Ian möchte
unbedingt, dass ich ihn in Berlin besuchen komme.
Nun, ich
dachte bereits darüber nach, ob ich es evtl. im Rahmen von Kevins Kommen arrangieren
kann. Allerdings wähnt mir, dass dies keine so gute Idee sein wird. Ich gedenke
mich Kevins Freundin und Geliebter Janina, sofern man dies überhaupt so nennen
kann, keineswegs schon vor ihrem hier Sein aufzudrängen. Nur, was sollte ich
Gunnar als Erklärung bieten, wenn ich urplötzlich, für einige Tage, nach Berlin
reisen will?
Dann fiel
es mir doch noch ein. Aber natürlich! Meine Eltern!
(WENN ich es denn tatsächlich tun werde. Was ich nach letzter Nacht doch arg bezweifle. Ich werde gegebenenfalls warten, bis Ian zu mir ins Zentrum kommt. Aber dann, ist aller Wahrscheinlichkeit nach, wieder Derek eifersüchtig.)
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Gunnar
gibt sich tatsächlich große Mühe. IST, wie ein Ehemann sein soll.
Denkt er womöglich, nach meiner Scheidungsdrohung, ihm schwimmen jetzt die
Felle davon?
Oder ist
es tatsächlich sein ehrliches Verlangen, gleichwohl auch MIT mir allein und zusammen sein zu wollen?
Nun,
selbstverständlich bin ich geneigt ihm zu glauben und,....zu vertrauen. Denn,
wie schon bemerkt, habe ich durch seine kleineren und auch größeren Kapriolen
ebenso meine eigenen, gelegentlich bescheidenen Freiheiten und Unabhängigkeiten.
Womöglich
ist unsere Beziehung, unsere Ehe, unser Umgang miteinander, doch nicht SO misslich oder übel.
Nur eben NICHT alt her gebracht in seiner gelebten Art und Weise.
Sondern eher doch modern, zeitgemäß. Wenn nicht sogar zukunftsweisend. Wenn nur
die Eifersucht nicht wäre! (Dann könnte,
jedoch müsste nicht (!), ich gleichwohl Alexas Freundin werden. SO, wie Gunnar
es sich wünscht.)
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Am
Nachmittag rief ich Thomas an, der nicht zu erreichen war. Gleich anschließend
versuchte ich es bei Derek.
„Kannst du
bitte zu Thomas gehen und fragen, ob ich für die morgige Bestellung bei ihm
sein muss? Ich kann ihn nicht erreichen. Und richte ihm bitte noch aus, dass er
an die neuen Zeiten der Entsorgungswirtschaft denken soll.“
Eine halbe
Stunde später rief mich Thomas zurück. „Es wäre schön, wenn du für die
Bestellung des Luciafestes vorbei kommen würdest. Die Weihnachtsbestellung
steht ebenso noch aus.“
„Pfffff...
Okay. Bitte einen Augenblick.“
Ich fragte
Gunnar, der neben mir saß, ob er mich nicht kurz ins Zentrum begleiten würde. Er
nickte und ich sagte Thomas zu.
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Wir trafen
uns allesamt im Büro. Derek war selbstverständlich mit von der Partie. Infolgedessen trafen sich
die beiden erneut und begrüßten sich recht kühl. So, wie es Männer eben tun. Ein
Handschlag. Ein kurzes Gerangel. Platzhirsch-Getue.
Ich blieb
nicht lang dort. In etwa eine gute Stunde und fuhr dann mit Gunnar zurück nach
Stockholm.
Derek
vertröstete ich auf Montag. Gegebenenfalls Dienstag. Ich wusste/weiß es selbst
noch nicht genau. Alldieweil ich so mittlerweile erwäge (und darüber
nachgedacht hatte), doch zu Ian nach Berlin zu fliegen. Jedoch bin ich hier
ungemein wankelmütig. In einem Moment bin ich fast Feuer und Flamme. Abenteuerlustig.
Im Nächsten, schon ein feiges Huhn.
