide Seiten dazu bereit sind. Stets mit
einem Augen des Verständnisses für den
anderen. Schließlich kennt man dessen Probleme in einer Beziehung nur zu genau.
Würden
Paare beiderseitig, Menschen überhaupt, genau DIES beherzigen, dann bräuchte es
keine Scheidungsanwälte mehr.
Nun, wie
komme ich darauf?
Als wir
Lara im Hospital besuchten, stellte sich heraus, dass Gunnar noch kurz, vor dem
Angriff auf sie, bei ihr war. Sie hatte sich in der Aufregung, als sie uns noch
einmal das Erlebte rekapitulieren erzählte, versprochen. Oder nicht daran
gedacht, dass es mir Gunnar womöglich noch nicht gestanden hatte.
Er war
nicht joggen, wie er sagte. Nein. Er war bei Lara gewesen, um zu ficken.
Aber für
Gunnar ist dies nun nichts wirklich Außergewöhnliches. Gleichwohl er sich doch Mühe
gibt, dergleichen Unarten, Begierden, (Unsittlichkeiten?), Wollüstigkeiten,
Verlangen, Leidenschaften, Süchte und Triebe abzulegen. Oder zumindest (auf ein
Minimum) zu beschränken.
Offenbar
war es ihm an diesem Morgen eben NICHT möglich gewesen. Und........Mann/Frau erinnere
sich, ich hatte es geahnt.
Ach nein.
Das bezog sich auf gestern. Also, auf einen Tag darauf. Auf Montagmorgen. Als
Gunnar so frustriert wegen Lara war, dachte ich mir bereits (und äußerte dies
hier), dass sein Frust sich einen Weg aus ihm heraus bahnen würde. Zumeist
nutzt Gunnar dazu zumeist die Region zwischen seinen Beinen. Das Hängende Etwas, was
dann aufstand und Schuss für Schuss, oder sollte ich besser sagen Stoß für
Stoß, die schlechte Laune aus seinem Körper katapultierte.
Nun gut.
Wir Frauen haben diese Möglichkeit nicht. Zumindest nicht auf diese Weise.
(Aber ein guter Vergeltungsfick, hat immer etwas ungemein Genugtuendes an sich.)
Lara
gegenüber und in diesem Augenblick, während wir im Krankenzimmer saßen,
schluckte ich selbstredend meinen Verdruss hinunter. Womöglich hatte sich mein Gram auch
bis nach Hause verflüchtigt. Wie das oft schon der Fall gewesen war. Schließlich
wusste ich, dass Gunnar ab und an noch immer mit Lara in intimer Weise verkehrt.
Hatte ich doch erst vor kurzem davon gehört und vor einiger Zeit sogar selbst
des Nachts einen Blick darauf geworfen, als Gunnar in seinem Spielzimmer mit
Lara, Ailin Zai und Waris Björnsdottir fickender
Weise zu Gange war.
Allerdings
platze ich nicht hinein, so wie damals noch, zu Beginn meiner Ehe mit ihm.
Ich schaute nur kurz durch die Spalte (!?) der Tür und schlich mich dann
wieder leise davon.
Aber egal.
Als wir zu
Hause (im Zentrum) ankamen, hatte ich es allerdings noch nicht vergessen. Nein.
Wie blöd von mir. Ich sprach es sogar noch einmal an. Und wie erwartet, gab er
es offen und ehrlich, so ganz nebenher, zu. Warum auch nicht. Hatten wir es uns
doch versprochen, dem anderen stets die Wahrheit zu sagen.
„Und was
war heute Morgen?“, vermochte ich dummer Weise meinen Mund und meine Gedanken weiterhin eben NICHT bei mir zu behalten. „Warst du da wirklich joggen?“
Gunnar
schnaufte. Aber da er nun einmal dabei gewesen war, mir, in aller Kürze, ein
umfassendes Geständnis abzulegen, vermochte er gleichwohl die Wahrheit über den
Montagmorgen NICHT vor mir zu verbergen und gestand, dass er in seinem
Spielzimmer im Bürogebäude war. Nicht etwa joggen, wie er sagte. Nein.
„Mit wem?“,
schoss es unkontrolliert aus mir heraus.
„Keshia
Berggren.“, sagte er fast lautlos und ein wenig zögerlich.
„Wie alt
ist dieses Mädchen eigentlich?“, erboste ich mich mit einem Mal. (Warum tat ich
das eigentlich? Ahnte ich nicht bereits, dass es so war und dass er auch mit ihr....?)
