Sonntag, 9. Juni 2013

Erstaunliches, Überraschendes und Gleichbleibendes



Gunnar war überaus aufmerksam und liebevoll am gestrigen Tag.
Was mit Nichten bedeuten soll, dass er im Allgemeinen nicht so wäre.
Wir waren Müde. Beide. Ließen uns treiben.
Das Einzige, was uns sorgte, war meine Gesundheit. Das Brennen im Magen.
Gunnar, und Mary ebenso meinten, ich müsse dahingehend meine Eß- und Verhaltensgewohnheiten ändern. Vor allem, es dann auch diszipliniert durchhalten (was ich bisher nicht tat), und nicht nach dem zweiten Tag bereits erneut Kaffee oder Pepsi trinken. Vorrangig müsse mein Magen jetzt in die Balance gelangen.
Gleichwohl sei mein seelisches Gleichgewicht ebenso von Belang.

Ja, nun. Wozu sich mit unnützen Gedanken quälen. Gunnars Neigungen würden sich dadurch nicht in Luft auflösen. Unsere Liebe zueinander war ohnehin eine Tatsache. Obgleich ich mir nicht mehr sicher bin, wer nun am meisten liebt. Ich vermute jedoch, dass es noch immer Gunnar ist.

„Weißt du“, begann Gunnar das (leidige) Thema noch einmal anzuschneiden, „ich dachte zuerst es sei gut, wenn du dabei bist. Du weißt, was ich meine. Ohnehin wollte und hätte ich es dir nicht verheimlichen können. Ich bin immer ehrlich zu dir. In jeglicher Beziehung. Jedoch während ich meinen Neigungen folge, ist es in der Tat nicht leicht zu differenzieren. Entweder ich bin zügellos oder sanft. Beides zugleich ist nicht gut möglich.“
Ich wusste, er spielte mit seinen Worten auf die vergangene Nacht an.
„Willst du mir etwa damit sagen, dass ich dich mit Siv oder wem auch immer, deine Neigungen ausleben lassen soll, und mit mir lebst du dann das ganz normale Leben als Ehemann?“
Gunnar räusperte sich. „Wir müssen einen Konzens finden.“
„Du willst mich also nicht dabei haben, wenn du mit ihr fickst?“
„Bedeutet das jetzt, dass du dabei sein willst?“
„DAS sagte ich nicht.“
„Was dann?“
Stille
Gunnar biss sich auf die Lippen und begann erneut zu sprechen: „Ich suche nur nach Lösungen. Verstehst du? Lösungen, die uns alle zufrieden stellen.“
„Nun, dann sollte ich offensichtlich in Zukunft deine Sessions mit dieser Siv schlicht und einfach ignorieren und mit dir ein ganz normales Eheleben führen.“
Gunnar schnaufte. „Ja.“, sagte er gequält. „Möglicherweise sollten wir es auf diese Weise versuchen.“
„Und wenn ich dabei sein will?“, fragte ich ihn provozierend.
„Dann solltest du das Spiel beherrschen.“
Ich hüstelte. Wow. Okay. „Was ist dann mit unseren Liebe?“
„Was soll mit ihr sein? An ihr wird sich nichts ändern. Ich liebe dich über alles. So wie du mich. Wir sind füreinander bestimmt. In diesem, vorherigem und in den nächsten Leben.“

