Freitag, 7. Juni 2013

Sveriges nationaldag och Födelsedagen



Angesichts des angespannten Magen-Pyrosis-heartburn-Handikaps besteht die dringliche Notwendigkeit mich an Gunnars und Marys Diät-Vorgaben und Verhaltensregeln zu halten. Denn nichts ist scheußlicher als das Magenbrennen.
Bullrich oder Schüssler-Salze. Kräutertees ohne Zucker. Basische Lebensmittel im Allgemeinen. Kleine Portionen. Keine Anstrengungen. Besonders nach dem Speisen nicht zu Bett gehen. (Wie überaus witzig!).

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Natürlich gibt es in den größeren Städten wie Stockholm Veranstaltungen zum 6. Juni. Im Allgemeinen jedoch genießt die Bevölkerung ihren freien Tag. Meist innerhalb der Familie.
Im Zentrum planten wir ein Konzert mit traditioneller schwedischer Musik. Wie beispielsweise mit den Tönen der Nyckelharpa, welche mich ein wenig an Louisiana erinnern. An die Klänge der Cajun-music. Die Geige im Zydeco. Ebenso die Fiddle und das Harmonium.
The Alchimist’s Dance der nyckelharpa und arch-harp-guittarr erinnerte gleichwohl  an Irlands traditional music.

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Ich schenkte Troels nicht eine Sekunde meiner Gegenwart. Schrieb ihm eine SMS mit fadenscheinigen Erklärungen und einem schlechten Gewissen. Vertröstete ihn auf später.
Stattdessen saß ich mit meinem Notebook bei fb fest und las auf anderen Blogger-Seiten. Steigerte auf Auktionen und googelte gesundheitshalber. Das Gleiche am Nachmittag.
Ein schnelles Dinner (Coucous und Fisch) zwischendurch, mit Gunnar, der anschließend zurück zum Office ging.
Nach dem Malzkaffee am Nachmittag das zweistündige Stylen für den Abend.
Für den „Frauenkreis“ blieb keine Zeit.
Ausschließlich einen Anruf von Marie und Adam nahm ich entgegen. Sie sind voller Erwartungen ob unseres Kommens und selbstredend ihrer (?) Kinder, die alsbald auf diese Welt kommen werden. Was mich daran erinnert, dass Gunnar möglicherweise demnächst das Vaterglück ereilt. Bisher vermiet ich diesen Gedanken. Ich bin mir nicht sicher, wie ich damit umgehen kann. Sollte dies geschehen. Fliege daher mit außerordentlich gemischten Gefühlen nach New Orleans.

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Gunnar gab sich heiter auf der Fahrt nach Stockholm.
„Geht es Dir gut? Hältst du das durch?“, waren seine besorgten Fragen.
„Ja.“, meine einsilbige, doch eher mürrische Antwort.
Gunnar schien den Weg gut zu kennen. Hielt direkt am Haus. Ich meldete selbstredend mein Misstrauen an.
„Ich habe Hjalmar bereits am Nachmittag angerufen und nach ihrer Adresse gefragt. Was denkst du nur von mir?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf, küsste mich auf die Wange und stieg aus.

