Mittwoch, 24. Juli 2013

Tuesday – Pics, die Kapriolen der Männer und verschenkte Zeit



- Mario und Fabio verabschiedeten sich. Selbstredend versprach Fabio alsbald wieder zu kommen.
Die Menschen eilen durch die Welt und das Leben. Kaum sind sie hier, sind sie bereits wieder fort.

Ich aß mit Paul ein Eis. Wir sprachen über Sadomasochismus und ich genierte mich, als ich ihm die erste Frage stellte.
„Kommen sie. Raus damit.“, sagte er mit einem auffordernden Grinsen im Gesicht.
„Ficken sie auch ganz normal?“ Ich biss mir auf die Lippen.
Er sah mich an, leckte sich die Seinen und schmunzelte. Dann kam ein lang gezogenes „Jaaa.“ Aus seinem Mund. Er erinnerte mich an Berlin und bemerkte so ganz und gar beiläufig, dass wir dort eine Chance hätten verstreichen lassen.
Ich räusperte mich. Zog die Augenbrauen nach oben und lächelte ihm entgegen. „Ich hatte nie vor, mich durch die Reihen des männlichen Personals zu ficken.“
Ein schnelles Lächeln huschte über sein Gesicht.
Ein kurzes Nicken.
Stille.
„Verlieben sie sich eigentlich nie?“, kam mir spontan die nächste Frage heraus geschossen.
„Doch. Schon.“
„Oho!“
„Aber bisher leider nicht glücklich.“

Nach einer Weile kam Jason zu uns und ich bat ihn sich zu setzen. Er schien der Bitte jedoch nicht nachkommen zu wollen. Daher erhob sich Paul, alldieweil er offensichtlich dachte es läge an ihm. Er verabschiedete sich und ich dankte ihm für das Gespräch.
Jason setzte sich noch immer nicht. Nun gut. Dachte ich. Stand auf und bat ihn mich zum Haus zu begleiten.
Wir redeten über den Personalwechsel während wir gingen.
„Es freut mich, dass ich noch hier sein darf.“, bemerkte er mit einem Seitenblick zu mir.
Ich antwortete nicht darauf. Forderte ihn jedoch auf, sich noch eine Weile zu mir auf die Veranda zu setzen.
„Wenn mich meine Frau so sehen würde...“
„...wäre sie eifersüchtig.“, beendete ich den Satz. „Und? Hätte sie einen Anlass dafür?“, fragte ich provokant.
„Ja.“, antwortete er ein wenig leise und in sich hinein schmunzelnd mit seiner tiefen, vollen Stimme, die allein bereits einen erotischen Klang ausstrahlte.
„Das sagen sie nur so.“
„Und was, wenn nicht?“ Er lachte.
Ich atmete tief. Schenkte ihm einen (viel sagenden) Augenaufschlag und wäre am aller liebsten augenblicklich über ihn hergefallen. Meinte er etwa tatsächlich mich?
„Ich mag sie tatsächlich Jason.“, suchte ich meine Stimme so ruhig wie nur möglich zu halten.
„Aber?“
„Kein ABER.“

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Den Nachmittag verbrachte ich überwiegend mit Sarah. Gunnar war bereits nach dem Lunch, rein geschäftlich“, versteht sich, nach Stockholm gefahren.
Gegen sieben rief er mich an. Entschuldigte sich und beichtete mir, dass er mit Hjalmar und Carsten zum Fußball ginge. Erneut spielte Hammerby IF gegen Paris Saint-Germain. Es würde später beginnen wie geplant. Er würde jedoch umgehend nach dem Spiel zurückkommen. Versprach er mir.

Ich unterhielt mich mit Sarah über Männer.
„Also ist es wahr?“, fragte sie.
„Was?“
„Das mit Troels?“
Im Grunde war es kein Geheimnis, dass ich für Troels etwas übrig hatte. Warum  also nicht mit ihr darüber reden?
„Ja.“, antwortete ich trotz alledem einsilbig. „Ich werde mich heute mit ihm treffen und brauche sie am Abend nicht mehr.“
Sie grinste, während ich mich Troels via iPhone verabredete.
Natürlich war es bei ihm im Zimmer nicht möglich. Weil Frieda noch immer bei ihm war. Was ich irgendwie eigenartig fand. Wie schliefen sie eigentlich? Nebeneinander?

