Meinem
neuen Selbstbewusstsein Rechnung tragend, dachte ich darüber nach, WIE
ich die Gegenmissionierung angehen, starten konnte. Andererseits war da
der drängende, ganz persönliche Impuls, dieser Sache, dieser schrecklichen
Religion (sowie dieser Mumie), keinerlei Aufmerksamkeit mehr zu schenken und
glücklich darüber zu sein, dass ICH nicht in einem derlei
einengenden, männlich geprägtem, rohen, krankhaften, perfiden, krank Machenden,
dogmenhaften, unerbittlichen, empathielosen, fanatischen, mitleidslosen, Frauen
feindlichen Regelwerk und Umfeld leben muss. Und ich fände hier noch tausend
andere Adjektive.
Unseren
Ahninnen sei Dank!
Demzufolge
war mir nicht wirklich klar, OB ich diesen Gedanken, diese spezielle
Angelegenheit überhaupt weiter verfolgen sollte. Und HIER, KAM ALEXA INS SPIEL.
SIE war die VERMITTLERIN (in ihrer gutgläubigen Art). Zumindest versuchte sie
eine Kommunikation zwischen mir und Carsten wieder zu beleben und zwischen
Dalal und mir in Gang zu setzen. Wo einerseits das Kind bereits in den Brunnen
gefallen, und andererseits nicht wirklich ein Wille war. Aber wer Harmonie
süchtig ist, stiftet gleichwohl Harmonie zwischen anderen. Auch wenn es den
Anschein haben mag, dass es aussichtslos ist. Meine Gefühle, dahingehend, waren
nach wie vor zwiespältig. Dennoch ließ ich mich darauf ein und versuchte es, in
Erinnerung an meine anfänglichen Gedanken (der Gegenmissionierung!).
Alexa
wählte oberflächliche Themen. Wie beispielsweise, welche Speisen jede
bevorzugt zu sich nimmt. Nur HIER lag sie bereits weit daneben. Denn in diesem
Zusammenhang formulierte sich noch augenblicklich in meinem Inneren eine Frage
zu Halal. Ich sprach das Leid der Tiere an und dass ich Vegetarierin sei. Alexa
schwenkte sofort um, alldieweil von Dalal keine Antwort kam. Offensichtlich
waren ihr meine Worte im Hals stecken geblieben.
Über
Kleidung kann man mit ihr genau so wenig reden. Ich würde wahnsinnig werden in
diesem schwarzen, einengenden Sack. Über Männer darf sie ohnehin nicht sprechen.
Wird sie dann gleich gesteinigt? Oder was? fb oder andere Medien bleiben
gleichermaßen untangiert. Darf sie überhaupt eine eigene Meinung haben?????
Sie sprach
nun ihrerseits das Thema Polygamie an und grinste frech. WAS hatte ich anderes
erwartet und WAS hätte ich DAZU erwidern können, im Angesicht von Gunnars
Geliebter Alexa, die bei uns stand. Für diese muslimische F..... endlich und
vor allem die EINZIGE Thematik, wo sie triumphieren konnte.
NEIN! Ich ruderte nicht! Stellte mir
trotz alledem KEIN Armutszeugnis aus. Vergaß mich nicht und vergriff mich
eben sowenig im Ton. Sondern blieb bei mir. Erklärte ihr, dass
Gunnars Sex süchtig war. Sie riss die Augen auf und tat einen Schritt zurück.
War sie jetzt schockiert? Oder was? Wie konnte ich sie auch NUR SO brüskieren?
Alexa
verdrehte sie Augen und ICH, konnte mich kaum noch halten vor Lachen.
Innerlich! Selbstverständlich!
Aus dem
Augenwinkel sah ich, wie Carsten auf uns aufmerksam wurde. Er holte seine Freundin
umgehend von uns weg. Warum wohl? Das wir sie nicht verseuchen?
Ich
versuchte es ehrlich. Das schwöre ich. Aber womöglich lebte sie bisher in einer
Parallelgesellschaft, die ihr wenig Anregung zum selbst Denken bot. Und Carsten
gedachte sie offenkundig nicht zu „überfordern“, wenn sie mit uns redet. Wie
überaus besorgt von ihm.
Ich
vermute, diese Angelegenheit hat sich somit vollends erledigt! Ich gedenke mich
fortan nicht mehr zu überwinden, sie anzusprechen. Wozu? Missionierung hätte
ohnehin keinen Sinn. Was mir von Beginn an klar gewesen war.
Vielleicht
sollte ich ein Zeichen setzen und einfach dieses Haus verlassen.
Entweder
ich, oder sie. Sowie ich es anfangs zu Gunnar sagte. Aber hatte ich ihm genau
DIESES Ultimatum nicht schon einmal mit Alexa gestellt und war letztendlich
eingebrochen? Muss man immer nur klein bei geben als Frau?
