Sonntag, 31. März 2013

Die Qual der Wahl und der Einsamkeit



Gunnar ist fort und ich fühle mich entsetzlich. Zerrissen. Gerade so, als hätte man einen Teil meiner selbst entfernt.
Seine Abwesenheit schmerzt mich. Mein Körper weint und meine Seele ebenso. Obgleich mein Geist weiß, dass er alsbald wiederkommen wird. Dies nur ein vorübergehender Zustand der Leere, ja beinahe der Verwirrung ist. Weil ich gedenke etwas zu sein, was ich noch nie zuvor gewesen bin. Treu.

Gestern meinte ich zudem es mit gepflegtem Humor ertragen zu können. Jedoch die Nacht belehrte mich eines besseren.
Heute Morgen bat ich sogar den verwunderten Mark Kekoa sich an mein Bett zu setzen und meine Hand zu halten. Er war mir der Vertrautesten von allen (Anwesenden), und seine Augen verrieten mir, dass er ein Ehrenmann ist, der darüber zu schweigen vermag.

So blieb ich allein. Am gestrigen Tag. Mit meinen Gedanken. Ließ mich von der vollbusigen Therapeutin massieren, die mich an die Witzeleien mit Gunnar erinnerten. Ging ein Stück spazieren und hatte es nicht, wie üblich wenn Gunnar nicht bei mir war, sonderlich eilig zu Troels zukommen. Ich dachte nur, dass er es höchstwahrscheinlich von mir erwarten würde. Was sich später ohnehin erübrigte. Denn als ich im Restaurant so mutterselenallein an meinem Tisch saß, kam Christine mit Sarah Sjögren zu mir. 
Ich könne nicht ohne Schutz durch die Gegend spazieren. Meinte sie, und ließ Sarah Sjögren bei mir.
Sie begleitete mich später schweigend zurück zum Haus. Ich wusste nicht, was ich mit ihr hätte reden sollen. So wie so hege ich keine besondere Sympathie für sie. Sie ist mir schlicht und einfach gleichgültig. Ohnehin kämpften zu dieser Zeit Zorn und Liebe in meinen Inneren. Was sich in schmerzender und still schweigender Sehnsucht äußerte.
Im Haus angekommen bat ich sie Ryan zu informieren, mir Mark Kekoa und den kleinen Chinesen zu schicken. Es sollten mindestens Drei sein, die mich „be(wachen)schützen“. War Christines Anweisung.
„Wieso nicht Troels?“, fragte mich Mark.
„Es gibt ohnehin bereits genug Gerede. Welches ich somit hoffe zu beenden.“

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Alldieweil Beschützer ebenso schlafen müssen wie andere Menschen, teilte ich für die zweite Schicht (natürlich!!) den attraktiven Jason Anekelea ein. Er ist Buddhist. Man höre und staune, und hat ein imposantes Tattoo mit Dreiecksmuster am linken Unterarm. Des Weiteren verpflichtete ich noch Ryan selbst und Troels, damit sich niemand  benachteiligt fühlte. Etwas Spaß muss sein! Dachte ich. Mehr wurde es gleichwohl ohnehin nicht. Troels erklärte ich kurz, mit dieser Entscheidung den Klatsch aus dem Weg gehen zu wollen. Er verstand und patrolierte mit Ryan die meiste Zeit outside. Während ich mit dem hinreißenden Jason allein im Haus war. Trotz alledem blieb ich kühl und abweisend. Ließ mich selbst in seinem speziellen Fall zu nichts hinreißen  als zu ließ gefälliger Konversation.
Zudem war ich Unmengen von Stunden im Netz, was mir meine Augen nicht lohnten. Am Abend sah ich noch bis spät in die Nacht fern.

Die dritte Schicht übernahm dann Paul Bradley. Ein zweiundvierzigjähriger Brite. Blondes, kurzes Haar und ernst drein schauenden blauen Augen. Victor Daniliv. Ein junger Bulgare, welcher meinem spanischen Ex-Ehemann Felicio nicht unähnlich sah, und Danilo Angelov. Ebenfalls ein Bulgare. In Martial Arts ausgebildet. Sehr wortkarg und über korrekt.  Die beiden schienen sich trotz gleicher Wurzeln nicht wirklich zu verstehen. Männer.

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Entgegen seiner Gewohnheit rief Gunnar mich bereits einige Male an. Was mir ein wenig  Aufmunterung und Erleichterung schenkte. Insbesondere spät nachts, kurz nachdem ich zu Bett gegangen war. Bedauerlicherweise war das Gespräch nur von kurzer Dauer. Was ich dem Alkohol und seinen Brüdern zuschrieb.

Ein anderes Gespräch führte ich mit Wanja. Die Gerüchte über ihn besagen, dass er erneut mit seiner PR Freundin liiert sei und sich verloben wolle. Er hingegen dementierte dergleichen. Für derlei verlogenen Tratsch hätte er wahrlich weder Zeit noch Sinn. Jedoch unterbreitete er mir den Vorschlag seine Mutter zu mir ins Zentrum bringen zu wollen. (Was zum Teufel soll ich nur mit all den Müttern?) Ich überließ ihm die Entscheidung. Oder besser noch, seiner Mutter.

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In der Tat bin ich nicht mehr zu vielen fähig. Von den wenigen Schulterübungen (und dem Sitzen am Notebook) verspürte ich bereits ein Brennen der Muskulatur und ich schwächle überhaupt. Es geht mir nicht gut.

Was für eine Prüfung soll das sein, welche Gunnar gedenkt mir hiermit aufzuerlegen?
Es fühlt sich zweifelsohne endlos schrecklich an. Ohne ihn.