Freitag, 28. März 2014

Die ewige Eifersucht




Am Vormittag saß ich noch an meinem Notebook. Gunnar war kurz im Büro und als er zurückkam schmuste er mit mir. Liebkoste mich zärtlich. Drückte mich an sich. Keine Spur von nachlassender Liebe, Betrug oder ähnlich Versäumnissen. So oft ich danach suche, scheitere ich. Seine Liebe zu mir scheint aller Widrigkeiten, aller Gerüchte, aller nicht bewiesener oder nicht sichtbarer Ahnungen und Seitensprünge zum trotz ungebrochen. Nur manchmal bemerke ich, dass er nachts einige Stunden nicht bei mir schläft. Oder an Kleinigkeiten, wie dem Duschen, wenn er von irgendwoher kommt. Mitunter registriere ich, dass er bereits geduscht haben muss, wenn er kommt. Seine Blicke, seine Gesten verraten ihn zuweilen. Aber nicht mehr. Gunnar lässt mich von seinen außerehelichen Aktivitäten NICHT wirklich etwas bemerken. Wenn er es tatsächlich tut, werde ich dessen nicht augenscheinlich gewahr.
Gleichgültig. Ich werde im Augenblick damit leben (müssen). Solang seine Liebe und Aufmerksamkeit zu mir ungebrochen sind, er mich nicht vernachlässigt, habe ich offensichtlich nichts weitere zu befürchten. Überdies versicht er mir stets seine andauernde und noch immer glühende Liebe.
Und wer weiß, womöglich gebe auch ich mich einen Jason, einem Derek oder sonst wem hin. Was ich genau genommen jedoch für unwahrscheinlich halte.

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Nach dem Lunch fuhren Gunnar und ich nach Stockholm, shoppen, und wir kamen erst am späten Abend zurück.
Das Gesicht von Zuckerfötzchen streifte indes durch meine Gedanken wie ein Fuchs durch den Hühnerstall. Zudem Gunnar einen überaus ungezwungenen Umgang mit den meisten Menschen pflegt. Sie berührt und ihnen nahe kommt. So stand Zuckerfötzchen gerade vorhin noch neben mir und er nahm mich im selben Moment in den einen und sie in den anderen Arm. Wünscht er sie sich jetzt doch als seine zweite Frau? Sollte ich mich offen dazu äußern? Ihn fragen? Oder besser Stillschweigen bewahren. Die Sache auf sich beruhen lassen und darauf vertrauen, dass sie irgendwann von alleine endet.
Es ist so erschöpfend an sich zu halten. Die Bedenken nicht aussprechen zu können, die jedoch stets von Gunnar revidieret werden, wenn ich nur die geringste Andeutung von mir gebe.
Überdies dachte ich tatsächlich einen Augenblick lang darüber nach, Gunnar zu gestatten, diese Natalja Wassilijew offiziell werden zu lassen. Verwarf es jedoch rasch wieder. Er tut ohnehin, was ihm beliebt und ich kann nur hoffen, dass diese Liaison nicht ewig halten wird.

Während wir das Dinner in unserem Restaurant einnahmen, war Gunnar für eine verhältnismäßig lange Zeit verschwunden. (Und Zuckerfötzchen ebenso.) Ich wartete nicht auf ihn, und ging zurück zum Haus.
Allerdings dauerte es nicht lange, bis er ebenfalls das Haus betrat. Er kam Freude strahlend, beinahe enthusiastisch auf mich zu und wollte mich küssen. Ich wehrte ihn ab. „Ich kann ihre Fotze riechen.“
Gunnar tat empört. „Das bildest du dir ein.“
Trotz alledem begab er sich ins Bad und ich hörte das Wasser plätschern. Nur als er zurückkam, vermochte ich mich seines Enthusiasmuses nicht mehr zu erwehren und wir küssten uns (allem ungeachtet) leidenschaftlich und innig. (Wobei meine Gedanken bei Zuckerfötzchen waren und meine Nase ihren Geruch zu erschnüffeln suchte. Falls es denn wirklich einen Grund gab, dass ihr Geruch hätte da sein können und ich mir das alles nur vorgaukelte.)
Am späten Abend bekam Gunnar noch einen Anruf von Siv. Nun, ich konnte mir denken, was sie zu bereden hatten. Auch hier zerstreute er meinen Argwohn.
Im Bett jedoch vermochte ich nicht mehr an mich zu halten und sprach dieses Thema unverholen an.
„Belaste dich nicht immer wieder mit dieser Eifersucht.“, bagatellisierte Gunnar meine Bedenken. “Wie oft soll ich es dir noch sagen. Gleichgültig, was auch immer geschieht, es berührt uns nicht und ich versichere dir, dass ich dich über alle Maßen liebe und keine andere.“

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Nichts desto trotzt, und so erstaunlich dies auch erscheinen mag,....bin ich verliebter denn je in meinen Ehemann. (???....und warum dies so ist, gilt es für mich zu ergründen.)