Freitag, 1. März 2013

Tag der Rückkehr?



Noch immer keine Nachricht von Gunnar. Was mich so ällmählich nervös werden lässt. Denn genau genommen müsste er heute zurückkehren.
Aus diesem Grund verließen wir bereits am frühen Morgen das Haus. So bin ich derweil bei Troels “untergeschlüpft”, solange die Reinigungsfirma ihrer Arbeit nachgeht. Eine “Grundreinigung” gewissermaßen, um alle Rückstände unseres Zusammenseins zu beseitigen noch bevor Gunnar zurück kommt.

Troels denkt tatsächlich, dass ich seinetwegen traurig bin. Er lächelte milde und strich mir über den Kopf. “Du musst nicht betrübt sein. Ich bin doch immer hier und du kannst mich sehen wann immer du magst.”
Ich ließ ihm diesen Gedanken und lächelte zurück.
In Wahrheit ist mein Herz schwer weil Gunnar nicht an meiner Seite ist. Zudem bin ich voller Unruhe. Melancholisch und schwermütig. Mein Körper schmerzt und ist jetzt schon  müde. Ein Zustand, den ich kaum zu beschreiben vermag. Welchen ich aber dennoch vor Troels so gut als möglich zu verbergen suche.

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Wir beide, Troels und ich gönnten uns einen verhältnismäßig meditativen Donnerstag. Saßen beieinander und ich lauschte seiner Stimme, welche mir Märchen und Mythen erzählte. Schneeweißchen und Rosenrot auf Dänisch. Alte Göttersagen in einem Sprachgemisch aus englisch, dänisch und schwedisch. Dazu die Töne verschiedener Klangschalen. Kerzen und Räucherwerk.
Wer sagt eigentlich, dass man nur mit Gunnar ins Reich der Gelassenheit und Stille zu treiben vermag?

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Genau genommen hatten wir nicht wirklich viel Sex dieser Tagen. Troels und ich. Vier Mal vielleicht. Nein! Fünf. Aber darauf kommt es nicht an. Das ist nicht das Wesentliche. Weder zwischen mir und Troels, noch zwischen Gunnar und mir.
Jedoch sündigte ich während Gunnars Abwesenheit dennoch maßlos. Coke, Svensk Glass (Eis), Västerbottensost, schwedischer Käse, welcher dem Gouda sehr ähnlich ist. Ein appetitliches Wiener Schnitzel mit Champignons und Röstkartoffeln. Pizza und Schokolade und zu guter letzt noch Apfelstrudel mit Vanillesoße. Den ruchlos teuren Auktionsschmuck nicht zu vergessen.
Könnte ich nach Gunnars Rückkehr ausschließlich an diese überaus sündhaften Entgleisungen denken, würden sie die Gedanken an das Zusammensein mit Troels wahrscheinlich und vorteilhafterweise überschatten, sodass Gunnar möglicherweise nichts bemerkt. Überdies käme meine Sehnsucht noch hinzu, die ich so vehement nach ihm verspüre.
Ohnehin bin ich mit Troels dahingehend übereingekommen, dass ich Gunnar gegenüber keinesfalls etwas von Troels ehrlichen Offenbarungen erwähne.
Er selbst wird ihm erzählen, dass es nicht dazu gekommen sei. Dass ich nicht auf Intimitäten mit ihm aus gewesen wäre. Sondern ausschließlich auf gemeinsames Speisen, Spazierengehen und Reden. Was letztendlich bedeuten würde, dass es mir so wie so gleichgültig ist, ob Troels eine Geliebte hat oder nicht.
Würde uns dies gelingen, könnten wir alle zufrieden schlicht und einfach weiter leben wie bisher.
Nur, würde ich ewig Gedanken und ein gewisses Verlangen nach Troels verbergen können? Wahrscheinlich nicht. Sei denn, es würde sich gänzlich von allein auflösen.