Donnerstag, 25. Juli 2013

Ein beinahe trübsinniger Tag



Natürlich vergab ich ihm großherzig. Was sonst? Schließlich hatte ich ebenso mein (kurzes) „Vergnügen“. Wenngleich ich nicht die gesamte Nacht bei Troels verbrachte, hatte ich dennoch (wenigstens) mit ihm ge(fickt)schlafen. Gewiss, zu überstürzt. Zu hektisch. Zu eilig. Dennoch ein kurzes Entzücken der zufrieden stellenden Art.
Hätte ich gewusst. Ach hätte ich doch nur gewusst!
Das Gunnar nicht nach Hause kommt.
Dann wäre ich die Nacht über bei Troels geblieben.
Hätte er es sich, uns erlaubt? Schließlich war da noch Frieda, die auf ihn wartete.
Jason hätte ich ebenso als Bodyguard (für die Nacht) anfordern können. Nur aus welchem Grund. Man hätte augenblicklich so Einiges vermutet.
Seine Frau hätte vor Eifersucht getobt.
Paul? Vielleicht. Ich wähne, dass er sich diesbezüglich den Gegebenheiten anzupassen vermochte. Er wäre in dieser Hinsicht aller Wahrscheinlichkeit nach pflegeleicht und umgänglich gewesen.

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All meiner Gnade zum Trotz, war ich den gestrigen Tag über erneut ohne meinen Ehemann. Er war geschäftlich in Uppsala unterwegs.
Troels arbeitete bereits wieder in Stockholm bei Elena.
Jason, wäre eine Option gewesen, die ich jedoch nicht wagte.
Sarah schmetterte ich ab. „Ich brauche sie jetzt nicht.“
Um meine Traurigkeit zu überspielen, zu vergessen, lud ich mir Henrik Espen Olafson zum Lunch.
Ich fragte mich beständig, ob er in der Tat ausschließlich meinen Anweisungen folgte. Oder ob er wenigstens meine Gegenwart ein wenig genoss. Möglicherweise war es ihm auch gleich, ob ich nun da war oder nicht. Ich vermochte seine Gefühle nicht zu ergründen. Er ist ein wortkarger Mann. Was mir vollends entfallen war. Gleichgültig. Ein Grund mehr für mich das Zepter des Plauderns in die Hand zu nehmen. Ich gedachte sein Wesen ein wenig erzuforschen. Jedoch war er nicht willig auf meine Fragen einzugehen. Ein beständiges Grinsen überzog sein Gesicht. Wie hatte ich diese Maskerade zu deuten? Möglicherweise war es schlicht und einfach seine Art? So gut kannte ich ihn nicht. Obgleich er damals zu den Ersten im Sicherheitsteam zählte.
Am Ende war ich noch frustrierter als zuvor.
Nicht dass er unhöflich oder beleidigend gewesen wäre. Nein. Erfahren (über ihn) hatte ich allerdings nichts.

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Mit Frauen hatte ich nicht wirklich zusammen sein wollen an diesem Tag. So frönte ich meiner Leidenschaft und genehmigte mir ein „Traurigkeits-kauf-Flash“.
Mein Begleiter war mein Notebook. Mein Ratgeber der Frust.

Sarah schien sich tatsächlich um mich zu sorgen. Wie eigenartig.
So „gute Freundinnen“ waren wir noch nicht.
Sie kam am späten Nachmittag zu mir. Fand mich in mein Notebook vertieft und schüttelte mit dem Kopf.
Zwanglos begann sie eine Unterhaltung, welche meine Aufmerksamkeit gezwungenermaßen „umlenkte“ und erregte. Sie erzählte mir, dass sie am Morgen Gunnar und diese junge Polizistin (Siv) aus seinem Wagen hatte steigen sehen, als sie joggen war. Ebenso hätte sie ihn dieser Tage mit diesem blonden, australischen Mädchen sprechen sehen. Diese Claire würde ohnehin beständig um unser Haus schleichen. Erzählte sie mir.
Nebenher schrieb ich Kevin eine SMS. Er hatte seit Tagen nichts von sich hören lassen. Was mir Sorge bereitete. Sicher lag die Ursache in der Überfürsorglichkeit seiner Frau, die ihn kaum eine Minute allein ließ.
Von meinem Shopping-Wahn ließ ich mich dennoch nicht vollends abbringen. Kaufte einige neue Tratots, Tücher, Sunglasses, Düfte, Schuhe und Accessoires.

