Gunnar
ist zurück!
Die “Verweigerung” Gunnars mich anzurufen ließ mir keine Ruhe. Noch während
ich mich am gestrigen Morgen bei Troels aufhielt, versuchte ich erneut Gunnar
zu erreichen und erwartete genau genommen nicht wirklich, dass sein iPhone
überhaupt in Betrieb war. Wider allen Erwartungen läutete es tatsächlich und
bereits nach einigen Sekunden hörte ich (endlich!) seine Stimme.
“Gunnar!” Ich glaube, er konnte mir die Erleichterung förmlich anhören.
“Vermisst du mich?”. Er lachte.
“Ja! Ja! Ja!”
“Ich bin schon beinahe wieder bei dir.”, sagte er in heiterem Ton. Jedoch
im Hintergrund hörte ich “Frauen-Gekicher”, was mich augenblicklich mißtrauisch
werden ließ.
“Wo bist du?”
“Im Anflug. Gewissermaßen.”, witzelte er.
“Warum hast du mich nicht angerufen?”, fragte ich vorwurfsvoll.
“Können wir nicht später darüber reden?”
Auf der Stelle beendete ich das Gespräch und bemerkte bereits wie sich Wut
in mir ausbreitete. Dieser Zorn ließ mich jegliche Beschwerden meiner Glieder
vergessen und motivierte mich, sodass ich unverzüglich aufsprang, Troels Haus
verließ, in mein Auto stieg und zum Flughafen fuhr um Gunnar abzuholen.
Auf dem Weg zum Airport überflog ich kurz meinen überstürtzten Abgang. Ich
hatte Troels nicht einmal geantwortet, als er mich fragte was mit mir sei.
Hatte ihn stehen lassen. Kaum eines Blickes gewürdigt, weil ich so derart
wütend gewesen war.
Der Dämon der Eifersucht, und der Unüberlegtheit ritt mich in diesen
Augenblicken.
War ich verrückt geworden oder was?
Diesen Gedanken folgend kramte ich mein iPhone aus meiner Manteltasche und
rief Troels an während ich fuhr. Es brauchte nur eine Sekunde und ich hörte
seine Stimme die mich fragte: “Was ist los mit dir? Wo bist du? Was tust du?”
Wie sollte ich Troels jetzt meine Eifersucht Gunnar gegenüber erklären? Sowie
meine Ungeduld ihn endlich wieder zu sehen, zu fühlen, ihn küssen und mich an
ihn schmiegen zu dürfen. Erneut hatte ich eine übereilte Entscheidung getroffen,
aus einem Schuldgefühl heraus, ohne vorher darüber zu reflektieren. Ich hätte
wissen müssen, dass ich in Erklärungsnöte gerate. Ich durchforschte eillens
mein Hirn nach Worten der Aufklärung, die plausibel genug klangen, damit Troels
nicht böse auf mich war.
Nur wozu das alles? Bis zur jetzigen Stunde sah ich ihn nicht wieder.
Ich stürmte buchstäblich den Flughafen und überrante die Angestellten,
welche mich suchten aufzuhalten mit einer einzigen energischen Hanbewegung. Fragte
gebieterisch nach der Landung des Fluges aus Dubai. Jedoch mein Enthusiasmus wurde jäh zum Stillstand gebracht, denn man sagte
mir, dass ich wenigstens noch ein Stunde, jedoch nicht hier, warten müsse, bis
die Passagiere in die Halle kommen würden.
Es ging mir nicht gut. Weder an Körper, noch an Geist oder Seele. Ich war
unruhig. Lief hektisch hin und her. Konnte mich nicht beruhigen. Sah wieder und
wieder zu der Tür mit der Aufschrift: Arrival. Bis ich mir schlußendlich einen
Platz suchte, von dem aus alles für mich überschaubar war, wo wenigstens meine
Füße und Beine zur Ruhe kamen. Ich atmete schwer und tief.
Irgendwann, kurz bevor mir der Kopf zu platzen drohte vor Ungeduld, sah ich
die ersten schwatzenden Models mit ihren Koffern aus der Tür heraus kommen. Ich
sprang auf, versuchte jedoch meine Schritte abzubremsen und langsam zu gehen.
Dann sah ich ihn. Ich blieb stehen. Er kam zusammen mit einer sehr schönen Frau
durch die Tür mit der er sich unterhielt und lachte. Sie küssten sich zum
Abschied auf die Wangen. Einmal rechts. Einmal links. Ich war wütend und eifersüchtig.
Stürmte nach vorne und winkte. Gunnar erkannte mich, hob noch einmal die Hand
zum Abschied und kam auf mich zu. Und dann endlich! Endlich! Klammerte ich mich
an ihm fest. Mochte ihn nicht mehr loslassen. Er drückte mich an sich. “Was
machst du denn hier?”, fragte er und sah mich erstaunt an. Ich konnte nichts
sagen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Gunnar schaute mich noch erstaunter
an. War verblüfft. Nahm seinen Koffer wieder auf und legte seinen Aarm um meine
Schulter. “Komm. Wir gehen nach Hause.”
