Montag, 10. Juni 2013

Ein „braves Mädchen!“



Trotz aller Liebe konnte ich nicht umhin Gunnar zu fragen, ob er Siv liebe.
„Es ist keine Beziehung, die auf Liebe aufgebaut ist. Es geht viel mehr um ein Spiel. Die meisten Männer spielen gern. Wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Und nur selten weiß die Ehefrau davon.“ Gunnar zwinkerte mir mit beiden Augen zu und lächelte. „Ich wollte wahrhaft ehrlich zu dir sein. Du solltest alles Wissen, und ich hoffte anfangs dich dafür erwärmen zu können. Ein wenig zumindest. Ebenso hoffte ich auf Verständnis. Denn Du lebst auch nicht immer monogam.“
Ich pustete Luft durch meine Lippen. „Selbstredend bemerktest du, dass ich mich dir anpasse, was deine Neigungen betrifft. Wie beispielsweise letzte Nacht. Wenn es mir möglich ist, ebenso während unseres ganz alltäglichen Sexes. Jedoch mag ich es viel lieber sanft.“
„Das weiß ich doch Rea. Ich passe mich dir in gleichem Maße an.“
„Jedoch behagt es dir nicht sonderlich. Oder?“
„Das stimmt doch nicht. Ich liebe dich Rea, und ich liebe es mit dir zu ficken. Gleichgültig, auf welche Weise.“
„DAS soll mich beruhigen?“
„JA! Das soll es.“, sagte Gunnar mit Nachdruck.


„Troels ist nun in der Tat keine Bedrohung für dich.“, rechtfertigte ich mich weiter.  „Er ist ohnehin der Einzige, welcher mir noch verblieb. Wenn ich ab und an mit ihm schlafe, geschieht das viel mehr aus Dankbarkeit als aus Liebe. Ich mag ihn. Dies ist zweifelsohne eine Tatsache. Mehr jedoch nicht.“
„Was ist mit Kevin? Liebst du ihn noch?“
Ich wurde ernster. Senkte die Augen und atmete laut hörbar aus. „Möglicherweise. Ja.“
„Siehst du. Wie soll ich mich jetzt dabei fühlen?“
„Was war mit dieser Jessica?“, lenkte ich von mir ab. „Hast du sie gefickt?“
„Nein. Ich tröstete sie ausschließlich.“
„Tatsächlich?“
„Ja.“, sagte er ein wenig unsicher.  „Sie hat sich an meine Brust gelehnt und ausgeweint. Ich habe sie auf die Stirn geküsst, um sie zu beruhigen. Das war alles.“
Ich wurde misstrauisch. Gunnar bemerkte es natürlich.
Ein lautes „Ahhhh“ entfuhr seinem Mund und er lehnt sich zurück. „Jetzt sei nicht so eifersüchtig. Da war nichts. Okay?“
Das überzeugte mich nicht. Aber ich bohrte nicht weiter nach. Beließ es vorerst dabei.

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„Wenn sich dein Magen nicht bessert, müssen wir den Arzt aufsuchen.“, sagte Gunnar zu mir. Alldieweil es sich noch immer nicht im Wesentlichen verbessert hat.
Ich rollte mit den Augen. „Es ist mir mit Nichten nach einer Gastroskopie zumute.“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Ich denke, wir geben dir noch einige Tage. Dann wäre es in der Tat sinnvoll deinen Hausarzt zu konsultieren.“
„Warte.“, schaltete sich Mary dazwischen und streckte mir ihren Arm entgegen. „Hier. Nimm diese Tropfen, und dann sehen wir, was passiert. Je dreimal Zwanzig vor den Mahlzeiten. In etwas Wasser. Sollte dies nicht helfen, gibt es noch einige andere Möglichkeiten. Rea hat Recht. Der Arztbesuch kann warten. Es ist ohnehin vorauszusehen, welchen Weg ein Arzt nehmen wird. Der Weg zu herkömmlichen Ärzten ist die letzte Variante, die ich wählen würde.“

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Nun. Heute Morgen geht es meinem Magen einigermaßen. Marys Tropfen scheinen zu helfen. Was mich aufatmen lässt.
Überdies ist es nötig so allmählich mit den Vorbereitungen auf die Reise nach New Orleans zu beginnen.

Zu alledem war ich ein braves Mädchen. Trank meine Kräutertees ohne Zucker. Keinen Kaffee. Aß Haferbrei mit etwas Honig. Die Mahlzeiten ohne Hast und in Ruhe durchgekaut. Ebenso nur wenig, jedoch Mehrere. Ein wenig Qi Gong, Schulterübungen, Stretching. Eine halbstündige Meditation. Eine Salbei-Räucherung. Zu guter letzt noch eine Lektion im Atmen.
Nein, ich wusste nicht, dass das Lymphsystem durch Atmung und Muskelbewegung für den Abtransport von Gift- und Schlackestoffen sorgt. Dass 70 % der Abfallstoffe des Körpers über den Atem ausgeschieden werden. Nur 20 % über die Haut und 10 % über den Verdauungstrakt. Oder das unser Gehirn 80 % des eingeatmeten Sauerstoffs verbraucht, und das Zwerchfell der größte Muskel des Körpers ist.
Mary erzählte mir, dass sich Atmung und Körperhaltung gegenseitig bedingen. Das, die Luft durch das rechte Nasenloch ein gesogen der Sonnenatem sei und die linke Gehirnhälfte aktiviere. Was den männlich-aktiven Persönlichkeitsanteil unterstützt. Mann könne dann leichter „nein“ sagen und besser Entscheidungen treffen. Ebenso würden dadurch das Kurzzeitgedächtnis und das logische Denken gestärkt.
Zieht man jedoch bewusst die Luft durch das linke Nasenloch ein, sei das der Mondatem und belebe die rechte Gehirnhälfte. Wo sich die weiblich-intuitiven Teile befinden. Man könne dann besser aus dem Gefühl, dem Bauch heraus leben. Es verstärke die Empfindungsfähigkeit und das gefühlsmäßige Erleben. Es regt das Langzeitgedächtnis an und es ließe sich damit besser lernen. Was mir Gunnar schon einmal (irgendwann) erklärt hatte.
Wie man richtig ein- und ausatme, und das es wichtig sei die Wirbelsäule aufrecht zu halten, wenn man sich im Pranayama übe. Die Augen geschlossen seien und die Zunge hinten am Gaumen liege.
Jedoch das wichtigste sei, dass man den Atem stets frei fließen lassen sollte.

In diesem Sinne, lenke ich meine Aufmerksamkeit auf den Atem und werde mich heute Morgen der Pflege widmen. Sowie einer ayurvedischen Ölmassage.

See you later.