Jessica, das Geburtstagskind begrüßte ihn stürmisch. Gerade so, als würde sie ihn bereits seit Ewigkeiten kennen. Ein Küsschen rechts. Ein Küsschen links. Eine Umarmung. Es war mit Nichten zu übersehen, dass Gunnar ihr gefiel.
Meine Begrüßung samt Gratulation fiel wesentlich kühler aus.
Der erste Tanz gehörte selbstverständlich ihr. Dann tanze ICH mit Gunnar eine ganze Weile. Vorzugsweise die andanteren Songs.
Als ich genug vom Tanzen hatte, meine Beine, mein Körper so allmählich Anzeichen der Erschöpfung zeigten, hielt ich Ausschau nach einer beschaulicheren Nische. Da es diese nicht gab, nahm ich schlussendlich auf einer Couch am Fernseher Platz. Natürlich lief Fußball. Was sonst? Wie langweilig!
Gunnar amüsierte sich indes in Gesprächen mit Männern, beim Trinken und Tanzen mit anderen Frauen. Jessica schien immer in seiner Nähe. Sie ließ ihn kaum aus den Augen.
Dann sah ich Gunnar eine ganze Weile nicht mehr. Stattdessen setzte sich unerwartet Siv an meine Seite. So kam mir der Zufall zu Hilfe. Nicht ich ging zu ihr. Sondern sie kam zu mir und suchte das Gespräch.
„Wenn Gunnar zu viel Bier trinkt, werdet ihr heute kaum mehr zurück fahren. Oder?“, bemerkte sie ein wenig zynisch wie ich fand. „Hm. Dann kann ich offensichtlich nicht mit euch kommen.“
„Was ist mit Stefan? Wird ER dich nicht nach Hause bringen?“, konterte ich unbeholfen, und just in dem Augenblick, als ich ansetzen wollte sie zu fragen, was sie eigentlich in unserem Zentrum zu suchen hatte, holte sie zu einem Vergeltungs- und Provokationsschlag aus.
„Stefan? Wer ist das?“
Ich sah sie total verdutzt an.
„Meinst du etwa diesen Loser? Was soll ich mit DEM?“, sich lachte hämisch. „Ich bin jetzt die zweite Frau von Gunnar und wohne bei euch gleich nebenan. Du hast mich sicher schon gesehen.“
Was für ein Affront? Ein offener Schlag ins Gesicht. Mit stockte der Atem.
Ich räusperte mich. Schluckte. Auf solch eine Kränkung vermochte ich nicht zu antworten. Ich starrte geradeaus. Sie saß neben mir und schlürfte genüsslich grinsend an ihrem Drink.
Wo war Gunnar eigentlich? Ich sprang auf.
„Suchst du etwa Gunnar?“, fragte sie mit Spott in ihrer Stimme.
„Ich glaube er verteilt gerade den Nachschlag zum Geburtstagsgeschenk.“
Was bitte sollte dies jetzt bedeuten?
Das Vergnügen einer direkten Rede beabsichtigte ich dieser Siv nicht zu gönnen. Daher sah ich mich nicht zu ihr um. Wollte ihre triumphierende Fratze nicht sehen. Ging schlicht und einfach Schritt für Schritt von ihr weg, um Gunnar zu suchen.
Während ich die Zimmer durchstreifte, hingen Sivs Worte wie bleierne Fäden in meinem Hirn. Nachschlag. Geburtstagsgeschenk. Ein hämisches Lachen.
Ich fand Gunnar nicht und ging zum Bad. Und just in dem Selben Augenblick, als ich die Tür öffnen wollte, stand er vor mir. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und da sah ich sie. Jessica. Sie stand vor dem Spiegel und wischte sich die verschmierte Schminke aus dem Gesicht.
Meine Arme lösten sich von Gunnars Hals und ich sah ihn fragend an. Wut stieg in mir auf. Hatte er etwa gerade mit ihr gefickt? War DAS der Nachschlag zum Geburtstagsgeschenk, was diese Siv andeutete?
Gunnar wusste sofort was ich dachte. Er nahm meine Hände und hielt sie fest. „Hey. Hey. Sie war traurig. Hat geweint weil ihr Freund sie verließ. Wir redeten. Nichts weiter.“
Das sollte ich ihm glauben? Ich schluckte seine Worte hinunter, die für mich eine Lüge waren. Sagte nichts.
Er legte seinen Arm um meine Schulter und wir gingen zurück zur Couch. Siv war nicht mehr da.
„Siv hat mir ihre Aufwartung gemacht. Sie sei jetzt deine zweite Frau und wohne deshalb gleich nebenan.“
Gunnar lachte. „Sie liebt es zu provozieren. Das weißt du doch genau?“
„Und wieso wohnt sie im Zentrum? Sie sagt, du hättest sie dorthin geholt.“
„Ja. Nach der Trennung von Stefan wollte sie Abstand. Ich bot ihr an vorübergehend im Zentrum zu wohnen.“
„Du bist überaus großzügig zu deinen Gespielinnen.“
Gunnar sah mich an. Er verzog das Gesicht. „Was denkst du nur wieder?“ Sein Kopf drehte sich leicht hin und her. „Tzz.Tzz. Tzz.“, waren die letzten Geräusche, bevor er einen tiefen Zug aus seiner Flasche nahm.

