Samstag, 8. Juni 2013

Das Gewohnte ist am Bequemsten



Bis eine Stunde vor Mitternacht war ich noch immer nicht bei Troels. Obwohl es so leicht gewesen wäre.
Stattdessen saß ich am Nachmittag Stunde um Stunde mit meinem Notebook. Während Gunnar im Office bei Christine und Thomas gewesen war. Wie er sagte.
Ich war von Eifersucht zerfressen. Dachte über die vergangene Nacht und ihre Ereignisse nach. Versuchte alle Details zu rekapitulieren, um möglicherweise den Beweis von Gunnars Untreue antreten zu können.
Aber wozu?

-------

In Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie Mary zur Tür herein gekommen war.
„Was hast du?“, fragte sie und kam auf mich zu. Kniete vor mir nieder, nahm meine Hände und sah mich mitfühlend an.
„Nichts.“, antwortete ich spartanisch und schlecht gelaunt. Verärgert über mich selbst und die unnütz vertane Zeit.
Das „Gewohnte“ ist am „Bequemsten.

-------

Gegen sieben traf ich mich mit Gunnar im Restaurant. Ass jedoch nichts. Alldieweil ich noch satt vom Kuchen am Nachmittag gewesen war. Ich ließ mir meine Speisen später bringen.
Gunnar meinte, er müsse noch das Versäumte vom vergangenen Tag aufarbeiten. Nach Stockholm zu Carsten und Sven wolle er obendrein. Nur kurz. Wie er betonte. Den Namen Hjalmar erwähnte er indes nicht. Weil er wusste, dass dies für mich bereits ein „Reizwort“ war.
Er würde jedoch sogleich zurückkommen, beruhigte er mich, als ich bereits begann ihn wütend anzufunkeln.
„Was ist SOGLEICH?“, fragte (bellte) ich (ihn an).
Er verzog das Gesicht. „Du bist eifersüchtig.“
„Nein.“, antwortete ich zügig.
Gunnar lachte. „Und ebenso eine schlechte Lügnerin.“

Mary verblieb bei mir als „Anstandsdame“.
Es war nutzlos darüber nachzudenken, wie ich sie hätte abschütteln können. So ging ich mit ihr zum „Frauenkreis“ anstatt zu Troels.
„Du hast dich dort eingebracht. Nun stehe dazu.“, sagte sie und mir blieb keine Wahl.

Ich langweilte mich zu Tode und am liebsten wäre ich bei Troels gewesen.
Gunnar rief mich an und teilte mir mit, dass es später würde. DIES ahnte ich bereits bevor er ging.
Ich saß in einer Ecke und beobachtete das „Geschehen“. Sagte nichts. Sand Troels eine SMS, dass ich noch zu ihm kommen würde.
So gegen elf löste sich die Runde auf. Was für ein Glück!!
Ich rief Gunnar an, um sicher zu gehen, dass er nicht bereites auf dem Weg ins Zentrum war. Er sagte, er käme etwa in zwei, drei Sunden.
Gut.
Obgleich ich todmüde war, begab ich mich auf den Weg zu Troels. Kaum war ich dort, schlief ich in seinen Armen ein.
Troels rüttelte mich sanft an der Schulter. Weckte mich auf und begleitete mich nach Hause. Wo ich ihn am Ende zu einem Quickie überreden konnte. Welchen ich genoss. Ich bat ihn noch kurz zu bleiben bis ich eingeschlafen war.

Sein Alter wird mir mehr und mehr bewusst. Graues, schütteres Haar. Seine Haut legt sich in Falten. Sein Körper ist schlank und drahtig. Haut, Knochen, Sehnen und Muskeln. Kaum ein Gramm Fett.
Ist es passend oder ideal einen älteren Mann zu ficken?
Jedoch im Vergleich zu Jack ist Troels ein Adonis. Ich rieche zwar ab und an seinen rauchigen Atem, jedoch meist ohne die Kombination mit Alkohol. Überdies ist er doch mehr ein (väterlicher) Freund,  als ein Liebhaber. Welchen ich mein Vertrauen schenke.