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Am Nachmittag kam Siv ohne anzuklopfen, schlicht und einfach in unser Wohnzimmer und lümmelte sich pflegelhaft und provokant an einem Eis lutschend auf unserer Couch.
Gunnar schwieg. Sah sie nur an. Sodass ICH die Initiative ergreifen musste. Offensichtlich vermag er sich gegen „seine Domina“ nicht zur Wehr zu setzen.
„Was willst du hier? Du kannst nicht einfach herein poltern als wäre es dein zu Hause. Tue ich das mit dir? Ich bin stets höflich. Obgleich ich dich nicht mag.“
Sie lachte. „Rede nicht immer so geschwollen.“
Gut. Dann deutlicher. Dachte ich.
„Ein wenig Respekt dem anderen gegenüber wäre angenehm. Am liebsten würde ich dich rauswerfen. Biete dir jedoch stattdessen meine Gastfreundschaft an.“
„Wozu. Gunnar würde mich nie rauswerfen. Oder?“
Gunnar senke den Blick und räusperte sich. „Nein. Natürlich nicht. Aber anklopfen könntest du wenigstens.“
„Wozu? Wenn ihr beim ficken seid, lege ich mich dazu.“ Ihr schallendes Lachen machte mich wütend.
Im selben Augenblick klopfte es an der Tür. Was wir beinahe überhört hätten.
Mary trat ein und ich bat sie sich zu setzen.
„Magst du etwas zu Trinken?“, fragte ich.
„Mich fragt sie das nicht.“, warf sich Siv dreist dazwischen.
„Wer ist diese nette junge Frau?“, fragte Mary.
Siv schaute sie verdutzt an. „Noch so eine gezierte Tante.“
Ups. Nun war ich neugierig, wie Mary reagierte.
Mary wandte sich an Gunnar. „Du hast mir diese junge Dame noch nicht vorgestellt.“
Gerade als Gunnar den Mund öffnete, um Mary zu antworten, fuhr Siv ihm über den Selben. „Ich bin seine zweite Frau.“, sagte sie vorwitzig.
Mary musste leicht schmunzeln. Verbiss sich jedoch ein lachen und sah Siv Stirn runzelnd an. „In der Tat. Ist das so?“
„Ja. Er hat mich hier her geholt, damit wir ficken können und ich seine Neigungen befriedigen kann. Weil seine Ehefrau“, bei diesem Wort sah sie mich hämisch an, „ es nicht zustande bringt.“
„Nun. Dann mag das vorübergehend sicher so sein.“, schienen ihre abschließenden Worte zu sein. Denn sie signalisierten, dass sich nun nicht weiter dieses Themas widmen wollte.
„Es täte euch beiden gut, wie es mir scheint,“, sie sah mich und dann Gunnar an, „wenn ihr euch vermehrt den spirituellen Dingen zuwenden würdet. Meint ihr nicht auch?“
Siv feixte.
„Und was ist mit dir, junge Dame? Gibt es für dich nichts anderes als Männer zufrieden zu stellen?“ Ihr Ton wurde schärfer. „Meinst du es ist nötig sich zu prostituieren, den Männern zu Willen zu sein oder sich als Domina aufzuspielen, nur um ein wenig Zuneigung zu erhaschen.“
Siv Stutzte. Wusste offensichtlich nicht weiter und wurde wütend.  „Dieses Zeugs ist mir langweilig.“, fauchte sie.
„Wenn das so ist, haben sie hier nichts zu suchen, und ich möchte sie bitten uns augenblicklich zu verlassen.“ Sie wies mit ihrer Hand auf die Tür. 
Siv sah Gunnar an und erwartete offensichtlich seine Unterstützung.
Gunnar wendete sich jedoch ab und schwieg.
Empört sprang sie auf und verließt polternd, jedoch tatsächlich das Haus.
Angesichts Marys respektvoller Dominanz, sollte ich mir diese möglicherweise ebenso zu eigen machen.

