Montag, 24. Juni 2013

Die Essenz des Lebens - Was wirklich zählt


In der Tat scheint mein „magischer Tanz“ seinen Zweck erfüllt zu haben.
Gleichmut überkam mich.
Ich bin es leid zu lamentieren.
Es ist wie es ist.
Wenn ich meine Anschauung nicht zu ändern vermag, wie Gunnar es mir riet, wird es mich vor Gram zerreißen. Und er hat augenscheinlich und fühlbar gute Argumente. Wie beispielsweise seine Lippen, seine Augen, seine Hände, die mich speicheln und liebkosen. Seine Worte die mir schmeicheln.  
„Ich liebe dich!“

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Eine (ungewollt) gehörte Unterhaltung von Marie mit ihrer Mutter schlich mir ins Ohr, als ich am Nachmittag die Treppen herunter kam.


Marie: „Ich will einen nordischen Mann für meine normannischen Kinder.“
Ruby Jane: „Du hast einen guten indianischen Mann, der dich liebt.“
Marie: „Adam? Nein. In Wahrheit liebt er Rea.“ Ihr Ton wurde beinahe weinerlich anklagend. „Alle lieben Rea.“, sagte sie  mit beinahe boshafter Stimme. „Das war schon immer so gewesen.“
„Ruby Jane: „Das glaube ich nicht. Du bist doch mein hübsches Mädchen.“
Marie: „Gunnar hat Brüder. Vielleicht sind sie noch frei.“
„Dann nimm Erik.“
„Er ist mir zu alt! Und am aller liebsten würde ich Gunnar selbst haben wollen.“ Ich sah sie schmunzeln. „Er ist so heiß und einfühlsam wie kein anderer. Gibt mir, was ich brauche.“
Ruby Jane: „Er liebt Rea über alles.“
Marie: „Sie hat ihn nicht verdient.“
Ruby Jane: „Nein Marie! Sag so was nicht!“
Soviel zu „Freundinnen“.

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Die Kinder und das Geschrei von und um sie zu ertragen fällt mir sichtlich schwer. Jedoch bemühe ich mich eklatant.
Mary schien mein inneres Dilemma zu bemerken. „Ich dachte, du hättest dich bereits an alles, was Gunnar ausmacht gewöhnt?“
„Ja, und nein. Es kommt stets Neues hinzu. Wie beispielsweise diese Kinder.“
„Du wusstest nicht erst seit heute, dass sie geboren werden?“
„Nein. Aber, dass sie von meinem Ehemann sind schon.“
Mary zog die Stirn in Falten und lächelte leicht. „Nun ja. Genau genommen war es gewissermaßen klar, dass sie von ihm sind.“
„Wie das?“. Fragte ich erstaunt.
„Marie hatte mit Gunnar den meisten Spaß dabei.“
Ich sah Mary forschend an. Wusste nicht, war es ein Streich oder war es ernst. „Woher..?“
„Rea! Denkst du, ich weiß das nicht?“ Sie schmunzelte.
„Hat Gunnar dir etwa....“
„Nein. Natürlich nicht. Das brauchte er nicht. Schau die nur an, wie sie ihn ansieht. Sie ist verliebt in ihn. Nicht etwa in Adam, ihren Mann. Nein. In Gunnar. Das merkt doch jedes Kind.“
„Oh mein Gott.“ Ich gab meinen weichen Knien nach und setze mich auf die Couch.
„Gott hat damit nichts zu tun.“
„Was soll ich nur tun?“, fragte ich schon beinahe verzweifelt. Das Gespräch von vorhin noch in meinem Kopf.
„Nichts.“, sagte Mary mit ruhiger Stimme. „Gar nichts.“
Ich sah sie verwundert an und hob die Schultern.
„Er liebt sie nicht. Er liebt DICH Rea. Niemand anderen. Du musst dich nicht sorgen.“
„Das vermagst du einfach SO zu sehen?“
„Ja.“

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Gunnar kümmert sich in der Tat nicht allein um Marie und die Babys, für die eine Kinderschwester eingestellt wurde, damit Marie zwischendurch zu Atem kommt. Nein. Er kümmert sich ebenso gut um mich, sodass ich so manches Mal wähne, dass es ihm zu viel werden könnte. Das ich ihm zu Last falle.
Er  küsst mich wieder und wieder vor aller Augen Scheint verliebt wie am ersten Tag. Und am Abend offenbarte sich eine völlig andere Wahrheit, an welche ich bislang noch nicht einmal dachte.
„Du wirst mich nicht verlassen. Oder?“, fragte Gunnar mich mit leisen Worten, die sanft in mein Ohr drangen. Er stand hinter mir. Hatte seine Arme um mich geschlungen und seinen Kinn auf meine rechte Schulter gelegt.
Verlassen? Seine Worte ließen mich hellhörig werden.
Obgleich ich fürwahr inzwischen kein Verlangen mehr verspüre, mich jemals von ihm zu trennen.
War ER es nun, der sich im gleichem Maße darum sorgte wir ich verlassen zu werde?  Dass ich IHN möglicherweise nicht mehr lieben könnte ob seiner Neigungen und dieser Babys mit einer anderen Frau? Oder, dass ich ihn nicht genug lieben würde, um bei ihm zu bleiben?
Was für eine erstaunliche Erkenntnis!
Er ist offenkundig nicht wirklich der coolste Gunnar, Schamanen, Druide dieser Welt. Er ist, genau wie wir anderen, nur ein ganz normaler Mensch mit seinen Stärken und Schwächen.

Schlussendlich ist es an mir, mich zu entscheiden, ob ich mich zukünftig schlecht oder gut fühlen werde.
Babys oder nicht.
Neigungen oder was auch immer.
Fakt ist. Er liebt mich tatsächlich. Und ich ihn.
Nur DAS zählt.

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Um die Kinder nicht ausschließlich Sonnen-, sondern ebenso Mond zu taufen,  wurde am gestrigen Vollmondabend abermals eine kleine Zeremonie abgehalten. Wir alle waren dabei.
Mary hob die Kinder erneut gen Himmel. Dem Mond entgegen.
Dieses Mal sang Ruby Jane ein Lied, und es war gerade so, als würde sie es aus ihrem Herzen ringen, welches ihre Lippen die Worte formen ließen. Tränen liefen ihr währenddessen über die Wangen. Tate´ogna nita pehin, Erik, Adam und Gunnar tanzten dazu um ein kleines Feuer.
Es war ein überaus sonderbarer Anblick und ein fühlbar grandioser Energie gelandeter Moment, an welchem die Zeit still zu stehen schien, und alle Götter, Göttinnen und an der himmlische Wesen auf uns herab sahen.