Nach meinem, unserem gemeinsamen kurzen Ausflug in sie sado-masochistische
Szene witzelte Gunnar darüber, dass es heute aber keinen Sex geben würde.
Offensichtlich hatte ich ihn vorerst zufrieden gestellt. Was mich ein wenig
erleichtert lächeln ließ.
Wir waren auf dem Weg zum Restaurant, was ich seit langem nicht besucht
hatte, alldieweil ich mir die Speisen allesamt ins Haus kommen ließ, als mir
auffiel, dass bereits Sonntag war.
“Du warst nicht bei deinen Brüdern dieses Wochenende.”, bemerkte ich
nachdenklich.
“Nein. Aber Stine hat diese Woche Geburtstag. Ein guter Anlass uns dort zu
treffen und außnahmsweise innerhalb der Wochentag einen zu trinken. Am
Wochenende bekommt sie bedauerlicherweise keinen Urlaub.”
Mein zweifelnder Blick traf ihn, da ich ahnte was als nächstes kommen würde.
“Nein!”, sagte ich bereits im Voraus.
Gunnar lachte. “Hast du endlich gelernt Gedanken zu lesen? Aber warum
willst du mich nicht begleiten? Die Einladung gilt für uns beide.”
“Ich will nicht. Basta!”, bekräftigte ich meinen Entschluß, welcher in
meinem Inneren jedoch nicht wirklich festzustehen schien. Ich wankte. Wog ab.
Was tun?
Mit aller größter Wahrscheinlichkeit würde ich diese Siv dort wieder
treffen.
Ich war unentschlossen und Gunnar wußte das. Er ließ mir Zeit. Drängte mich
nicht.
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Während Gunnar schwimmen war, ging ich ein Stück spazieren. Dachte gegebenenfalls
Troels zu begegnen. Tat es aber bedauerlicherweise nicht. Zumindest nicht SO,
wie ich es mir gewünscht hätte.
Ich war gerade am See angekommen und starrte auf das Wasser, als sich
überraschend mein iPhone meldete. Es war Ian.
Augenblicklich erhöhte sich mein Herzschlag mindestens auf die doppelte
Anzahl der Schläge. Mein Atem blieb stehen. Die Knie wurden weich. Mit
zitternden Fingern wischte ich übers Display.
“Rea?”
Meine Stimme versagte. Tausend Bilder schossen mir durch den Kopf. Ich
spührte seine Küsse, hörte sein Lachen. Fühle seinen Bart, der mir über den Bauch
strich während ich vor Vergnügen kwitschte.
Ich hätte schreien können! Blieb jedoch stumm. Ein heißerer, gedämfter Ton
verließ meine Kehle.
“Rea! Bis du da?”, fragt er noch einmal.
“J-a.”, kam es unmerklich aus meinem Mund.
“Geht es dir gut?”, hörte ich Ians Stimme.
”J-a.”, wurde der Ton meiner Stimme um eine dezente Variable stabiler.
“Kommst du mit mir nach Irland?”, hörte ich ihn fragen.
“Was?” Ich hüstelte. Atmete schwer.
“Kommst du mit mir nach Tralee?”
“Wann? Wie? Warum?, stotterte ich ohne wirklich zu wissen was ich da
redete.
Ian lachte. “Was ist los mit dir?”
“Du rufst nach ich weiß nicht wie langer Zeit hier an und bittest mich mit
Dir nach Irland zu kommen?”
“Ja.”
“Ja?”
“Ja.”
Jetzt musste ICH lachen. “Okay.”
Ein “okay” kam zurück. “Mit welchem Flug kommst du? Denn ich bin bereits
unterwegs dorhin.”
Götter! Was dachte sich dieser Mann eigentlich?! Hatte er Gunnar vergessen?
Oder das meine Gesundheit das Reisen kaum zuließ?
Zudem schien das Leben mit Gunnar im Augenblick so überaus vortrefflich zu
laufen, sodass ich nicht bereit war um Ians Willen erneut alles hinzuwerfen und
Gunnar ins Unglück zu stürzen.
“Nein.”, sagte ich mit ruhiger Stimme.
“Nein. Was?”, fragte Ian zurück.
“Nein. Ich werde nicht zu dir kommen.”
“Ich wusste, dass du das sagst.”, kam die verblüffende Antwort zurück. “Aus
diesem Grund, stehe ich beinahe neben dir.”
Ich glaube für einen Augenblick in die Knie gegangen zu sein, denn ich sah
Troel, der auf mich zurannte. Mich hielt und aufrichtete, sobald er bei mir
war.
“Was hast Du?”, hörte ich seine besorgte Stimme fragen.
Ich hob nur die Hand, alldieweil die andere noch samt iPhone an meinem Ohr
klebte, woraus mich eine Stimme fragte: “Hast du mich verstanden? Ich kann dich
sehen.” Ian lachte. Troels hielt mich. Ich fasste mich. “Was siehst du denn?”,
fragte ich um zu prüfen, ob Ian die Wahrheit sagte.
“Dich und deinen Boduguard.”, antwortete er.
In der Tat sah ich gut hundert Meter entfernt eine winkende Gestalt.
Ian.
Troels stönte ebenso als er ihn sah.
Scheiße!
Was nun?
Freude strahlend kam Ian auf mich zu. Umarmte und küsste mich, als wäre nie
etwas gewesen. Als würde es nur uns beide geben.
“Sie können gehen.”, sagte Ian bestimmend zu Troels der die Augenbrauen
nach oben zog und ihn etwas verwirrt ansah.
Ich war bemüht Haltung zu wahren und die Fassung zurück zu gewinnen.
Räusperte mich und sah zu Troels. “Ist schon gut. Du kannst gehen. Es ist alles
in Ordnung.”