-------

Ich hatte allenfalls zwei Stunden geschlafen, als ich aufwachte und zum Bad ging. Mehr beiläufig und ungewollt sah ich zum Office hinüber. Zwinkerte. Konnte nicht exakt sehen, was da war. Holte meine Brille zu Hilfe, und tatsächlich, im obersten Stockwerk brannte Licht.
Diese Erkenntnis ließ mich meinen müden Körper eilends ankleiden. Nach draußen und zum Gebäude gegenüber laufen. Es war verschlossen. Verdammt!
Infolgedessen lief ich zurück um meinen Schlüssel zu holen.
Beinahe geräuschlos, auf Zehenspitzen, jedoch zügig schlich ich die Treppen nach oben und da hörte ich bereits eine weibliche Stimme die schrie: Du böser, böser Junge! Hast mit dieser Jessica gefickt. Ich werde dich dafür bestrafen.“ Klatsch. Stöhnen. Klatsch. Stöhnen.
Gedämpften Schrittes ging ich weiter. Auf den Lichtkegel zu, der durch den Spalt der Tür fiel. Die Szenerie, welche sich mir dort darbot, kannte ich bereits. Gunnar, gefesselt. Mit einer Maske über dem Kopf. Er war an seine „Liege“ gefesselt. Siv in Lack und Leder stand vor ihm mit einer Peitsche. Sonst war niemand weitere dort.
Mein erster Gedanke: Hatten ihre beiden Schwestern keine Zeit?
Mein zweiter Gedanke: Beobachten oder zu erkennen geben?
Mein dritter Gedanke: Schleunigst wieder gehen und so tun, als wäre das nie passiert.
Möglicherweise war es ein Traum? Suchte mein Hirn nach einem Ausweg.
Welchen der Impulse sollte ich nun folgen?
 Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Denn Siv entdeckte mich.
„Komm rein. Ehefrau!“, befahl sie mir.
Gunnar schreckte zusammen. Ich öffnete zögerlich die Tür und trat ein.
„Was schaust du wie eine Kuh wenn es donnert.“ Sie lachte. „Ich dachte der Anblick sei dir mittlerweile vertraut.“
Gunnars Atem ging schwer. Siv streckte mir die Peitsche entgegen. „Oder willst du lieber das andere Ende in seinen Arsch stecken?“ Sie sah mich provozierend an. „Komm! Mach dich nützlich und befriedige deinen Ehemann.“
Am liebsten wäre ich davongerannt.
Aber dann dachte ich, lieber Gunnars Schwanz in MEINEM Mund, als in ihrem.
Siv übernahm behandschuht den „hinteren Teil“.
Gunnar kam rasch. Allerdings war es damit nicht zu Ende.
Er bestand darauf die Elektroden zu testen. Ein leichter pochender Schmerz, wie er sagte. Es blieb ein Test. Nicht mehr.
Nun war es an mir, was auch immer in seinen Arsch zu stecken. Währenddessen Siv mir erklärte, was und wie ich es zu tun hatte, erwähnte sie noch die allem vorausgehende „Reinigung“. Welche zu aller erst durchgeführt werde. Sie meinte die Darmspülung. Es wäre gesund und anregend. Bemerkte sie mit herrischer Stimme. Was ich mir nicht wirklich vorzustellen vermochte.
Letztendlich waren wir erneut beim „Selbstläufer-Szenario“ angelangt. Wir hatten Gunnar „gequält“, die Fesseln gelöst, und am Ende fickte er uns beide, währenddessen noch irgendetwas in seinem Arsch steckte.
Bei Siv war er wild und ungezügelt. Als wolle er seinen Frust in sie hineinstoßen.
Mit mir war er sanft und zärtlich. Beinahe behutsam. Liebevoll sah er mir in die Augen, während er Siv nicht einmal anschaute. Sie beschimpfte ihn ständig. Ermutigte ihn fester, barscher und unerbittlicher zuzustoßen. Was ihr zu gefallen schien. Jedoch Gunnar ebenso. Er tobte sich auf ihr aus, wie der Reiter auf einem zu zähmenden Pferd.

Wir duschten zu dritt und ich war total erschöpft.
Als mich Gunnar nach Hause „trug“, war es schon längst hell geworden und ich schlief umgehend in seinen Armen ein.