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Ich duschte, ging mit Sarah zum Restaurant, um zu Abend zu speisen und verabschiedete mich dann von ihr. Sie wünschte mir grinsend eine „Gute Nacht.“
Als ich das Restaurant verließ, kam Troels bereits auf mich zu.
Wir umarmten uns kurz und gingen zu einer etwas abgelegenen Hütte, für die ich mir bereits die Schlüssel hatte geben lassen.
Wir fickten hastig. Fielen übereinander her. Kaum das die Tür  sich hinter uns schloss. Beinahe wie beim aller ersten Mal. Es waren immerhin einige Wochen vergangen, dass ich so intim mit ihm hatte zusammen sein können. Das erste Mal, kurz und fieberhaft. Das zweite Mal heftiger und ausgiebiger. Jedoch liebevoll, in jedweder Hinsicht.
Anschließend verschloss ich die Hütte. Brachte den Schlüssel zurück und gab meine Anweisungen. Wir gingen zurück zu Troels, wo Frieda auf seinem Bett lümmelte und fernsah.
„Schläft du eigentlich mit ihr gemeinsam in einem Bett.
Troels lachte. „Diese Frage erwartete ich schon seit geraumer Zeit von dir.“
Er bot mir einen Platz auf der Couch an und setzte sich neben mich.
„Nein. Ich schlafe hier.“ Seine Handfläche klopfe neben mich auf den weichen Stoff des Überwurfes.  „In einigen Tagen hat man mir eine günstige Wohnung in einem halbwegs vernünftigen Viertel versprochen.“
Wie erfreulich. Dachte ich. Nun müsste ich es nur noch in die Wege leiten, dass ein anderer an Troels Stelle als Bodyguard für Elena fungiert.
„Ich meldete sie bereits für das kommende Semester an der Handelshögskolan in Stockholm an. Sie sagte, sie wolle Volkswirtschaft, Marketing und Management studieren. Vielleicht genau das Richtige, um später hier einen Job zu beginnen.“


Ich blieb nicht lange. Troels begleitete mich zurück zum Haus. Auf dem Weg dorthin begegnete uns Dahl Lindqvist.
„Ah. Sie stehen also doch auf ältere Männer?“, sagte er im Vorübergehen.
Ich fand diese Bemerkung ein wenig dreist. Zumal wir uns erst vor zwei Tagen vorgestellt wurden.
„Troels rollte mit den Augen.
„Mit scheint, dieser Mann braucht dringlichst einen Schuss vor den Buck, um ihm die Grenzen aufzuzeigen.“, schnaufte ich ein wenig gereizt.

Nun. Troels war immerhin sieben Jahre jünger als Dahl. Die Größe war in etwa die Selbe. Dahl war nur um Einiges muskulöser.

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Gunnar kam nicht nach Hause diese Nacht.
Bevor ich zu Bett gegangen war, hatte ich versucht ihn anzurufen. Sein Handy war ausgeschaltet. Ich erreichte ihn nicht.
Heute Morgen gegen sechs klingelte mein iPhone. Gunnar überschlug sich förmlich vor Entschuldigungen. Er wäre auf seines Bruders Couch eingeschlafen. Würde noch kurz duschen und dann umgehend zurückkommen.
Ach hätte ich doch nur, ging mir Troels, Jason, Paul usw. durch den Kopf.
Ich bin eine Idiotin!
Wie hätte ich auch wissen können, dass Gunnar in dieser Nacht NICHT zurückkehrt, wie er es mir versprach.

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Er kam gegen halb acht bei mir im Haus vorbei. Entschuldigte sich wieder und wieder. Küsste mich und seine Augen bettelten um Vergebung.
„Das kann passieren. Es tut mir leid.“
Ich hatte es kommen lassen. Mochte nirgendwohin gehen. Wir speisten gemeinsam. Im Anschluss ging Gunnar sogleich ins Office und ich zu meinem Notebook. 


Traurigkeit legt sich auf mein Gemüt.
Traurigkeit darüber, dass sich allein schlafen musste. Es war so unnötig in jedweder Hinsicht. Hätte ich doch nur gewusst. Dabei geht es mir mit Nichten ums Ficken. Nein. Durchaus nicht! Nur darum nicht allein zu sein. Mich anlehnen zu dürfen. Geborgen fühlen zu können. Mich schlicht und einfach beschützt und behütet schlafen zu legen.
Traurigkeit darüber, dass ich diese Aufgabe niemand anderen übertragen hatte.
Traurigkeit darüber, kostbare Zeit verschenkt zu haben, die ich hätte glücklicher sein können.