Donnerstag, 21. März 2013

Von der Banalität zur Lebensentscheidung



Es ist in der Tat nicht so, dass ich bei jedem abgebrochenem Nagel augenblicklich nach der  Maniküre verlange. Ich bin durchaus in der Lage mich und meine Nägel selbst zu pflegen.
Für die Pflege meiner Haare ist durch Länge und Volumen Hilfe schon eher von Nöten. Es braucht meist Stunden der Geduld.
Zugegeben, bitte ich Gunnar des Öfteren mir bei Diesem oder Jenem zur Hand zu gehen. Weil ich schlicht und einfach diesen Banalitäten wenig Bedeutung zugestehe. Obgleich sie doch überaus gewichtig für das alltägliche Leben sind (und mir zunehmend schwerer fallen).
„Diese Kleinigkeiten werden noch überaus wichtig für dich werden. Dann, wenn du kaum oder nicht mehr in der Lage wärst sie selbst zu tun, wirst du sie schätzen lernen.“
Wie er(nt)mutigend! Danke.
Solcherlei Worte machen mich wütend!  Ich mag nicht mehr als nötig über dergleichen lebensgewichtiges  nachdenken. Muss er mich beständig daran erinnern? Mir ist natürlich durchaus bewusst, dass dies nicht ohne Absicht geschieht.
„Es braucht Zeit.“, suchte ich mich zu verteidigen.
„Die du nicht hast. Aus diesem Grund bitte ich dich wieder und wieder dich damit auseinanderzusetzen.“
„Werde ich etwa morgen tot umfallen?“
„Nein. Wirst du nicht. Bis dahin bleiben dir noch viele Jahre. Nur ist es Zeit sich zu entscheiden in welcher Weise du diese Jahre verbringen möchtest. Du solltest der Wahrheit ins Auge sehen. Es ist eine Krankheit, die körperlich nicht wirklich heilbar ist. Ob nun auf physischem, psychischem oder magischen Wege. Sie ist da. Hat sich in der Materie manifestiert. Jetzt kommt es darauf an, wie du damit umgehst. Wie du damit lebst. Natürlich ist es einerseits eine Last. Andererseits jedoch ebenso eine Chance deinem Leben eine andere Ausrichtung zu geben.“
„Ich dachte du vermagst mich magisch zu heilen. Oder vielleicht ich selbst, sobald ich diese Fähigkeit erworben habe.“
Gunnar musste schmunzeln. „So schnell ERWIRBT man diese „Fähigkeit“ nicht. Mancher lernt es nie. Andere benötigen ein ganzes Leben. Und du würdest gut daran tun dich ernsthafter damit zu beschäftigen. Es nicht als Hobby zu sehen. Sondern in deinen Alltag zu integrieren und zu deinem Leben werden zu lassen.“
„Was wenn nicht?“
Gunnar schüttelte mit dem Kopf.
„Du wirst sterben.“
Diese Antwort verblüffte mich über die Maßen. In solch Deutlichkeit hatte er noch nie gesprochen.
„Sterben müssen wir alle irgendwann.“, hatte ich sogleich meine Fassung wieder gefunden. Es konnte nur ein Scherz gewesen sein. Ein verkrampftes Lächeln überflog mein Gesicht. „Wie viel Jahre?“, fragte ich und sah ihn abwartend, wütend und ängstlich zugleich an.
„DAS werde ich dir nicht sagen. Denn du kannst alles mit jeder kommenden Entscheidung verändern.“
„Tatsächlich?“
„Ja. Tatsächlich.“
„Wie viel Jahre?!“, ließ ich nicht locker.