Bereits währende der Fahrt im Auto zurück zum Zentrum entkrampfte sich so
allmählich mein Bauch. Meine Stimme hatte ich indes nocht nicht wieder
gefunden.
Gunnar hatte mir den Schlüssel aus der Hand genommen und war auf der
Fahrerseite eingestiegen. “Ist vielleicht besser so.” Er zwinkerte mir zu.
“Schließlich wollen wir unser Ziel erreichen.”
Bis wir zu Hause ankamen sagte ich kein einziges Wort. Sah ihn nur an.
So heftig hatte ich noch nie auf den Entzug von Gunnars Gegenwart reagiert.
Was war nur passiert mit mir? Es war gerade so, als wäre er Ewigkeiten weg
gewesen.
Zu Hause angekommen, die gleichen Reaktionen. So nach und nach fand ich
meine Stimme wieder und da war sie auch schon. Die Wut, die verloren gegangen
war, über die Freude Gunnar endlich wieder Nahe zu sein.
“Warum hast du nicht angerufen? Wer war diese Frau? Hast du mit ihr
gefickt?”, polterte ich los. “Deine beschissenen Modelversuche zerstören alles
zwischen uns.”, schrie ich ihn maßlos übertreibend an.
Gunnar musste schmunzeln und er blieb die Ruhe selbst. “Es war alles so
hektisch Rea. Es war kaum Zeit zum schlafen. Geschweige denn zum anrufen. Sie
war das Model, mit dem ich zusammen arbeitete. Und nein, ich habe NICHT mit ihr
gefickt.”, beantwortet Gunnar meine Fragen nacheinander. “Obgleich”, er hob den
Finger, zog die Augenbrauen nach oben und sah mich vielsagend an, “ich die
Möglichkeit dazu gehabt hätte.”
Ich schlug ihn mit der Faust auf die Brust. “Du!” Er hielt meine Arme und
zog mich zu sich heran. “Nein. Ich habe es nicht getan.”
“Tatsächlich?”
“Tatsächlich.”
“Was meinst du mit: Möglichkeit?”
“Komm, wir setzen uns.”, sprach es, holte ein Glas Sprudel und nahm mich
bei der Hand.
Ich war ungeduldig. Wolle hören, was er mir zu dieser Frau zu sagen hatte.
“Sie kam in der Tat des nachts bei mir vorbei und ließ alle Hüllen fallen.”
Ich glühte vor Wut.
“Warte. Beruhige dich. Es ist nichts passiert.” Gunnar küsste mich und drückte
meine Hand.
“Ich sagte ihr, dass sie nicht böse sein soll. Das ich das nicht wolle und
ich verheiratet sei. Sie schaute verwundert und sagte dann, dass ich
offensichtlich eine schöne Frau haben müsse, wenn ich sie verschmähe. Ich
zeigte ihr dein Foto. Sie lächelte, nickte, zog ihre Kleider an und ging.”
Ich sah Gunnar zweifelnd an. “Du lügst.”
“Nein. Tue ich nicht. Selbst wenn sie NICHT gegangen wäre, hätte ich NICHT
mit ihr gefickt. Was denkst du eigentlich? Wie oft muss ich dir noch sagen,
dass ich das nicht tue?”
Ich schmiegte mich an ihn und beschloss ihm zu glauben.
Er hielt und streichelte mich. “Es ist alles gut jetzt.”, beruhigte er
mich.
“Ist es nicht!”, wiedersprach ich fast spielerisch und schnellte noch
einmal hoch um ihn anzusehen. “Geh nie wieder fort! Hörst du? Lass mich nie
wieder allein!”
Gunnar sah mich sprachlos an, schüttelte den Kopf und drückte mich lächelnd
ganz fest an sich.
So allmählich entspannte sich mein Körper, mein Geist und ebenso meine
Seele. Ich wurde ruhiger. Atmete leichter und meine Muskeln lösten sich so nach
und nach. Ich konnte nur noch an Gunnar denken!
-----
Ich hatte es nicht abwarten können. Noch während wir das Dinner verzehrten,
verzehrte ich mich nach Gunnar. Sah ihn beständig mit lustvollen Blicken in die
Augen. Bis er mich schlußendlich bei den Hüften nahm, seine Hose öffnete und
mich auf sich setzte. Ahhhh
(Nur gut, dass ich am Abend zuvor nicht mehr mit Troels gefickt hatte.)
Am Abend gingen wir zeitig zu Bett nach kuschligen Fernsehstunden und ich
schlief entspannt in seinen Armen ein wie schon lange nicht mehr.
Der Morgen vor dem Frühstück war Liebe pur.
Da gibt es nicht mehr zu sagen.