Sonntag, 23. Juni 2013

„Komm, tanz mit mir!“



Es steht nunmehr fest. Mein Ehemann ist Vater zweier Kinder mit einer anderen Frau. Welche ich nun wahrlich nicht mehr (m)eine Freundin nennen mag. Obgleich SIE kein Schuld an dem Schlamassel trägt.
Wäre ich die „alte Rea“, würde ich mich eilend in ein Flugzeug setzen und von hier verschwinden.
Jedoch, was bleibt mir, als die „gute Miene zum bösen Spiel“. Es geschieht schließlich alles zu meinem Wohle. Wurde betont. Und zum Schutz des Hauses. Selbstverständlich. Sowie des Grundstückes und des gesamten „Raumes“ der verschiedenen Dimensionen. Hier.
Bislang vermied ich es tunlichst darüber nachzudenken, was wäre „wenn“?  Da es jedoch nun eine Tatsache ist, dass diese Kinder die Nachkommen meines Ehemannes sind, vermag ich nicht zu sagen, wie ich damit umgehen werde.

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Wie die fünfschwänzigen Katzen schleichen sie alle in einem einheitlichen Tanz mit Lobeshymnen um diese Kinder.
Ich kann daran nichts finden. Nichts für diese kleinen Subjekte empfinden, und sie stinken nach Leben.
Ich fühle mich wie eine Aussätzige! Wie könnte ich mich freuen über die Kinder meines Ehemannes mit einer anderen Frau? Gleichwohl oder gerade deshalb, weil er sie mit meiner besten Freundin zeugte, die nun keine wirkliche Freundin mehr für mich ist. Jedoch sollte ich meine Gefühle nicht offen zur Schau tragen. Mir die Maske des Lächelns und der Freude über das Erscheinen der „kleinen Lieblinge“ über ziehen  und mich des Reigens anschließen. Tanzen, frohlocken. Singen und strahlen.
Möglicherweise ist es falsch nicht glücklich zu sein über die neuen Erdenbewohner, die bewusst gezeugt und geboren wurden. Die vor Gesundheit strotzen. Sowie Marie, die sie geboren hat.
Oder wäre es falsch nicht zornig zu sein?
Warum bin ich überhaupt verärgert?
Weil ich krank bin. Gunnar keine Kinder schenken kann und will? Weil es nun offensichtlich eine andere für mich tat? Wird er SIE jetzt lieben? Anstatt meiner?
Welche Verbindung wird sein Herz zu dem ihren aufnehmen? In dieser speziellen Situation. Selbst wenn er sie nicht liebt, wird sie stets die Mutter seiner Kinder bleiben.
Was bin ich dann? Die Tante? Die Pate? Die WAS?
Wie es Adam damit geht, vermag ich nicht zu sagen. Er trägt ausschließlich Glücklichkeit zur Schau.

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„Freust du dich nicht?“
„Ich kann im Augenblick darüber nicht reden. Es tut mir leid.“ Ich schüttelte mit dem Kopf und erhob meine Handflächen zur Abwehr gegen das Gefragte. Gegen die Gedanken, die ich denken müsste und die anderen, welche mir bereits seit geraumer Zeit durch den Kopf schossen.
„Okay.“, sagte Gunnar, zog mich zu sich heran und nahm mich in seine Arme.
Ich ließ es nur widerwillig geschehen. Fügte mich jedoch.
Eine fühlbare Traurigkeit wechselte mit Empfindungen der Wut und beide hatten sich in mir ausgebreitet. Genau genommen war es mir zum weinen zumute. Oder zum schreien. Womit ich mich von allen anderen unterscheid. Die so glückselig waren.
Im Grunde wussten wir es doch alle bereits vorher schon, dass Gunnar der Vater ist.
„Komm. Sie sie dir doch wenigstens einmal an. Sieh sind so süße kleine Babys.“
Ich hasse Babys. Man möge mir verzeihen. Das „Mutter-Gen“ ist mir offensichtlich nicht gegeben. Ich vermag es nicht, mich grinsend über diese schreienden Geschöpfe zu beugen und „da, da, da“, oder „ba, ba, ba“ zu mimen. Mich lächerlich zu machen. Dieses ganze Getue erscheint mir außerordentlich lächerlich. 
Selbst die Männer, oder gerade die Männer unterliegen diesem Zauber.
Ruby Jane ist selbstredend die stolzeste Großmutter dieses Planeten. Was mir widersinnig scheint. Alldieweil sie keinerlei Anteil an der Entstehung dieser Wesen hat.
Nun, jedem seine Manier.

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- Von Wanja eine SMS. Er ist unterwegs nach New York. Keine Ahnung, was er mir damit sagen will.
- Eine gesangliche Videobotschaft von Ian. „In the name of love“.  Wie witzig. Ich vermag in der Tat nicht zu sagen, ob dies eine neuerliche Liebes-Offerte sein soll.
- Troels. Nimmt alles gelassen. Ich sollte durchatmen und es ihm gleich tun!

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Keinen Sex heute Nacht.
Kuscheln. Liebkosen. Schlafen. Nicht mehr.

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Heute Morgen war es Gunnar, der mich vor Sonnenaufgang weckte.
Die Babys wurden „getauft“ auf schamanische Weise und erhielten offiziell ihre Namen.
Sie wurden dem Universum vorgestellt. Mary nahm sie und streckte sie mit einem Gebet der Sonne entgegen.
Tate´ogna nita pehin und Adam sangen.
Ruby Jane tanzte erstaunlicher Weise.
Gunnar und Erik räucherten Salbei und küssten die Kinder auf die Stirn. Adam tat es ihnen gleich.
Drei Väter, zwei Kinder, eine Großmutter. Ein Pate und eine Patin. Und ich?

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Zum Frühstück dudelte Cajun music „On the Bayou“ and „The railroad train“ aus dem Radio. Bei Tab Boniet und „Night Train“ hielt es Gunnar nicht mehr auf dem Stuhl. Er nahm mich bei der Hand und dreht mich im Kreis zum Rhythmus der Töne. Bewegt meine Hüften mit seinen Händen.
„Komm tanz mit mir.“
Möglicherweise sollte ich mich schlicht und einfach dazu hinreißen lassen. Mich ergeben. Hingeben und allen Frust mit meinen Hüften nach draußen schwingen. Dachte ich so.
Warum nicht?