Freitag, 12. Juli 2013

Abschied – Noch einmal...


Abschiede gehen stets mit ungewöhnlichen Gefühlen einher.
Was hat man gelebt, gefühlt, gelitten, gedacht?
Was lässt man zurück? Was nimmt man mit?


Noch einmal die alten Wege am Flussufer des Mississippi spazieren gehen. Gedanken versunken und in Erinnerungen schwelgend. Mein Herz hing schon immer an diesem Ort.
Noch einmal Zydeco tanzen mit Gunnar, Marie und ihrer Mutter.
Noch einmal Karten spielen, am Abend auf der Veranda.
Noch einmal Ruby Janes berühmten „Red Jambalaya“.
Noch einmal aus ganzem Herzen lachen, mit Marie, während wir in der Küche stehen und sie den Gumbo rührt.
Noch einmal „Pain Perdu“ zum Frühstück und „Carri Ti Jacques“ zum Dinner.
Noch einmal mit Adam reden. Erst im Augenblick des Abschieds wurde mir seine Gegenwart zur Gänze gewahr. Sein schönes Gesicht. Seine Lebensfreude. Sein Gleichmut. Seine Kindlichkeit, welche der eines kleinen spitzbübischen Jungen gleich kommt.

-------

Gunnar vermochte sich nur schwer von seinen Kindern zu trennen. Dahingehend ist zu vermuten, dass unser Besuche, die Zeit, welche wir zukünftig hier verbringen werden, zunehmen werden.

Ich ließ mich sogar am letzten Tag dazu hinreißen, die Kinder in meinen Armen zu wiegen. Gunnar sah mir mit einem wohlwollenden Blick dabei zu. 

Ich dachte so darüber nach, was wir doch für eine gemischte Gruppe sind. Marie, die Mulattin. Ihre Mutter Ruby Jane, eine sehr dunkelhäutige Frau. Adam. Ein Ojibwe. Vertreter der First Nation. Eine weiße, Deutsche mit rot-blondem Haar, und ein großer, schlanker, attraktiver Skandinavier.

-------

Gunnar wollte nicht mehr über seine verpasste Chance in einem Film zu spielen reden. Ebenso wenig über den Model-Job in New York.
Ich befürchte, sobald er erneut dem Bannkreis der Hirngespinste seines Bruders ausgesetzt ist, werden seine Wünsche zu modeln und zu schauspielern abermals und vehement zurückkehren.

Als wir zu Bett gegangen waren. Still und in Gedanken versunken nebeneinander lagen, begann Gunnar plötzlich doch zu reden.
„Ich weiß, dass du recht hast.“, sagte er.
„Womit“, stellte ich mich ahnungslos.
„Bekäme ich die Rolle tatsächlich, würde ich in L.A. bleiben müssen. Das will ich nicht.“ Er drehte seinen Kopf, sah zu mir herüber und lächelte mich an.
„Ich dachte, du bist verärgert. Vielleicht sogar böse auf mich.“, sagte ich leise und in zurückhaltendem Ton. „Ich liebe dich.“, kamen die Worte aus meinem Herzen, und der Blick meiner Augen bestätigten was ich sagte.
Jag älskar dig också.”

-------

An now, let’s fly back at home.