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Als Gunnar nach dem Dinner noch immer nicht zurückgekommen war, kam mir so ganz im Verborgenen die Idee ihn von Erik verhexen zu lassen. So, wie sie es mit mir taten. Möglicherweise eine Chance, dass er seine Neigungen vergaß und vielleicht sogar ein „ganz normaler Mann“ werden könnte, der mich weiterhin und obendrein noch über alles liebt.  Genauso,  nein, mehr wie ich ihn! Denn EINER liebt immer mehr.

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Siv. Wieder und wieder diese Siv. Erinnerte ich mich an Sarahs Worte.
WAS hatte SIE in meines Ehemanns Wagen zu suchen?
War er ganz und gar die Nacht über bei ihr gewesen?
Hatten sie ihre „Spiele“ gespielt?
Alles war möglich.

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Dinner im Kerzenschein mit Sarah.
SO hatte ich mir meinen Abend nicht vorgestellt!
Am liebsten hätte ich Jason dazu gerufen. Was mich sicherlich verraten hätte. Vor allem vor Gunnar. Wenn er zurückgekommen wäre.
„Wir sind hier nicht in Berlin.“, hatte Jason sinniger Weise in einem Gespräch bereits erwähnt.

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Ich war zornig. In der Tat in einem gewissen Maß übellaunig. Ließ mir jedoch nichts anmerken, als Gunnar gegen neun bei mir ankam. Schließlich war es sein Job, gelegentlich geschäftlich unterwegs zu sein.
Sarah hatte ich bereits in ihren Dienstschluss entlassen, und ich, sah fern.

Ich fragte nichts. Ich sagte nichts. Benahm mich schlicht und einfach ganz „normal“.
Gunnar, tat dies ebenso.
Ich wollte keinen Streit. Keine endlosen Debatten. Nicht einmal diskutieren.
Ich wollte den mir verbleibenden Abend mit meinem Ehemann genießen. Bis, ja bis wir begannen zu streiten.

Wir rieben uns auf an dieser Siv. Seinen Neigungen und warfen uns gegenseitig Dinge an den Kopf, welche wir sicherlich nicht alle so meinten.
„Willst du jetzt mit mir streiten? Oder willst du lieber mit mir ficken?“
„Liegt für dich die Lösung für alles im Ficken?“, wurde ich unsachlich.
Gunnar wandte sich ab.
„Ich bin erschöpft. Mag lieber zu Bett gehen und schlafen.“, warf ich einen kapitulierenden Satz hinterher, welcher signalisieren sollte, dass ich es leid war zu diskutieren.
Ich war traurig und enttäuscht.
Gunnar hatte alles vehement abgestritten, wessen ich ihn verdächtigte. Er wäre ausschließlich mit seinen Brüdern zum Fußball gewesen und dann auf dessen Couch eingeschlafen. Nicht mehr und nicht weniger.
WAS soll ich nur glauben?
WAS ist die Wahrheit?
Wessen Wahrheit?

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„Weißt du, dass ich auf der Heimfahrt beinahe einen Unfall hatte?“
Ich stutzte. Sah ihn betreten ins Gesicht.
„Interessiert dich DAS überhaupt?“
„Ja natürlich tut es das. Es tut mir leid. Das wusste ich nicht. Wie konnte das geschehen?“, fragte ich bestürzt.
„Die Augen fielen mir zu, und schwups, ich konnte gerade noch so bremsen und kam kurz vor einem Abhang zum Stehen.“
Die wenigen Stunden Schlaf der letzten Nacht waren sicherlich die Ursache dafür. Dachte ich so bei mir. Wollte ihm jedoch nicht wiederholte Vorwürfe entgegn schleudern. Stattdessen schlang ich meine Arme um Gunnar Körper, der mich küsste, und drückte mich an fest ihn.
„Alles wieder gut?“, fragte er. Nicht wirklich auf eine Antwort wartend. „Es ist ja zum Glück nichts passiert.“

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Obgleich uns beide offensichtlich der Schlaf der Nacht nicht wirklich erholte,  bescherte mir Gunnar heute Morgen der befriedigenste Sex seit langem. Und er wirkte ebenso zufrieden.
Nun. In der Tat. Jetzt ist „alles wieder gut“.