Montag, 14. Dezember 2015

Ursache und Wirkung



„Willst du, dass ich heute wieder zu Derek gehe?“, hatte ich meinen Ehemann nach dem gemeinsamen Lunch gefragt.
Gunnar schien verstört. „Wieso fragst du das?“
„Ich dachte nur,....du würdest lieber mit Alexa zusammen sein.“
„Hhmm?“ Er schien über diese Möglichkeit nachzudenken, die ICH (Idiotin!!) ihm gerade eröffnet hatte. „Okay. Warum nicht. Lieber wäre es mir allerdings, du würdest bei mir bleiben.“
Bei diesen Worten grinste ich Gunnar glücklich an und er.......ließ Entrüstung zeigen. „DU....hast mich auf die Probe gestellt. Nicht wahr?“
Ich tat unschuldig (und war es auch!). „OH. Nein. Wohl eher unbewusst. Denn auch ICH will dich glücklich machen. Freilich ist es mir, wie du weißt, tausend Mal lieber, bei DIR zu sein, als bei einem anderen.“

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„Komm, lass uns den Sonntagnachmittag mit Alexa verbringen.“, schlug Gunnar unvermittelt vor, nachdem wir den Lunch zu uns genommen hatten. „Es täte ihr zweifelsohne gut, nicht allein zu sein. Wäre sicher Balsam für ihre Seele, wenn du ihr ein wenig entgegen kommst.“, appellierte er an meine Toleranz und knüpfte an mein Mitgefühl an, welches ich gezeigt hatte, angesichts des vergangenen Tages und den Spielereien mit ihr. Vielleicht hatte er auch nur ein schlechtes Gewissen.
Gunnar scheint schlicht und einfach nicht aufzugeben, sie mir wieder und wieder wärmstens zu empfehlen. Dachte ich so bei mir und......stimmte zu. Gunnar war selbstredend (!) begeistert. Ich wusste, dass ich ohnehin den Nachmittag mit meinem Notebook und dem Schreiben verbringen würde. Infolgedessen......warum nicht? Wenn es ihn glücklich macht und sie womöglich ebenso. Alles in allem ein überaus eigenartiger Gedanke, den ich da spann. Denn ich, um ganz ehrlich zu sein, selbst nicht verstand.
Am Ende ließ ich sogar ein gemeinsames Dinner zu. Nachdem wir bereits am Nachmittag zusammen Kaffee getrunken und Gebäck gegessen hatten.
Den Abend jedoch, und die Nacht, gedachte ich nicht her zu schenken. Hier sollten Gunnar und ich für uns alleine bleiben. Zumindest war SO der Plan.

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Es war ein so angenehmer und gemütlicher Abend, an der Seite meines Ehemanns. Gunnar hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt. Wir sahen, aneinander gekuschelt, fern. Und ich muss wohl eingeschlafen sein, denn das Läuten an der Tür weckte mich.
„Was ist denn jetzt?“ Gunnar hatte sich von mir gelöst, war aufgestanden und ging zur Tür, um nachzusehen, wer da Sturm läutete.
Es war Alexa. Sie weinte und schrie Gunnar an. „Ich habe Schmerzen im Bauch!“ Sie krümmte sich. Fasste sich mit der Hand zwischen die Beine und da war......Blut.
JETZT war auch ICH aufgeschreckt. Stand ebenfalls auf und ging zur Tür. Sah mir das Dilemma aus der Nähe an.
Gunnar war nicht panisch. Blieb ruhig. Jedoch sah ich ihm an, dass Entsetzen aus seinen Augen sprach. Er beruhigte sie und wies mich an, den Notruf zu wählen.
Kurz zuvor hatte ich sogar noch mit Gunnar sogar noch darüber gesprochen. Er erinnerte mich daran, dass ich sie, samt ihrem Balg, also Gunnars Kind, vor kurzem noch Tod sehen wollte. Jedoch nun, erstaunlicher Weise, ein gewisses Mitgefühl mit ihr entwickelt hätte. Gunnar war stolz auf mich, in Anbetrachte meiner doch recht menschlichen Züge und dass ich im Zweifelsfall Alexa gegenüber sogar die Eifersucht niederlegen konnte. Das beeindruckte ihn offensichtlich.

Letztendlich wurde Alexa ins Krankenhaus gebracht und Gunnar begleitete sie selbstverständlich. Was ich durchaus verstand. Ich ließ ihn ziehen. Sagte noch zu ihm: „Kümmere dich um sie.“
Er nickte schweigend und.....verschwand.

Sollte ich nun warten oder schlafen gehen. Ich war so müde.
Rief trotz alldem Derek an. Er hörte nicht. Kurz entschlossen, stieg ich, so erschöpft wie ich war, in meinen Wagen und fuhr gen Zentrum. Ein Wunder, dass ich überhaupt dort angekommen war. Ich parkte direkt vor Dereks Hütte. Klopfte und klopfte an seine Tür. Ich hatte bereits Zweifel daran, dass er überhaupt zu Hause war. Nach einer lange Weile öffnete er dann.....endlich. Rieb sich verschlafen die Augen. „Was machst du denn hier?“ Er grinste. „Komm’ doch rein. Schön dich zu sehen.“
Ich berichtete kurz, was geschehen war. Ebenso riss ich mit wenigen Worten, wenn dies überhaupt möglich war, die Vorgeschichte an, samt dem intimen Gespräch, welches ich mit Gunnar führte.
Derek griff sich an den Kopf. „Der Mann muss irre sein. Wenn eine Frau schwanger ist, tut man doch nicht so etwas. Selbst, wenn SIE es will. Man sieht ja nun, wo das hinführen kann.“
„Meinst du wirklich, dass es daran gelegen hat?“ fragte ich Derek und hatte jedoch schon längst geahnt, dass Gunnars unbedachte, sadomasochistische Spielereien die Ursache von Alexas Beschwerden waren.
Derek nickte. „Was sonst. So unmittelbar danach.“

Gunnar rief mich noch einmal an, um mich darüber zu informieren, dass er im Hospital bei Alexa bliebe. Ich fragte, wie es ihr geht.
„Man hat sie gerade in den OP gefahren.“ Er war total geknickt. Was nun gleichwohl verständlich war. Sicher begriff auch ER, dass es zwischen den Geschehnissen einen Zusammenhang gab. Womöglich begann er bereits, sich Vorhaltungen zu unterwerfen.
Nun, was gab es da zu sagen? Selbst Schuld.
ICH musste mir nun in keinem Fall Gedanken machen, eine Dummheit begangen zu haben. Nur gut, dass ich doch nicht gezaubert hatte. Oder war DIES bereits das Ergebnis meiner Gedanken?

Am Ende verbrachte ich die Nacht in Dereks Bett.
In diesen Augenblicken ist er im Büro und ich in meinem Haus. Wir werden uns zum Lunch im Restaurant wieder treffen.

Und in diesem Moment klopft Josh an meine Tür. „Hallo. Komm doch herein.“
„Ich dachte, ich frage einmal nach, ob du mich brauchst. Ich sah deinen Wagen stehen.“