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Während wir im Restaurant zu Abend speisten kam Troels und sein Bruder Mads herein.
Gunnar winkte sie zu uns. „Kommt. Setzt euch.“
Troels tat ein wenig verlegen.
„Ich weiß, dass du meine Frau heute Nacht gefickt hast. Oder besser, sie es so wollte. Setz dich.“ Gunnar wies mit der Hand auf den Stuhl gleich neben sich.
Troels räusperte sich, und Mads konnte ein Feixen nicht unterdrücken.
„Genau genommen sollte ich der Fairness halber Siv ebenfalls an unseren Tisch bitten. Was meinst du?“ Gunnar sah mich an und ich vermochte nicht zu sagen, ob dies nun eine Provokation oder eine simple Feststellung gewesen war.
„Ich würde gern Nägel mit Köpfen machen. Klarheit schaffen, und Sicherheit für Rea.“
Ach was? Dachte ich. Gab er mich jetzt offiziell in die Hände des väterlichen Freundes, um uneingeschränkt seinen Neigungen folgen zu können?
Troels runzelte die Stirn. Wusste nicht was ihn erwartet.
„Ich muss ausschließlich in deine Gedanken sehen und weiß, wann und was du mit meiner Frau tatest. Aber das stört mich nicht weiter. Solange SIE es so will. Vor allem weiß ich, sie bei dir in Sicherheit. Obendrein vertraue ich dir. Rea tut es ebenso. Du bist in der Tat kein schlechter Mensch. Bist anständig und meinst es ehrlich mit ihr. Das sehe ich in deinem Kopf. Ich weiß auch, dass du deshalb mir gegenüber ein schlechtes Gewissen hast. Dich unwohl fühlst. Lass gut sein. Das musst du nicht.“
Ich war erstaunt, ob dieser Worte. Oder war es nur ein genialer Schachzug von ihm?
Gunnar sah Troels direkt in die Augen.
„Wenn ich verhindert bin, ist es gut, wenn jemand für sie da ist. Es geht mir ausschließlich um Rea. Verstehst du?“
Troels runzelte die Stirn und nickte.
Ich dachte, Gunnar wollte, dass ich mich von Troels fern halte. Das es ihm wehtäte, wenn ich mit ihm ficke. Wollte er nun damit, dass er  „ihn mir erlaubte“, seine Ausschweifungen rechtfertigen? Oder war es nur ein weiteres Zeichen seiner masochistischen Ader. Ich hatte bereits davon gehört, das Masochisten sich zuweilen damit quälen ihren Frauen einen anderen Mann zuzugestehen und ihm sogar beim ficken heimlich zuzusehen. Jedoch vermochte ich mir nicht vorzustellen, dass Gunnar SO EINER war. Ich weiß, dass er mich liebt und glaube daher, dass es ihn sehr wohl schmerzt, wenn ich mit jemand Anderen ficke.
Im gleichen Maße vermochte ich mich des Eindrucks nicht zu erwehren, dass Gunnar genau wusste, dass ich Troels nicht wirklich liebte und es auch niemals tun würde. Außerdem war er mir zu alt für eine echte Beziehung. Er nutzte uns und unser beider Gefühle für sich (und seine Neigungen) aus. So konnte er, wann immer ihm danach war, und nachdem er mit mir erst vor Stunden darüber gesprochen hatte, tun was immer er wollte.
War dies tatsächlich so? Ich haderte mit mir und meinen Gedanken. Konnte Gunnar in der Tat so verwerflich sein?
„Nein.“, sagte Gunnar mit einem mal zu mir in festem Ton. „Es ist nicht so wie du denkst Rea. Ich suche ausschließlich nach Lösungen für uns alle. Verstehst du es noch immer nicht?“ Seine Stimme war ein wenig barsch geworden. Er fing sich jedoch sogleich und entschuldigte sich bei mir.
„Verzeih.“

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Das „kürzere Fassen“ ist offensichtlich nicht meine Intension.
Ich werde es dennoch weiterhin versuchen.
Aus diesem Grund beschreibe ich die Ereignisse des Abend und des heutigen Morgens, welche ohnehin nichts weiter Aufregendes in sich bergen, nicht minuziös.

Wir gingen frühzeitig zu Bett. Gunnar und ich. Sex gab es ebenso. Ein wenig. Bei welchen mich die Fragen quälten, ob es ihm gefiel? Bin ich ihm genug? Sollte ich möglicherweise...? Jedoch mag ich viel lieber sanft.
Gunnar hielt kurz inne und strich mir zärtlich über mein Gesicht. Beruhigte mich. Was ICH nur schon wieder von ihm denke.

Am heutigen (frühen) Morgen kam Mary zu uns herein geschneit. Sie hätte meine Speise bereits in der Küche bestellt. Es wäre Zeit für den „EarthWay“. Neumond wäre eine gute Zeit, um damit zu beginnen.
Mit gutem Willen und viel Mühe aß ich Getreidebrei und trank Kräutertee. Alles OHNE Zucker. Ausschließlich ein halber Löffel Honig war mir vergönnt. Was mich zurückversetzte in Sara Black Moonfeathers Hütte, wo ich Ähnliches aus einem Blechnapf aß. Jedoch den ZU bitteren Magentee verweigerte ich.
Meine Medikamente wurden ebenfalls „umverteilt.“

„Bleibst du heute bei mir?“, fragte ich Gunnar schon beinahe provozierend.
Er schmunzelte. „Ja. Mein Herz. Das tut ich.“, sagte er und zwinkerte mir zu. „Bin ich tatsächlich so oft weg von dir?“
„Ja. Bist du!“, antwortete ich gespielt trotzig, mit einem leichten Lächeln auf meinem Gesicht.