“Bist du sicher?”, fragte Troels noch einmal mit besorger Miene nach.
“Ja. Bin ich.”
Er ging. Widerwillig.
“Meine Mutter hatte seit geraumer Zeit den Wunsch noch einmal hier her zu
kommen.”, sprach Ian weiter, ohne die Gesamtheit der Situation wahrzunemen oder
wahrnehmen zu wollen.
“Ich dachte, es tut ihr gut und ich muss mich nach der Tour ohnehin ein
wenig entspannen. Schlafen. Ausruhen. Die Seele baumeln lassen.” Er grinste.
“Wie lang bleibst du?”
Ian sah mich verwundert an. “Freust du dich gar nicht mich zu sehen?”
“Aber ja! Ja! Ja!” Meine Arme schlangen sich von ganz allein um seinen
Hals. Wir küssten uns. Mir schwanden die Sinne. Am liebsten hätte mich mich
augenblicklich auf den Boden geworfen und mit Ian gefickt.
Nein. Nein. Nein. Das ging selbstverständlich überhaupt nicht. Aber warum
eigentlich? Sollte ich?
Ich glaube mein Verstand war nicht mehr zurechnungsfähig. Meine Gefühle und
Emotionen noch viel weniger. Also ließ ich ihnen freien Lauf.
Meine Hände suchten den Weg unter Ians Jacke und streichelten seinen
Körper. Er schmunzelte. “Ach! Du kannst dich also doch noch erinnern?”
Was für eine dämliche Bemerkung. Nur zu gut konnte ich das.
“Aber du wirst mich doch nicht etwa hier im Schnee ficken wollen?” Ian
lachte.
Am aller liebsten hätte ich im eine Ohrfeige verpasst. Stattdessen küsste
ich ihn. Streichelte sein Gesicht, den Bart, das lange Haar.
Kann ich bitte schreien?!
Kurzzeitig kam mir Gunnar in den Sinn. Er würde sofort bemerken was in
meinem Kopf vor sich ging und ich hatte keine Chance es zu verbergen. Denn die
Emotionen überschlugen sich förmlich. Folgedessen musste ich es ihm gestehen.
Aber vorher wollte ich, musste ich mit Ian ficken.
“Komm. Wir gehen kurz zu dir.”, sagte ich, nahm seine Hand und sah ihn
(lüstern!) sehnsüchtig in die Augen.
In diesem Augenblick wollte ich nicht an Aimee, Marie oder Annica Söderlund
denken. Wozu Zeit verschwenden, die ich
nicht hatte.
Es blieb uns ohnehin nicht viel davon. Gunnar kam sicherlich alsbald vom
Schwimmen zurück.
In Ians Hütte angekommen, entledigten wir uns hektisch unserer Kleidung und
endlich! Endlich! Endlich!!! Ian!!!
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“Ian ist hier.”, sagte ich zu Gunnar, als ich ihn auf dem Rückweg zu
unserem Haus auf dem Hauptweg traf.
Er rollte mit den Augen. Ich sah wie sich die Muskeln seines Gesichts
bewegten.
Ich versuchte indes meine Gedanken dahingehend zu ordnen, dass Gunnar darin
die alten Bilder von den neuen nicht zu unterscheiden vermochte. Denn ich
konnte mich daran erinnern, dass er sagte, er würde meine Gedanken in Form von
Bilder lesen.
Nur die letzte Stunde mit Ian war derart emotionsgeladen, dass ohnehin noch
ein großes Durcheinander in meinem Kopf herrschte.
Auch gut. Wenn er DAS sah.
Und er sah es. Natürlich.
Gunnar atmete tief und sagte nicht einen einzigen Ton mehr bis wir am Haus
angekommen waren. Er schien nachzudenken.
“Du warste bei ihm?”, fragte er mich urplötzlich und sah mir forschend in
die Augen.
Oh Gott! Was nun?
“Nein. Er begegnete mir am See.”, hörte ich mich sagen.
Ich dachte an Troels, den See, Siv und dieses Model. Gab meinen Gedanken
eine völlig andere Ausrichtung als zu vermuten gewesen wäre.
Aber natürlich. Ich musste an Gunnar denken. An unser glückliches Zusammensein,
sodass er keinerlei Verdacht schöpfen konnte (das ich bereits mit ihm gefickt
hatte).
Dies war nun weitaus anstrengender als ich dachte.
Ich bewegte mich unsicher. Pustete einige Male die Luft hörbar durch meine
gespitzten Lippen.
Gunnar sah mich nur an. Beobachtete mich. Fixierte mich. Sagte kein Wort,
setzte sich auf die Couch und sah fern.
Er schien zu schmollen.
Ich setzte mich neben ihn und kuschelte mich an seinen Körper.
“Du stinkst nach ihm.”, sagte er mit einem Mal.
“WAS?”, empörte ich mich. “Natürlich hat er mich umarmt und auf die Wange
geküsst.”, suchte ich mich zu verteidigen.
Gunnar lächelte zynisch. Sagte jedoch nichts weiter.
Eine ganze Weile später fragte er dann: “Du wirst mit ihm ficken. Oder?”
Daraus konnte ich schließen, dass er noch nicht erkannt hatte, dass ich es
bereits tat. Gut!
“Nein.”, sagte ich so emotionslos wie nur möglich.
Gunnar lachte. “Das soll ich dir glauben?”
“Ja. Weil ich Dich liebe.”
Wir speisten, sahen weiter fern und gingen zu Bett.
Kein Wort mehr von Ian.
Sein Mißtrauen blieb. Bis zu diesem Augenblick.
And now, let's go to the office! But it's freezing cold.