„Kann ich
nicht genau sagen.“, antwortete Gunnar lapidar mit gesenktem Kopf und leiser
Stimme. Die Unterhaltung war ihm unangenehm. Das war ihm deutlichst anzusehen.
„Ich denke, sie sagte, sie sei achtzehn.“
Ich pustete die Luft stoßweise aus sich heraus. „Wie kannst du nur? Sie ist noch
ein Kind!“
Gunnar
hüstelte. Stotterte: „Wohl kaum. Danach sieht sie auch nicht aus.“ Nun begann
er schneller zu atmen wie zuvor. Fast hechelte er. Gerade so, als wäre er
tatsächlich drei Kilometer um den See gelaufen. „Da war so viel in mir drinnen.......es
musste einfach raus......sie kennt das Safewort und weiß Bescheid. Überdies ist
sie, wie andere, keine erstzunehmende Konkurrenz für dich. Ich will nichts von
ihr. Nur ihren Körper. Sie weiß das auch.“
Was redete
er da nur für zusammenhangloses Zeug? Wollte ich das Wissen? Hatte ich DANACH
gefragt? Gunnar war offenbar überraschender Weise nervös. Das kannte ich nicht
wirklich von ihm, wenn es sich um dergleichen Belange handelte. Er legte mir
immer offen Rechenschaft ab. Ohne dabei übermäßig aufgeregt zu sein. Aber
dieses Mal schien es anders.
„Safewort?“,
fragte ich verwirrt. „Als Switcher bist du WAS bei IHR? Der dominante oder der
unterwürfige Part?“
„In diesem
Fall der Bestimmende.“
„Ahhhhh.“
„Rea, du
musst dich beruhigen.“, hörte ich Gunnars Stimme in meinem Ohr.
War ich überhaupt
aufgeregt?
„Es gibt nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest.“, spulte er seine
Rechtfertigungen, seine gewohnten Sätze ab.
„Ich
dachte du wolltest.....?!“, versuchte ich anzumerken und sah mich im nächsten
Moment genötigt meine Frage abzubrechen. Gleichwohl ich noch so bei mir dachte,
Gunnar würde schon wissen, was ich hatte sagen wollen.
„Tue ich
doch auch!“, fuhr Gunnar nun einigermaßen unwirsch dazwischen und hatte mir
somit das Wort abgeschnitten. „Aber die Sache mit Lara, dass ich noch kurz zuvor
bei ihr war. Ich hätte es verhindern können!“ (Machte er sich tatsächlich
Vorwürfe deswegen? Oder sagte er es nur so, um mir für sein Verhalten einen
Grund vorzulegen?) „Ich war frustriert und wütend dazu. Auf mich selbst vor
allem. Aber nach der Sache mit Keshia noch mehr.“ (Hä? Nun verstand ich gar
nichts mehr. Ich dachte der Fick mit Keshia diente dazu, dass sich Gunnar
wieder besser fühlte?)
Gunnar sah
mich mit zusammen gekniffenen Augen und düsteren Blick an. „Ich weiß, dass es
falsch war, dir gegenüber, DAS zu tun. Es tut mir leid. Ich konnte mich in
diesem Moment nicht beherrschen. Ich war wir ein hungriger Wolf, der nach Beute
sucht. Im Grunde hat mein Verhalten alles noch schlimmer gemacht! Auch für mich
selbst. Denkst du, das weiß ich nicht?! Wo ich mich doch so reglementiere.“
(Seine Ausdruckweise ließ hier sehr zu wünschen übrig. Glitt er doch ein wenig
ins Gewöhnliche ab.)
„Es ist
immer so ein schmaler Grad.“ Gunnar atmete schwer. „Bitte verzeih mir.“ Seine
Stimme wurde sanfter. „Das nächste Mal werde ich es schaffen.“ Dieser Satz kam energisch
aus ihm heraus. Gerade so, als wäre es bereist geschehen.
Nun kam er
langsam, mit kleinen, zögerlichen Schritten auf mich zu, griff nach meiner
Hand, aber sein Kopf war noch immer gesenkt. Ich entzog ihm die Meine nicht.
Ließ es zu, dass er sie nahm. Gunnar trat nun ganz dicht an mich heran. Begann
zu schmusen und mich zu küssen. Auch das ließ ich zu. Ich hatte es doch ohnehin
bereits am Morgen schon geahnt, dass er eben NICHT NUR joggen war. Warum also
jetzt noch streiten? Das brachte nichts.
