Montag, 24. März 2014

Ich fühle nicht mit dem Kopf - Ich lebe mit dem Herzen



Was für ein langweiliger Tag, über den es kaum etwas zu sagen gibt. (Oder vielleicht doch?)
Ein Morgen im Netz. Wie gewöhnlich.
Ein all zu schnell eingenommener Lunch.
Gunnar schnauft. Gruselt die Stirn. „Du hast verlernt in Ruhe zu essen.“
Ja. Denke ich. Wie Recht er hat. Da ist immer ein störender Gedanke, ein aufreibendes Gespräch, eine Magen verstimmende Begebenheit, eine nicht gewollte Begegnung, etwas, was mich belästigt, was mich plagt......WIE zum Teufel, soll ich da in Ruhe speisen?
Ganz im Allgemeinen wäre ich ebenso unruhig.
Ja. Natürlich bin ich das. Denn die Ursachen sind die Selben, und sie verflüchtigen sich nicht, nur weil Speisezeit ist.

Ein Nachmittag bei den Frauen. Gunnar war nicht da. Ich wusste nicht wo er war. Er kam erst am Abend zurück. Roch nach Bier und fragte, ob ich keinen Hunger hätte. Nein. Hatte ich nicht. Das Essen und die Zeit waren mir völlig entfallen. Verloren gegangen im Gespräch zwischen Worten, Meinungen und Politik.

Das Dinner zu spät. Wie der ganze Tag und der Tag zuvor.
„Was ist nur mit dir?“, fragte Gunnar und er konnte nicht wissen, dass er nicht alle Schuld trägt an meinen Unpässlichkeiten des Körpers und der Seele. Das alte Wunden wieder aufgerissen werden. Es ist in der Tat die Wahrheit, dass Worte wie Schwerter zu stechen vermögen. Nicht unbedingt im Augenblick. Nicht so, dass man es sofort bemerkt. Aber später fließt das Blut um so heftiger.
Ich finde keine Ruhe, und fänd’  ich sie, würde sie zerstört von gefühlten Worten des Offensive. Von einem Rechtfertigungszwang. Vom Fallen in Scham und Schande. Von Anspielungen auf tausend Fehler. Auf Perfektionslosigkeit.
Ist denn alles falsch, was ich tue? Weil ich noch nicht alt genug bin?
Werde ich jemals „erwachsen“ und „alt genug“ sein? Und für was und für wen?
Nein! Ich fühle NICHT mit dem Kopf. Ich lebe mit dem Herzen!
Mag mein Leben gelegentlich ein Chaos sein, und ich der verrückteste Narr in meinem eigenen Theater. Aber kann man mir daraus einen Vorwurf machen?
Ebenso mein Schreiben muss nicht zwangsläufig für alle Menschen verständlich sein. Jeder hat seine eigene Sicht auf die Dinge. Schaut mit all seinen Erinnerungen und Erfahrungen in diese Welt. Und niemals sind sie die Gleichen. Ein Wunder, dass sich die Menschen überhaupt verstehen.

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„Ich bin so froh“, meinte Gunnar und schlang seine Arme von hinten um meinen Körper, „dass du meine Neigungen und ihr gelegentliches Ausleben akzeptierst.“
„Mit Siv?“, werfe ich ein, ohne auf seine anderen Ausschweifungen anspielen zu wollen.
„Ja.“, entgegnet Gunnar zügig. „Aber womöglich hättest du Lust dabei zu sein. Oder mir allein, von Zeit zu Zeit den Schwanz zu peitschen.“
„Nein. Habe ich nicht.“
Und am liebsten hätte ich mich nach seinen anderen Aktivitäten erkundigt. Jedoch sprachen wir dann über mich und erörterten meine Gefühle in Bezug auf die Gespräche mit den Frauen. Was mir auch überaus wichtig erschien und was mich bewegte. Denn ich hatte mich nicht gut gefühlt, als ich Olivias Haus verließ. Da war so ein bitterer Nachgeschmack geblieben. Die leisen Anklagen, Beschwerden von Emilia Stephansdottir, die in meine Richtung zielten und die ich nicht verstand.
Ja wer bin ich denn? Ein Nichts? Eine Unwürdige? Eine Armselige, die Frau demütigen kann wie es beliebt?
Zuweilen ermuntern mich die Gespräche mit den Frauen. Aber andererseits sind sie auch oft gefühlte Demütigung. Was ich mir natürlich nur einbilde. Weil ich zweifellos  zu unreif bin.
„Beruhige dich.“, sagt Gunnar, als ich mich ereiferte und wir darüber debattierten. „Und konzentriere dich auf das Wesentliche in deinem Leben.“
„Nur würde ich dich dazu brauchen. Aber du bist kaum da.“
„Willst du wirklich und ernsthaft deinen Tag auf deine Bedürfnisse einstellen? Dann bin ich bereit komplette vier Wochen jede einzelne Sekunde bei dir zu sein. Denn so lange wirst du brauchen, bis die neuen Gewohnheiten fest in deinem Leben verankert sind. Bisher bist du nie soweit gekommen. Brachst vorher und meist nach ein paar Tagen ab.“
Ja. Das war die unbestrittene Wahrheit. Nur würde es mir bei meinem nächsten Versuch tatsächlich gelingen? Ich hielt/halte es eher für unwahrscheinlich. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gleichgültig wie viele Anläufe ich noch benötige. Irgendwann wird es der Letzte sein.
„Gute Vorsätze sind das Eine. Die Durchführung jedoch etwas anderes. Bist du wirklich bereit?“
Ein tiefer Seufzer entrann meinem Mund. In meinem Kopf formten sich Gedanken zu Bildern. Einer neuen, möglichen Zukunft, die mir so fraglich erscheint wie ein Reh mit Flügeln. Wie die Veränderung der Welt zum Glück aller Menschen in einer einzigen Minute. „Was muss ich denn tun?“, fragte ich, obgleich ich die Antwort bereits kannte und blickte ein wenig missmutig drein.
Gunnar lächelte. „Das weißt du genau.“
Ja. Ich weiß, dass ich nicht nur Prioritäten in Bezug auf mein Notebook und die Zeit im Netz setzen, sondern in der Tat einen ganzen Monat fern davon bleiben müsste. Aber WIE könnte ich das? Es wird mir nicht gelingen.
„Wenn du das schon denkst.“, sagte Gunnar meine Gedanken lesend und sah mich tadelnd an. „Komm. Wir sehen ein bisschen fern.“
WAS? Bin ich etwa im „falschen Film“? Und wie aus dem Nichts erschien Peter Pan. Eine Geschichte für Kinder. Ein ergreifendes Drama. Das ich mir nie angesehen hätte, wäre es nicht ausgerechnet in diesem Augenblick gelaufen. Aber bei genauerem Hinhören steckte so viel Wahrheit in den Worten des Hauptdarstellers, sodass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit erhielt.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich dazu durchringen kann.“, sagt ich zu Gunnar, als der Film beendet war.
„Lass es uns versuchen.“
„Wann fangen wir an?“
„Du solltest dich darauf freuen und es nicht abwarten können. Vorfreude ist immer die Beste und führt meist zum Ziel.“
„Also wann?“, fragte ich ungeduldig.
Gunnar schmunzelte. „Zu Neumond. In ein paar Tagen. Das erscheint mir passend, in jeglicher Hinsicht.“
Ich stöhnte. „Bis dahin ist mein Mut erneut in den Keller gesunken, um tatsächlich durchhalten und eine Veränderung herbeiführen zu können.“

