Sonntag, 14. Juli 2013

Unzufriedenheit?



Ich war zu müßig, zu abgelenkt, zu schlapp und zu uninteressiert an den Themen des Zentrums, um Gunnar und Christine im Office aufzusuchen. Ich saß mit meinem Notebook. Blieb im Haus. Sprach kurz mit Troels und versuchte Kevin zu erreichen.

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Warum schleichen sich diese unzufriedenen Gefühle in meine Knochen? Mein Rückgrad. Meinen Bauch. Jetzt, wo ich endlich wieder zu Hause bin.
Ist es weil, das Leben hier nicht wirklich SO ist, wie ich es mir wünsche?
Wo sind die Ursachen für diese unliebsamen Empfindungen?
Sollte ich darauf instinktiv und ohne zu zögern antworten, gäbe es nur das eine Wort, dass mir dazu einfiele: Gunnar.
Jedoch, warum?
Er gibt mir alles was ich benötige. Ist stets an meiner Seite. Kümmert sich um mich, wenn es nötig ist. Liebt mich. Ist mein Seelenpartner.
Aber, ER ist nicht NUR DAS.

Möglicherweise gründet sich meine derzeitige Unzufriedenheit in gleichem Maße  darauf, dass:
- Christine so überaus stolz auf ihren Sohn ist, welcher ihr, auch ohne mich, eine Enkeltochter und einen Enkelsohn schenkte?
- Troels noch immer bei Elena in Stockholm seinen Dienst verrichtet und ich ihn bisher noch nicht einmal sah?
- Kevin so unerreichbar für mich ist?
- Wanja mit seiner PR Freundin in Italien weilt?
- die Umbauten an unserem Haus noch immer nicht beendet sind?
- ich Jason Anekelea schmusend mit seiner Frau samt Kind spazieren gehen sah?
- Gunnar nun wieder in der Nähe von Siv und ihren Schwestern ist? Oder von seinem Bruder Hjalmar und dessen verruchten Bannkreis?
- Gunnar sogleich mit seinen Trink-Kumpanen Taylor, Paul und Chris eine Party für den heutigen Abend einberief, um seine Vaterschaft zu feiern? Gleichermaßen noch seine Brüder und dessen Freunde hier ins Zentrum lud?
„Warum kommst du nicht mit mir?“, fragte Gunnar mit einer entwaffnend harmlosen Unschuldsmiene. Welche mir ehrlich zu sein schien.
Sollte ich mich tatsächlich zu den Männern setzen und mit einer Flasche Bier in der Hand auf „seine“ Kinder anstoßen. Das wirkt für mich mehr als nur deplaziert.
„Dann gehe zu Olivia, Maja und Elise. Oder zu Sarah Sjögren. Ist die Deutsche, wie heißt doch gleich, Anna Janowski, nicht ebenso eine Option?“
„Dies sind für mich schnöde Empfehlungen. Meinst du nicht? Ohnehin bin ich noch immer viel zu erschöpft. Brauche Ruhe und meinen Seelenfrieden.“
Gunnar warf mir einen ratlosen Blick zu. Bemerkte meine Übellauigkeit. „Was ist mit Dir? Beabsichtigst du tatsächlich den gesamten Tag mit deinem Notebook zu verbringen? Und was meinst Du sollte ich tun?“, kam seine Antwort-Fragen. Unschuldig und beinahe verzweifelt. „Du weißt doch selbst, dass es nicht wirklich gut Tag für Tag und beständig beisammen zu sein. Jeder braucht seine Freiräume.  Eine Stunde. Oder zwei. Biertrinken mit Trinke mit Freunden. Außerdem bin ich nicht SO weit entfernt von dir.“
Nun. Da waren sie wieder. Diese Unabhängigkeitsworte. Freiraum. Zeit für mich. Abstand. Männerabend. Feiern. Fußball. Trinken. Party.
„Was hast du nur. Warum fühlst du dich angegriffen?“ Gunnar schüttelte verständnislos mit dem Kopf.  „Ich liebe dich über alles, auch wenn ich gelegentlich NICHT bei dir bin.“ Gunnar lächelte. Der Ton seiner Stimme war mild. Verständnisvoll. Er breitete die Arme aus und ich folgte „natürlich“ seiner Aufforderung.

Was für ein zweiter, gefühlter, beschissener Tag. Kaum, dass ich hier ankam.
Zugegebenermaßen war in diesem Fall der Erste noch angenehmer. Wenngleich überaus anstrengend.