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Mit Gunnar
bin ich übereingekommen, dass Weihnachten ausschließlich der Familie gilt.
Alexa gedenkt er vorzuschlagen, doch zu ihren Eltern zu gehen.
Wir werden
allesamt, zu Gunnars Vater Johann, nach Gotland reisen. Gunnar, seine Brüder,
seine Schwester, sein Onkel Erik und ich. Johanns Schwester Hanna, also Gunnars
Tante, werden wir dort ebenfalls treffen.
Gunnar hat
mit Erik gesprochen, der am Erwägen ist, sogar seine Exfrau Emilia
Stephansdottir mitzunehmen. Ebenso ihrer beider Kinder. Also Gunnars Cousins und
Cousinen zum Familienfest bei Johann einzuladen. Damit die Familie endlich
wieder einmal beisammen ist.
Zur
Jahreswende sieht es vollkommen anders aus. DIESE werde ich
vermutlich NICHT mit Gunnar verbringen. Was genau genommen unendlich schade ist. Aber auch in diesem Fall, ist noch nicht aller Tage Abend!
ER
jedenfalls, wird mit Alexa um die Häuser ziehen, während ICH, aller Wahrscheinlichkeit nach, (mit Derek?) im Zentrum bin.
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Auf dem
Weg vom Zentrum zurück nach Stockholm, fuhren wir allerdings NICHT nach Hause.
Sondern besuchten ein Restaurant. Nur wir beide! Wie angenehm!
Der Abend
und die Nacht gehörten ebenfalls Ausschließlich
UNS!
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Ein neues, beinahe vergessenes
Glücksgefühl überwältigt mich am heutigen Morgen.
Gunnar
hatte sich, kurz nachdem wir aufgewacht waren, unvermittelt über mich
geschwungen, was nun nichts wirklich Ungewöhnliches war, und war rasch in mich eingedrungen. Vielleicht eine Art morgendlicher
Ritus für ihn. Dachte ich so. Damit er den Tag mit angenehmen Gefühlen (und
befriedigt!) beginnen kann.
Nichts
desto trotz war es auch mir eine reizvolle Ouvertüre, um in den Tag zu starten. Mein Ehemann IN
MIR! Einfach wunderbar! Hhhaaa! Entzückend! Betörend im Gefühl. Einfach wohlig,
warm und wohltuend...aufreizend, traumhaft und paradiesisch angenehm.
Das
Schweben und die Euphorie blieben jedoch bedauerlicherweise aus. Was allerdings dem Ganzen
keinen Abbruch tat. Ich genoss es schlicht und einfach, Gunnar so NAH zu sein.
D-a-n-a-c-h....lagen
wir noch eine ganze Weile nebeneinander und redetet. Redeten über Sex. Sprachen
(erneut) über seine Vorlieben, Gelüste und er lies es dieses Mal sogar zu, dass
ich Ursachenforschung
betrieb. Er stieg ein auf meine Fragen. Antwortete bereitwillig und dachte über
das Gesagte nach. Zog seine eigenen Schlüsse,...IN meiner Gegenwart!!!
Was völlig neu für mich war und er teile mir diese sogar mit. Gab mir,
erstaunlicher Weise, in vielen Dingen Recht und suchte überdies selbst nach
Lösungen zu dieser doch so ganz speziellen Problematik.
Dennoch
war auch ich bereit einige Schritte auf ihn zu zugehen und Einsichtigkeit zu
zeigen. Ihm sogar zu zustimmen, wo ich sah, dass er sich tatsächlich Mühe gab und
bereit war, seine Bemühungen anzuerkennen. Nicht beständig und eifersüchtig
herum zu nörgeln.
„Und sag’
mir nicht wieder, dass du dich scheiden lassen willst. Ich liebe dich Rea. Ich
liebe dich. Ich liebe dich. Hörst du das?!“
So innig
und herzerwärmend hatte er mit mir lange nicht gesprochen, oder mir seine
Gefühle so derart offen gelöst und unbefangen gezeigt. Zumindest kam es mir so
vor. Oder,.....ich hatte es nur nicht zugelassen.....sie anzunehmen, weil ich
zu eifersüchtig und verschlossen war.