Aufgeben,
und das Feld anderen überlassen, kam zweifelsohne hier ebenso nicht in Frage. Was
war denn nun .....Stärke zu beweisen? Aufrecht Gehen? Oder aufrecht
bleiben.......und alle Demütigungen hinunter schlucken? Wie schon einmal! Würde
das nicht erdulden bedeuten?
Nun, auch
hier scheint es keine eindeutige Antwort zu geben. Jede/r sieht das wohl auf
ihre/seine eigene Weise. WIE, soll ich es dann ALLEN
beweisen, dass ICH die Starke bin?! Unmöglich!
Gehe ich
stolz und aufrecht hinaus, sagt man mir nach zu kneifen. Zudem überließe ich
den anderen das Feld. Bleibe ich, macht es mich in mancher Augen lächerlich. Dann
bin ich DIE, mit der man alles tun kann.
Ich vermag
nicht wirklich zu sagen, was nun, in diesem Fall, das Richtige ist?!
Womöglich........aufrecht....zu
bleiben....und.....Stolz und Würde, Stärke und Weisheit zu beweisen.
Nur,......bin ich tatsächlich dazu fähig?
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Kurz
nachdem ich erneut (mit Alexas Hilfe (?)) auf Dalal getroffen war, begann sich
ein körperlicher Zusammenbruch anzubahnen. Mein Herz raste und es fühlte sich
an, als wolle es mir aus der Brust springen. Schwindel ergriff meine Sinne und
schaltete sie aus. Ich schrie nur noch nach Gunnar und fiel, glücklicher Weise,
rücklings auf eine Couch.
DAS war
ein Zauber! Dachte ich noch während ich da so lang und nach Luft schnappte. Ich
konnte keinen Atemrhythmus mehr finden. Mein Kopf war nicht klar. Es war ein
Zustand wie zwischen Wachen und Schlafen. Und schon fühlte ich Gunnars Hand auf
meiner Stirn und hörte seine beruhigende Stimme. Das gab mir Frieden.
Dennoch
veränderte sich mein Zustand kaum zum Besseren, bis wir schlafen gingen. Ich
hatte große Mühe aufrecht zu bleiben und Würde zu bewahren. Am liebsten,....wäre
ich umgefallen und liegen geblieben. Zumindest war mir so. Nur nahm ich mich
soweit zusammen, dass man mir nicht sonderlich viel anmerken konnte. Diese
Genugtuung gedachte ich NIEMAND zu verschaffen. Gleich wem! Allerdings kostete
mich dies meine ganze Kraft!!!
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„Einen
GUTEN MORGEN euch allen!“, tönte Dalal am Morgen, als sie zu uns anderen (
Hanna, Stine, Emilia, Gunnar, Alexa, Sven und Taylor) ins Zimmer kam.
Ich war
total verblüfft. Anscheinend hatte sie über Nacht einen Entschluss gefasst.
Oder bei Allah Kraft getankt. Sie ging Freude strahlend auf mich zu, als wäre
nie etwas zwischen uns gewesen.
„Ob dieser
Morgen jetzt noch ein Guter ist, weiß ich nicht.“, bemerkte ich und grinste ihr
(entschlossen!!!) entgegen.
„Also Rea,
Warum machst du das?“, Taylor, Gunnars Stiefbruder, der mich ohnehin nie gut
leiden mochte, stieg in die Unterhaltung provozierend ein.
„Was tut
ich denn?“
„Die
Menschen attackieren, die dir nicht würdig genug erscheinen. Die nicht deiner
Klasse zugehörig sind.“
„Diese
Angelegenheit hat absolut NICHTS mit meiner Klasse zu tun. Das dürfte selbst
dir (Dumpfbacke) aufgefallen sein.“
„Denkst du
wirklich alle sind niedriger wie du?“ Taylor schnaufte und seinem
Gesichtsausdruck entnahm ich, dass Zorn aus ihm sprach. (....und hieß es nicht
„als“ du?)
ICH,....lächelte
(überlegen) weiter und würdigte ihm weder eines Wortes noch eines Blickes.
Dreht mich, schlicht und einfach, weg von ihm. Er griff mit seiner Hand nach
mir und im selben Augenblick schaltete sich Gunnar ein und stellte sich
dazwischen. „Lass gut sein Bruder. Beruhige dich. Es ist doch nur Rea.“
Er ging.
Dieser arrogante
Arsch! Es war Sonnen klar, dass er die Gelegenheit nutzte, um mich auf
irgendeine Weise anzugreifen. Im Zentrum, kam er nicht im Entferntesten an mich
heran.