-------

Der heutige Tag ist der absoluten Ruhe gewidmet. Beschlossen wir beide.
Keine Besuche. Keine Frauenkreise. Kein Sex. (Oder doch?)
Wir schliefen bis zehn. Zumindest ich. Gunnar war es mit Nichten danach aufzustehen. Jedoch pellte er sich allmählich aus dem Bett als ihm der Kaffeeduft in die Nase stieg. Für mich gab es „Getreide-Aufguss“ mit viel Milch und nun Kamillentee. Alldieweil mein Magen noch immer rebelliert.
Es entstand ein kurzes Gespräch über die Bemerkung von Siv, welche „diese Jessica“ betraf. Gunnar beharrte darauf, dass es ausschließlich der „Animation“ diente und in der Tat NICHTS mit ihr vorgefallen sei, außer, dass er sie tröstete, ihres verlorenen Freundes wegen.
„Und wenn schon, ändert es nichts daran, dass ich dich über alles liebe Rea.“
War das ein Spiel? Oder was? Ich gab mich entrüstet. „Und wenn du mit tausend Frauen fickst, liebst du trotz alldem ausschließlich mich und keine andere?“
„Ja.“ Gunnar schmunzelte. „Aber DAS tut ich doch nicht.“ Er sah mich durchdringend und mit einer gespielten Ernsthaftigkeit an. Ich wusste, dass er meine Gedanken las. „Was ist mit dir? Du hast mit Troels gefickt. Nicht wahr?“
Ich senkte den Blick. Räusperte mich. Was ohnehin schon einem Geständnis gleichkam.
„Siehst du.“ Er lächelte ein wenig gequält und ich dachte ganz kurz daran, dass es ihm möglicherweise sogar gefiel seiner masochistischen Neigungen wegen.
“Aber er ist doch nur. Ab und an muss ich doch.“, begann ich mich dennoch zu rechtfertigen. Genau genommen dachte ich darüber nach, dass eigentlich kein anderer mehr da war, außer Troels, mit dem ich hätte ficken können. Schließlich werfe ich mich nicht jedem x-beliebigen Pöbel an den Hals.
„Was ist mit Kevin?“, setzte Gunnar nach. „Du hättest mit ihm gefickt, wenn er gekonnt hätte. Nicht wahr?“
„Ja.“, gestand ich leise.
„Siehst du. Aber lieben, tust du mich dennoch über die Maßen. Oder etwa nicht?“ Gunnar hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen. „So wie ich dich.“ Ein eigenartig WEISER Blick traf mich, wie von DEM Gunnar, den ich in der Tat über alles liebte.

-------

„Hast du sie deshalb hier her geholt?“, fragte ich Gunnar nach einer Weile, mich auf Siv beziehend. Denn genau genommen war mir noch immer ein wenig klamm ob der vergangenen Nacht, in der ich erneut Dinge tat, die mir nicht wirklich zusagten. Ausschließlich Gunnars wegen.
Gunnar räusperte sich und holte tief Luft. „Ja und nein.“, antwortete er vermutlich tatsächlich offenherzig. „Okay“ Er pustete Luft durch seine gespitzten Lippen. „Sie hat ihren Freund verlassen. Er passte nicht zu ihr.“
„Aber zu dir.“, unterbrach ich ihn.
„Im Augenblick schon.“
„Was bedeutet DAS denn?“
Gunnar legte die Stirn in Falten und zog seine linke Augenbraue nach oben. „Das sich so eine Beziehung, wie ich sie mit Siv habe, oder sie mit mir, irgendwann tot läuft. Nach einiger Zeit ist alles ausgereizt. Man heiratet solche Frauen, oder in Sivs Fall, solche Männer nicht. Wir sind nicht für die Ewigkeit bestimmt wie beispielsweise wir beide Rea. Mit Siv, und gelegentlich ihren Schwestern“, er sah mich prüfend an,  „lebe ich meine Neigungen aus und dann trennen sich unsere Wege.“
„Aber deine Neigungen sind dann nicht verschwunden?“
„Nein. Natürlich nicht.
„Dann suchst du nach neuen Herausforderungen. Oder?“
„Ich weiß es nicht. So weit bin ich noch nicht gekommen. Eigentlich dachte ich, man könne es behutsam angehen. Diese Beziehung mit dieser EINEN Domina länger laufen lassen. Schließlich birgt ein häufiger Partnerwechsel ebenso Gefahren. Bei Siv weiß ich, dass sie clean ist.“
Genau DAS wäre meine nächste Frage gewesen. Was man sich dabei alles holen kann.
„Du musst dich nicht sorgen Rea. Trotz aller Vergnügungen vergesse ich die Sicherheit nicht. Das kannst du mir glauben. Und Du“, er sah mich an, zog die Augenbrauen nach oben und lächelte sogar ein wenig, „solltest das ebenso nicht vergessen.“
„Da ist keiner mehr. Außer Troels.“, sagte ich beinahe mit schuldbewusster Stimme.
„Komm. Lass uns nicht streiten Rea. Die Zeit ist so kostbar, die wir auf dieser Erde haben. Lass sie uns gemeinsam genießen. Wir lieben uns doch beide und wie du weißt gehören wir zusammen.“ Er zwinkerte mir zu, legte seine Arme um meine Schultern und küsste mich innig auf den Mund.
Das „Gewohnte“ ist am „Bequemsten“.

Und noch immer kann ich es nicht lassen, meine Einträge hier wie einen Rapport zu schreiben oder aussehen zu lassen.
Vielleicht sollte ich mich in der Tat in Zukunft kürzer fassen. Wie Gunnar und Mary es mir anraten.