Andererseits hatte Gunnar ZU VIEL von mir verlangt und DAS wusste er nun
gleichwohl. Denn auch DIES gesandt er mir freimütig.
Es war
eine überaus fruchtbare Aussprache gewesen. Oder besser ein erstaunlich
positiv, ruhiges, sachliches und harmonisches Gespräch. Obwohl die Thematik
doch eher eine Sensible war UND immens wichtig für unsere Zukunft ist. Es hatte
sich so gut angefühlt, über das alles mit Gunnar zu reden. (Reden zu können.) Sodass
ich jetzt doch einigermaßen zufrieden und erleichtert bin!
WAS
für ein gutes Gefühl!!!
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Gunnar
frühstückte sogar noch mit mir und bat mich, nirgendwohin allein zu gehen. Es
sei gefährlich. Ich wäre wie ein Stern, so leuchtend in der grauen Masse, dass
ich JEDEM auffallen würde. Auch dem bösesten Menschen. Oder gerade ihm.
„Bitte
Rea. Geh nicht allein shoppen. Hole dir jemandem vom Sicherheitsteam, der Dich
begleitet. Meinetwegen auch Derek. (Wenn es denn sein muss).“
Ich musste
schmunzeln. Denn in diesem Augenblick hatte ICH Gunnars Gedanken gelesen. Aber
ich beruhigte ihn. „Nein. Derek wird es nicht sein. Er muss noch so Vieles von
Thomas lernen.“, ich lächelte Gunnar liebevoll entgegen. Schob meine Hand über
den Tisch und strich kurz über den Rücken seiner
Hand. „Aber du hast Recht. Ich werde es
tun. Denn ich weiß, es ist nicht sicher.“ In diesen Augenblicken drängten sich
mir unvermittelt Bilder von Troels Lebensgefährtin auf, welche von der
Vergewaltigung handelten.
Gunnar
holte tief Luft, gerade so, als wäre er erleichtert, ob meiner Einsichtigkeit.
Offenkundig sorgte er sich immens um mich. Was ich durchaus verstand. Mein
rotes, langes Haar ist stets ein Magnet für Männeraugen. Und nicht
ausschließlich mein Haar. Es war gleichermaßen meine Art mich zu bewegen. Meine
Gestik und irgendwo diese spezielle Form der Erhabenheit, die ich ausstrahlte.
Ebenso ein wenig Unnahbarkeit und vor allem, mit meinen doch noch jungen
Jahren, ebenso ein gewisses Maß an Würde. All DAS hat man mir anerzogen,...SO zu SEIN.
Mit Schönheit, Anmut und Liebreiz möchte ich hier selbstredend nicht unnötig kokettieren.
Obgleich viele Männer ebenso davon angetan sind. Und ich deshalb genau damit,
manches Mal, meine Schwierigkeiten habe. Obgleich es andererseits auch Vieles
erleichtert, wenn man mit einem attraktiven Aussehen gesegnet ist.
In jedem
Fall geht es mir jetzt viel besser als zuvor. Ich fühlte so deutlich, dass
Gunnars Liebeschwüre tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Das es ihm
unvorstellbar wichtig ist, das ICH bei ihm bin. Das WIR beide zusammen sind!
Es KANN
nicht anders sein. Ich vertraue ihm......wieder.......und bin guten Mutes, was
die Zukunft betrifft.
Im Zuge seiner
Fürsorglichkeit, sprachen wir noch über Troels und seine Partnerin. In diesem
Zusammenhang bat er mich, ihn zu kontaktieren, alldieweil er doch aufrichtig
daran interessiert sein, den Schwedendemokraten beizutreten.
Nun, wie ICH in diesem
Fall verfahren werde, ist mir noch nicht gänzlich klar. Allerdings (befürchte?)
denke ich darüber nach, mich Gunnar anzuschließen.