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Als wir zu Bett gingen witzelte Gunnar, nein, er meinte es tot ernst, dass er sich in der kommenden Woche mit Siv treffen wolle. „Vielleicht am Freitag. Was meist du dazu?“
Ich räusperte mich doch eher befangen. Wusste nicht wirklich, was ich dazu und zu so viel Offenheit sagen sollte. Zuckte nur mit den Schultern und mein missbilligender Gesichtsausdruck sagte ihm, dass mir dieser Gedanke so gar nicht gefiel.
„Ach komm.“ Gunnar drückte mich lächelnd an sich und seine Lippen auf meinen Mund. „Du weißt, dass ich sie nicht liebe. Ich kann sie auch hier her einladen, und wenn du magst...“
Ich legte meinen Kopf ein wenig zur Seite, hielt die Luft an und verzog den Mund. Sagte jedoch nichts weiter dazu.

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Während unseres Frühstücks, welches wir im Haus einnahmen und nicht wie üblich im Restaurant, kamen wir noch einmal auf unser Vorhaben zu sprechen.
„Nun, vielleicht werde ich nicht jede einzelne Sekunde bei dir sein, dich womöglich auch einmal ein oder zwei Stunden allein lassen, um zu joggen oder schwimmen zu gehen, und ich würde dir auch für diese Zeit das Notebook nicht verbieten. Aber im Allgemeinen wäre schon Disziplin angesagt.“
Ich lächelte Gunnar an und er lächelte zurück. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“

Gleich anschließend folgten einige Übungen für die Drüsen und Gunnar massierte mir die Brust. Im gleichen Moment durchströmte mich ein urplötzliches und überwältigendes Gefühl der Lust und Gunnar bemerkt es natürlich.
„Was würdest du denn jetzt gern tun?“, fragte er grinsend.
Ich biss mir verlegen auf die Lippe und meine Augen wanderten zu seinem Schoß. Gunnar öffnete seine Hose und bevor ich weiter darüber  nachdenken konnte, war seien Schwanz bereits in meinem Mund ich saugte genüsslich an ihm. Gunnar stöhnte und hielt meinen Kopf. Bewegte ihn behutsam vor und zurück. Nach einer Weile hielt er inne und zog einen kleinen Lederriemen aus seiner Hosentasche. „Komm, peitsch ihn.“, forderte er mich auf.
Ich zögerte. Schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann das nicht.“, sagte ich leise mit einem verstohlenen Blick der Verweigerung.
„Tue es einfach und schäme dich nicht.“ Er gab mir den Riemen in die Hand und führte sie. „Du kannst ebenso seine Fingernägel benutzen.“, hauchte er gierig.
Nun, am Ende tat ich alles, weil ich es so wollte.

„Das könnest du öfter tun.“, sagte Gunnar mit schmunzelndem Gesichtsausdruck. Nahm meinen Kopf noch einmal zwischen seine Hände, sah mich mit leidenschaftlichem Glühen in den Augen an und küsste mich innig auf den Mund.
„Ich liebe dich Rea. Von ganzem Herzen.“, und ich glaubte was er sagte. Sog seine Worte in mich ein wie ein trockener Schwamm  und wie kurz vorher seinen Samen. Denn ich fühlte, dass sie tief aus seinem Herzen kamen.
„Ich liebe dich auch mein Ehemann.“, erwiderte ich und während ich dies aussprach hörte ich das Blut durch meine Adern pulsieren, wie einen reißenden Strom der innigsten Liebe.
Was will ich mehr? Dachte ich. Und auch, dass er jetzt sicher zu keiner anderen mehr ging. Zumindest nicht heute Morgen.