Da mein
Blick offenbar für ihn noch immer recht grüblerisch auszusehen schien , stupste
er mich immer wieder mit der Nase, seiner Wange, seinem Gesicht an, wie ein
Hund und lächelte sacht. „Tut mir leid. Ich bemühe mich doch schon. Aber
manchmal......gehen die Pferde, oder in diesem Fall der Frust noch mit mir
durch. Ich werde es das nächste Mal schaffen, dem Impuls NICHT nachzugeben.
Versprochen.“
Ich
lächelte ihn zögerlich an und......hatte ihm schon längst vergeben. Schließlich
wusste ich um sein (psychisches) Problem. Um den Preis, welchen wir beide
zahlten, der aus der Zeit in dieser Sekte kam, die ihn zu einem Sexsüchtigen
hatte werden lassen.
Und schon
hatte ich es (fast?) bereut, dass ich ihn überhaupt daraufhin angesprochen
hatte. Ich hätte es genauso gut dabei bewenden lassen können. Es übergehen
können. Wozu denn streiten, verdammt noch mal! Es war ohnehin vergebens. Ich
schadete mir nur selbst.
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Der Abend
war ruhig. Der Morgen eher hektisch.
Wir
wachten gegen acht Uhr auf.
„Guten
Morgen!“ Ein Lächeln und schon griff jeder von uns nach seinem iPhone und rief
seine Arbeit an.
Kevin
lachte. Er wusste Bescheid. Hatte schon alles in die Wege geleitet, dass das
Briefing später stattfand. (Wenn ICH ausgeschlafen hatte.)
Bei Gunnar
war es ähnlich.
Noch eine
viertel Stunde lagen wir nebeneinander im Bett, bevor wir uns aus diesem
pellten und redeten noch einmal über Gunnars Begehrlichkeiten und Schwächen.
Er sagte,
dass sich in ihm ständig etwas verändert. Er wäre offenbar tatsächlich, auf
länger Zeit hin, ein Switscher. Hätte Lust auf beides. Und in diesem
Zusammenhang redeten wir über Siv und ihre Schwestern. Er bat mich zu verstehen,
dass er Appetit danach hätte und rief sie sogleich an, um einen Termin
auszumachen. Alldieweil ICH ihm diesen speziellen Wunsch, die Domina zu sein,
seinen Schwanz mit einem Lederriemen zu peitschen, ihm Nippelklemmen anzulegen,
Gewichte an den Sack zu hängen und But-Plugs in sein Hinterteil zu schieben,
oder ganz und gar meinen Finger, verweigerte. Ebenso merke er gleichwohl an,
dass er im Augenblick ohnehin hungrig wäre, auf Sex. Auch, als der dominante
Part. Ab und an, würde es ihn immer noch rappeln, wie er sagt, und dann
vermochte er sich dem Verlangen offenbar noch immer nicht gänzlich zu
entziehen.
Nun gut.
Dann sei es so. Ich weiß, es bedeutet ihm nichts. Es ist rein körperlich und
wird an unsere Beziehung, unserer Ehe nichts ändern.
Dann
besinne ich mich, für meinen Teil, eben auf etwas anderes. Derek.
Womöglich noch ein Treffen mit Sasha Fliess. Und Jason Anekelea benötigt
möglicherweise gleichwohl ein wenig Trost.
So
nebenher könnte ich mich mit Kevin treffen. Ich weiß genau, er würde es wollen!
Troels
fällt mir noch ein. Aber ich glaube, diese Geschichte ist durch. Ist abgelebt.
Hat sich erledigt.
Nun, an
Neuen sollte es mir im Zentrum sicherlich nicht mangeln. Es gibt genügend
attraktive Männer hier. Dennoch werden es (überwiegend – ausschließlich?)
Gedanken bleiben. Denn als Chefin, vermag ich mir derlei Spielereien nicht
wirklich zu erlauben. Wenn ich weiterhin darauf hoffen möchte, dass man mir
Respekt gegenüber bringt.
Genau DA
liegt der Unterschied zwischen einer Frau und einem Mann. ER kann sich alles erlauben.
Ist dann noch der tolle Hecht. Aber SIE hingegen, ist rasch in Verruf
gebracht. So viel zu der immer noch männliche geprägten Gesellschaft, die
herrscht.