Sonntag, 7. Juli 2013

Erwacht?



Ein Voodoopriester kam zu Besuch. Ich tankte Sonnenenergie ohne dass sie mir schadete und wir sprachen über Damballah.
Er sagte mir, dass ich ein Kind Oshuns wäre und die Schlange meine Mutter. Sie sei stets an meiner Seite. Oder ganz und gar in mir.
Gunnar stöhnte und sagte mir im Nachhinein, dass er mir dies in einiger Zeit ohnehin  hätte sagen wollen und müssen. 
Mir schien Gunnar so wie so mächtiger zu sein als dieser Mann (der sich Priester nannte), der hinter seiner Fassade doch reichlich unsicher war. Wenn nicht jetzt gerade, dann früher einmal.
Nach etwa einer Stunde des Wortgeplänkels hielt ich mir die Ohren zu und begann zu schreien. Gerade so, als würde ich es nicht mehr ertragen können.
MIR kam das nicht seltsam vor. Den anderen schon. Nur Gunnar schien zu wissen was vor sich ging. Dieser Ort vermochte ihm offensichtlich Kraft zu geben. Was ich bisher noch nicht SO bemerkt hatte.
Ich atmete schwer. Bekam einen Schweißausbruch und hätte mich am liebsten geschlängelt. Mein Blick wurde starr und fixierte diesen Mann, der ab diesem Augenblick ein wenig eingeschüchtert schien.
Mit einem Mal konnte ich „sehen“ und es in Worte formulieren, was ich sah.  Es sprudelte aus mir heraus, ohne dass ich mich sonderlich hätte konzentrieren müssen.
Der Mann setzte zum Reden an. Ich hob die Hand. Er blieb still. Die anderen ebenso und alle starrten mich an.  

Ich sah diesen Mann nicht dreidimensional. Viel mehr denn als Schablone.  Dünn, wie eine ausgeschnittene Papierfigur. Sein Gesicht und die Füße waren weiß. Um seinen Kopf war ein heller Schein. Er hatte eine Art weißen Trichter auf dem Kopf, der nach oben weit geöffnet war. Ich sah, wie Energie floss. Reichlich von oben in ihn hinein. Durch ihn hindurch. Zu den Füßen hinaus in den Boden. Aber vor dort kam eine andere Energie, die von unten in ihn floss.
„Da“, ich zeigte mit meinem Finger auf sein Bein, „an der rechten Wade sehe ich einen dunklen Fleck.“
Mein inneres Auge rückte höher. „Sie hatten früher, als Kind mit der Hüfte Probleme.“
Dann staunte ich selbst. „Da ist etwas in ihrem Inneren, auf der Höhe des Sonnengeflechts. Eine grau-dunkle Masse. Sie wabert. Schwappt hin und her. Kommt von hinten. Von der Wirbelsäule. Da ist eine kleine Öffnung, wo sie einfließt.“
Ich sah, wie die Augen des  Mannes, der sich Voodoopriester nannte und mir gegenüber saß immer größer wurden. Ich musste für das alles nicht einmal meine Augen schließen. Ich sah schlicht und einfach.
Dann musste ich lachen. „Sie unternahmen schon Einiges um zur Spiritualität zu kommen und vor allem um aufzusteigen. Sie haben versucht sich da ein Ding durch ihren Hals zu stecken. Wie die indischen Gurus. Aber sie sind kein Mensch für strenge Regeln und besitzen nicht die geringste Demütigkeit, um vor einem  Meister das Haupt zu beugen. Mögen selbst einer sein. Und sie nähren sich von der Energie der Menschen. Deshalb besuchen sie mich.“
Bei diesen Worten zuckte der Mann zusammen.
Dann musste ich lachen. Aus ganzem Herzen lachen.
„Was ist? Was sehen sie?“, fragte er.
„Ich sehe sie tanzen. Sie wollten in der Tat einen Engel herbei tanzen.  Nun. Er hat sich bestenfalls amüsiert. Denn Metathron lässt sich nicht so simpel herbei zitieren. Er ist etwas ernst und erhaben.“
„Oh. Ja.“ Der Mann lachte verlegen. War sichtlich verunsichert. „Ich wusste, sie sind eine von uns.“
Ich sah Gunnar aus dem Augenwinkel grinsen.
Meine Vermutung: Gunnar gab mir einen metaphysischen „Schubs“, und erweckte mich und mein inneres Sehen.

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So gänzlich nebenbei bemerkt, Alldieweil mich jemand „fragte“.
Gutes Olivenöl schmeckt blumig. Nicht herb. Schon ganz und gar nicht unappetitlich oder abstoßend.
Ich bin wahrlich kein Liebhaber des blanken Öl Verspeisens. Jedoch finde ich es durchaus ansprechend. Als Dressing. Mit etwas geriebener Zitronenschale, Rohrzucker und Gewürzen.

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„Warst du es? Hast du mich erweckt?“, fragte ich Gunnar als wir am Nachmittag allein waren.
„Nein. Nicht wirklich. Du warst es selbst. Denn alles ist in dir.“
Ich sah ihn erstaunt und mit großen Augen an. „Wie kann das sein?“
„Er schmunzelte leicht und legte den Kopf ein wenig schief. „Es war offensichtlich die Herausforderung. Ein kleiner Schubs war nötig. Ebenso meinerseits. Aber denke nicht, dass das jetzt immer so ist. Es kommt und geht. Jeder SIEHT anders.“