Samstag, 23. März 2013

Ein „Skål!” auf die einsamen Gedanken



Hjalmar, Sven und Carsten kamen überraschend zu uns ins Zentrum und entführten Gunnar unter dem Vorwand etwas besprechen zu müssen nach Stockholm.
Wie hätte ich es ihm verbieten können?
Gegen Abend rief er mich an. Fragte, ob ich nicht zu ihm kommen wolle. Was ich selbstredend verneinte. Entschuldigte sich mit Alkohol angereicherten Worten und sagte mir noch wie sehr er mich liebe. Wenn er zurück sei, würde er mir berichten.
Skål!

Elise kam überraschend zu mir und lud mich ein. Man würde ein wenig feiern. Ob ich nicht Lust hätte..?
Nein! Hatte ich nicht!
Skål!

Steve Bennet, Mitglied unseres Sicherheitsteams, war einer der Geburtstags-Männer der vergangenen Tage. Als ich zum Restaurant schlenderte und noch einen kurzen Umweg zu Troels Hütte lief hörte ich lautsarke ”Nachfeierlichkeiten”, an denenTroels ebenso teilzunehmen schien wie alle anderen die gerade nicht im Dienst waren. Mads, sein Bruder, stand in der Tür mit einer Bierflasche in seiner Hand. Ich wechselte augblicklich die Richtung und ging schlicht und einfach weiter.
Skål!

Muss ich mich ebenso wie alle anderen besaufen um Spaß zu haben? Um allen Frust und alle Schmerzen hinunter zu spülen? Um nicht allein zu sein. Mich „zugehörig“ zu fühlen? Freunde zu finden? Wird die Welt aus dem alkoholisierten Blickwinkel besser für mich?
Hierzu ein entschiedenes „Nein“!

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Marie rief an. Sie fliegt mit Adam zu seiner Familie.

Ian kam mir zudem noch in den Sinn. Seine Mutter ist schließlich noch immer hier im Zentrum.
Er war ebenso beschäftigt. Mit seiner Musik. Hatte keine Zeit.
Am aller liebsten wäre ich jedoch zu ihm nach Berlin gereist.
Gedanken an Kevin schlichen sich ein. Wie immer, wenn ich an Berlin dachte.

In diesem Augenblick fühlte ich mich so Hunde elend wie am vergangenen Sylvesterabend. Traurig und allein. Dachte über Hobbys, Auktionen und spirituelle Übungen nach, nach denen mir jetzt nicht der Sinn stand. Letztendlich beschloss ich das von Gunnar vorgeschlagene Gespräch mit Sarah Sjögren zu führen, die, wie ich hoffte, nicht ebenso betrunken war.
Trotz alledem startete ich einen letzten Versuch mit Troels via iPhone Verbindung aufzunehmen. Tatsächlich erreichte ich ihn. Und man höre und staune. Er war NICHT betrunken, und  ebenso wenig auf Steves Party gewesen.
Ich hatte Zeit verschwendet. Wie überaus bedauerlich!
Ich ging umgehend zu Troels und sagte Sarah Sjögren ab.

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„Ich habe an dich gedacht.“, sagte ich zu Troels. Was nicht wirklich der Wahrheit entsprach. Denn in meinem Kopf war, konnte nur Gunnar sein, wenn ich mit Gunnar zusammen war. Alle anderen Gedanken hätte er ohnehin bemerkt. Wären verräterische gewesen. Jedoch an ihn wollte ich jetzt nicht mehr denken.
Ich bin dankbar, dass es Troels gibt. Er beschämt mich beinahe mit seiner tiefen und liebevollen Ehrlichkeit. Ist für mich da.  Liebt und hält mich, wenn alle anderen fort sind. Sogar Gunnar.
Wie kann Gunnar es wagen? Wie kann er DAS tun? Hat er mir nicht versprochen immer bei mir zu sein?
Troels legte seine Arme um mich. „Ich an dich ebenso, UND, ich hatte KEINE andere. Bevor du fragst.“ Er lächelte mich an und küsste mich auf die Wange.
Ich gab mich ihm hin und es kam einer Erleichterung gleich. Einem Aufatmen. Einem Ausruhen. Sich gehen lassen. Fallen lassen. Jegliche störenden Gedanken beiseite schiebend. Sie wären unnütz gewesen. Zeitverschwendung.
Jedoch ließen mich die Impulse an Gunnar nicht los. Sein Gesicht blitzte zuweilen vor meinem inneren Auge auf. Ich wusste es! Er hat mich verhext.
Dennoch, so nach und nach wich sein Bild den wohligen Gefühlen in Troels Armen. Der Hingabe, und, ich vermag es nicht zu leugnen, einen überaus liebenvollem Gefühl ihm gegenüber.
Da sind keine schulmeisterischen Belehrungen. Obgleich Troels älter ist als Gunnar. Da war nur Frieden und Wohlgefühl. Was ich aufsog wie ein ausgetrockneter Schwamm das Wasser.
„Ich darf dich gewissermaßen überhaupt nicht lieben. Aber dennoch tue ich es.“, sagte Troels in ruhigem Ton und schmiegte sein Gesicht an meinen Hals.


„Um wie viel anders ist der Sex mit ihm als mit mir?“, fragte mich Troels nach einer Weile und ich gestand ihm, dass sein Penis viel leichter in mich glitt als Gunnars. Ebenso eine kurze Andeutung um Gunnars Neigungen. Aber dann wollte ich schweigen.
„Darüber mag ich jetzt nicht nachdenken. Wir haben bereits zu viel Zeit verloren. Verstehst du? Ich will genießen. Jeden Augenblick unseres Zusammenseins. Nicht mehr und nicht weniger. Denn das ist alles was uns bleibt.“
Es waren Worte die mich traurig stimmten. Troels wegen und ebenso um meinetwillen. Denn ER war in der Tat im Augenblick alles was mir geblieben war.

„Kannst du dir nicht vorstellen mit mir zu leben?“, fragte er, und es war exakt der richtige Zeitpunkt dafür. Denn in diesem Moment hatte ich den Blickwinkel gewechselt und festgestellt, dass ich sehr wohl dazu in der Lage sein könnte mit IHM zu leben. Denn der Sex mit ihm ist weicher. Sein Schwanz in mir angenehmer. Keine Neigungen. Keine Extras. Ausschließlich seine Liebe zu mir. Welche ich über die Maßen genoss. Es war die pure Freude und überaus erholsam nach den trüben und einsamen Gedanken.


Mitten in der Nacht war Mads mit einer kichernden Frau nach Hause gekommen. Sie waren offensichtlich beide betrunken. Troels war kurz zu ihnen gegangen. Gleich danach war Ruhe. Sie hatten das Haus verlassen und zum Glück sah ich sie nicht mehr. Es hätte nur erneutes Gerede gegeben.

Ich blieb bei Troels bis zum heutigen Morgen. Wir frühstückten gemeinsam und er brachte mich zum Haus  zurück.