Gunnar schlief. Adam war nicht aufzufinden.
Das Zentrum schien in einem „Dornröschen-Schlaf“ zu liegen.
Was aller Wahrscheinlichkeit nach an der Veranstaltung des vorgestrigen Abends
lag.
Ich sah kaum jemanden auf meinem Weg zum Restaurant. Außer
den Leuten des Sicherheitsteams. Obgleich es bereits nach Mittag war.
Im Restaurant begrüßte ich Norman und seinen Sohn und bat
Derek Moor, der mich erstaunt, jedoch lächelnd und neugierig ansah, an meinen
Tisch Platz zu nehmen.
„Bereits wieder wach? Nach ihrer, entschuldige, deiner
Nachtschicht?“ Bei diesen Worten sah ich Derek wohlwollend und lächelnd, zudem
noch etwas bewusst verschämt in die Augen.
„Ja. Ich hatte Hunger.“
Ein inneres Grinsen durchzog in Windes Eile meinen Bauch.
Was für eine profane, nichts sagende Antwort. Offensichtlich war er, zumindest
für den Augenblick, verblüfft und ein wenig nervös.
„Dann setze dich doch und iss mit mir.“, forderte ich ihn
auf. Das „du“ ging mir nicht wirklich leicht von den Lippen. Im Allgemeinen
duzte ich mein Personal nicht, zudem er noch verhältnismäßig neu hier ist.
Nun war er in der Tat sichtlich verlegen und setzte sich
räuspernd auf den Stuhl mir gegenüber.
Wir redeten über Jason, die unbegründete Eifersucht seiner
Frau, zumindest was mich betraf, über Gunnar und die Gerüchte. Über Essen,
Diäten und Sport. Die kommenden und von mir initiierten „Men-Wahlen“.
Gedachte er etwa daran teil zu nehmen?
„Vielleicht.“, erwiderte er verschmitzt lächelnd, nachdem
ich ihn fragte.
Derek sagte nicht wirklich viel über sich aus. Hielt sich
offensichtlich bewusst zurück. Schien mich jedoch aufmerksam zu beobachten und interessiert
meinen Worten zu folgen. Er hat kluge, wache Augen und mit seiner schnelle
Auffassungsgabe sowie seinem unerwarteten, trockenen und aller
Wahrscheinlichkeit nach unbeabsichtigtem Witz, verwunderte er mich immer
wieder.
Andererseits zeigt meist jeder nur seine „Schokoladenseite“
während der ersten Begegnungen.
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Gunnar hatte bis in den Nachmittag hinein im Bett gelegen.
War dann ins Restaurant und zu seinen Kindern gegangen, während ich bei Sarah
die ersten „Gerüchte“ zu mir nahm.....welche besagten, dass Gunnar anfänglich
mit Amanda Sjöwall und später an Zuckerfötzchens Haus
gesehen wurde. Was meinen Verdacht der (zweifachen) Untreue bestätigen würde.
Andererseits sagt mir
Gunnar immer wieder, dass ich ihm vertrauen solle. Was ich gleichwohl am
späteren Abend tat, als er für eine Stunde „ins Büro“ ging, um (angeblich?) für
Montagmorgen seine Vorbereitungen zu treffen und erst gegen halb neu zu mir
zurückkam.
Vertrauen jedoch, kann ebenso
eine überaus simple Variante der Ignoranz sein.
Es ist schlicht und
einfach bequem seinem Ehepartner bedenkenloses Vertrauen zu schenken, ohne
weitere darüber nachdenken zu müssen. Was sollte ich sonst auch tun? Ihm nach
spionieren? Und was würde es ändern, wenn ich ihn mit dieser oder jener
ertappe? Sollte er tatsächlich mein Vertrauen missbrauch, bleibt mir noch immer
die Hoffnung, dass er irgendwann damit aufhört. Was würde es nützen, mir einen
anderen Mann zu nehmen? Sie sind doch alle gleich, wenn es um andere Frauen
geht. Und letztendlich ist Gunnar mein Seelenpartner. Ich will ihn nicht tauschen. Gegen wen auch immer.
Gunnar schien am gestrigen
Abend ein wenig missmutig und unzufrieden mit sich selbst zu sein. Womöglich
ist er gerade in der Anfangsphase des Bedauerns? Sollten die Gerüchte denn
zutreffend sein. So zumindest war mein „Ahnung“, als ich mich in ihn
„einfühlte“.
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Adam tauchte erst am späten Abend auf. Verriet nicht wo er
gewesen war. Schien dennoch glücklich zu sein. Denn ein beständiges Grinsen wich
ihm nun nicht mehr aus seinem Gesicht.
And now, I’ll go for Briefing.