Gunnar biss sich auf die Lippen. „Nein Rea. Ich sage es dir nicht.“ Er warf mir einen kurzen, fast verzweifelnden Blick zu und senkte Kopf  „Nur so viel. Im Augenblick scheint es, als hättest Du bereits zu viel deiner Lebensenergie aufgebraucht. Vielleicht hast du auch weniger als andere zur Verfügung. Du alterst immens zügig. Es zeigt sich physisch in Krankheit und Altersbeschwerden, obwohl du noch jung bist. Du musst den Rest deiner Energie gut ein- und aufteilen. Sie sinnvoll nutzen. Das ist jetzt das Wichtigste. Aus diesem Grund meine beständigen Mahnungen. Deine Chakren scheinen nicht so gut zu arbeiten. Daher kannst du nur wenig bis keine Energie mehr aufnehmen. Bist ohnehin aus dem Gleichgewicht.“
„Wie kann das passieren?“
„Man kommt „rein“ zur Welt. Aber bleibt es nicht. All das was deinen physischen Körper von der ersten Sekunde an auf dieser Welt passiert formt dich. Normalerweise  ist dem Körper gewissermaßen eine „Repair Funktion“ zueigen, welche ganz gut ausgebildet ist. Wird der Mensch jedoch zu oft oder immer wieder körperfeindlich konditioniert, wird erst der Geist und dann der Köpper krank. Es kann auch sein, dass durch umweltfeindliche Stoffe zuerst der Körper und dann der Geist erkrankt. Aber in fünfundneunzig Prozent aller Fälle erkrankt der Geist zuerst und warnt mit körperlichen Beschwerden, die schlussendlich in (un)heilbaren Krankheiten enden, wenn man ihnen nicht rechtzeitig Aufmerksamkeit schenkt.
„Was bedeutet das nun für mich?“
„Was ich dir bereits oftmals zu vermitteln suchte. Ändere dein Leben. Deinen Alltag. Deine Einstellung. Die physische Krankheit hat dich bereits ausgebremst. Dein Geist muss erkennen, sich gewissermaßen umstrukturieren, damit du wieder heil(er) wirst. Dabei helfe ich dir. Dafür bin ich da.“
„Wenn mein Körper nie mehr zur Gänze heil werden kann, dann will ich besser augenblicklich sterben.“, war meine verzweifelte (und unbedachte) Schlussfolgerung.
„Was glaubst du damit zu erreichen? Das wäre gerade so, als würdest du bereits im Kindesalter den Löffel abgeben und hättest somit keine Chance zu lernen und ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Aber du lebst noch und deine Chancen sind gut.“
„Mein Leben hat sich doch bereits immens verändert. Genügt das nicht?“
„Nein.“ Gunnar tat einen tiefen Atemzug, legte seine Arme um meine Hüften und drückte mich an sich. „Du hast endlich damit begonnen etwas zu verändern. Das entspricht in der Tat der Wahrheit. Nur wäre es sinnvoll jetzt noch konsequenter zu sein. Genau aus diesem Grund war es notwendig, dass wir uns in diesem Leben und zu diesem Zeitpunkt kennen lernten. Damit ich dir helfen kann. Denn kein anderer scheint die Zeit  für dich aufbringen zu wollen oder zu können, welche du benötigst. Vom Wissen ganz zu schweigen. Ohnehin bin ich dein Seelenpartner und genau für diese Aufgabe bestimmt.“
„Wann wirst DU sterben?“, hauchte ich die Worte in Gunnars Ohr. Denn mittlerweile vermag ich es nicht mehr mir vorzustellen ohne Gunnar zu leben. Oder ihn allein „zurück lassen“ zu müssen.
„Mit dir mein Herz.“ Gunnar sah mich an und lächelte. Was mich auf irgendeine Weise beruhigte und versöhnte.
Nun nahm ich einen tiefen Atemzug. „Dann werde ich daran arbeiten müssen meine Lebenszeit zu verlängern. Schließlich möchte ICH nicht die Schuld an deinem Tot tragen.“
„Gut. Dann gehen wir gemeinsam und DU drosselst für den Anfang dein Tempo.“
„Das ist doch bereits geschehen.“
„Gewiss. Im Außen hast du damit begonnen. Jedoch im Inneren ist noch immer Hast und Unruhe.“
ER hatte Recht. Zweifelsohne.