„Ich bin erschöpf und müde. Würde es begrüßen, wenn wir nach Hause fahren.“, schlug ich nach einer Weile vor.
„Ahhh. Lass uns noch ein Stündchen bleiben.“
Was seine Worte bedeuteten war mir klar. Ich ließ keine Ruhe. Gunnar stand auf. „Ich bin gleich wieder bei dir.“ Er kam mit Jessica zurück, die mich bei der Hand nahm und in ihr Schlafzimmer führte. „Komm. Leg dich in mein Bett. Hier kannst du dich ausruhen.“, sagte sie, und ich wusste nicht wie mir geschah. Ließ es geschehen. Alldieweil ich zu müde zum denken und antworten gewesen war.

Als ich heute Morgen die Augen öffnete war es bereits hell. Gunnar lag neben mir und, dahinter, Jessica. Beide nur mit ihrer Unterwäsche begleitet.
Ich schnelle hoch. Gunnar wachte auf. „Was ist?“
„Was tut sie hier?“, fragte ich entsetzt.“
„Sie wohnt hier. Es ist IHR Bett. Und jetzt lass mich noch ein wenig schlafen.“
Ich stand auf. War wütend. Ich hatte geahnt das dergleichen passieren würde. Was tat Gunnar erst, wenn ich NICHT bei ihm war? Vermutlich noch viel Verwerflicheres.
Jedoch, was hatte ich gesehen? Ich konnte vermuten, was immer ich wollte und mich damit geißeln. Zu beweisen vermochte ich ihm hingegen nichts.
Mit einem kapitulierenden Schnaufen ließ ich die beiden im Bett liegen, nahm die Wagenschlüssen an mich und fuhr zum Brunch in die Bonegatan.

Als ich zurückkam, fand ich die beiden genau so vor, wie ich sie verlassen hatte.
Nun ja. Beinahe. Jessicas Gesicht lag direkt vor Gunnars. Ihren Kopf hatte sie auf seinem ausgestreckten Arm gebettet und ihr Arm lag auf Gunnars Hüfte.
Ich setzte mich in dem am Fenster stehenden Sessel, auf dem Jessicas Kleidung lag. Schaltete das Radio neben mir ein. Drehte es lauter und lauter.
Jessica wachte als erste auf. Wandt sich zu mir um, oder besser dorthin, wo die Musik herkam. „Was ist los?“, fragte sie
„Ich habe euch Kaffee mitgebracht.“, sagte ich im üblichen Slang.
„Hmm. Später. Stell ihn auf den Tisch.“, antwortete sie als wäre ich der Pöbel und sie Dame.
Nun war es genug!! Dachte ich.
Ich weckte Gunnar, welcher nur allmählich zu sich kam. Nötigte ihn aufzustehen und sich anzuziehen und wir fuhren zurück zum Zentrum, wo er sogleich duschte und zum Office ging.
Die gesamte Fahrt über schwieg ich. Gunnar hatte offensichtlich ebenso kein sonderliches Interesse an unangenehmen Debatten. Fragte nach meinem Befinden und stellte das Radio an, als ich einigermaßen zufrieden nickte.

Während ich begann zu schreiben, dachte ich an Troels. Am liebsten würde ich zu ihm gehen. Jedoch fand ich dies überaus schändlich. Ihn ausschließlich aufzusuchen, um mich auszuweinen. Mich über Gunnar zu beschweren. Über sein Verhalten und das, was ich vermutete. Was er tat.  Oder nicht.