Ich sah zu
Dalal. Ihr Grinsen triefte förmlich vor Hohn und Überlegenheit. Zumindest
entnahm ich dies dem Blick ihrer Augen. Keine Ahnung, wo sie mit einem Mal
dieses Selbstbewusstsein her nahm. Alexas Grinsen war ein Anderes. SIE schien
mich sogar zu bewundern. Gunnar schnaufte ein wenig. „Rea, du musst dich wirklich
mit jedem anlegen.“
„Gunnar“,
begann ich in gleicher Art und Weise, aufrecht und mit erhobenem Kopf blickend,
ruhig und gelassen, „du verkennst die Situation.“ Ich lächelte (majestätisch
und erhaben!). Er stutzte. „Es ist wohl doch eher umgekehrt.“, betonte ich
jedes einzelne Wort. „ICH werde
permanent angegriffen. Anscheinend weiß man nicht, WIE man mir hier begegnen
soll, in diesen gewöhnlichen Gefilden. Daraus spricht eindeutig der Neid, die
Missgunst und die Eifersucht. Todsünden, wenn du mich fragst, an diesem
christlichen Weihnachtsfest.“ Da ich dies doch eher als Posse verkleidete,
konnte Gunnar nichts Abträgliches zu mir sagen. Er lächelte mich nur anerkennend
an. „Wie ich sehe, hast du deinen Stolz wieder gefunden. Das freut mich für
dich.“
„Nicht nur
Stolz.“, widersprach ich ihm. „Sondern ebenso die Erhabenheit, die mir gebührt.“
Ich grinste.
„Jeder
umgibt sich mit seinem eigenen, kleinen Heiligenschein.“, mischte sich nun Hanna
ein, die doch eher spöttelnden mit ihrer Bemerkung daher kam. Was mir jedoch
völlig gleichgültig war.
WAS hatte
ICH eigentlich HIER verloren? Unter diesen Menschen, die ich zwar kannte, die
mir jedoch beinahe allesamt fremd waren. DAS hier, war nicht mein Ambiente. Ich
war ausschließlich Gunnar zu liebe hier. Und WAS musste ich mir noch alles
bieten lassen, von diesen Proleten! Von dem Affront mit dieser bekopftuchten
Schla.... einmal ganz und gar abgesehen. Wie konnte sie es wagen, auf einem
christlichen Fest ihre Religion anzupreisen? Frevelhaft! Respektlos! Anmaßend.
Wie alle von diesem Gesinde.
Nun sprang
Alexa an. Gunnar hatte ihr offensichtlich zugenickt. Sollte SIE mich etwas,
freundschaftlicher Weise (?) im Zaum halten? Das ich nicht lache!
Sie kam
auf mich zu geschlendert. Hatte die Hände in den Taschen ihrer viel zu engen
Jeans. „Hey, komm schon Rea. Wir wollen doch alle nur glückliche Menschen
sein.“
„Ach.
Wollen W-I-R das?“ Sprach sie etwa für alle?
„Jetzt sei
doch nicht so. Ich bin doch nicht deine Feindin. Das weißt du doch.“
Im
Innersten musste ich herzlich lachen. Nach außen hin blieb ich beherrscht.
Ich tat
einen Schritt auf sie zu und lächelte. „Ja. Natürlich. Du hast
selbstverständlich Recht.“ Sie winkte Dala zu. „Komm doch her zu uns.“
OH GOTT
NEIN! Nicht schon wieder!!!
Sie kam
festen Schrittes und in aufrechter Haltung siegessicher auf uns zu. WAS in
Gottes Namen hatte sie, hatten die beiden jetzt vor? Mein Impuls war, mich
schlicht und einfach umzudrehen und weg zu gehen. Doch Alexa hielt mich an der
Hand. Sie strahlte und klimperte mit den Augen und im nächsten Moment stand
Dalal schon neben uns. SIE griff meine andere Hand und die beiden führten mich
aus der Küche heraus ins Wohnzimmer hinüber, wo alle anderen waren.
Es muss
ein (versöhnliches!) Bild für die Götter gewesen sein, als wir drei so
einträchtig das Zimmer betraten. Alle Augen lagen auf uns. Es wurde wohlwollend
geschaut, als wäre der Sieg der Verbundenheit bereits errungen. Aber da hatten
sie sich getäuscht. Nur, jetzt, in diesen Augenblick, vor alle den anderen,
hatte ich keine Wahl. Ich war gezwungen, mich einzufügen. WAS sicherlich das
Ziel des Ganzen gewesen war. Ebenso, mich zu beschämen.
Man hatte
einen Christbaum aufgebaut und die Mitglieder der Familie klatschten, als er
erleuchtete. Ich vermochte mich nicht zu entziehen. Musste DER HERDE folgen.
DAS war
ich nicht gewohnt.
Gunnar kam
nun von hinten auf uns zu. Nahm Alexa in den einen und mich in seinen anderen
Arm. Kurt stand auf der anderen Seite und nickte mir zu. Carsten kam nun ebenfalls
und stellte sich zu uns und Dalal. Auch ER lächelte mir zu, als wolle er sagen:
`Na also. Geht doch.´
Eine kurze
Zeit später läutete es und Ellen kam. Sie war aus New York angereist, um hier
im Kreise ihrer Familie das Weihnachtsfest zu feiern.
Ich
vermute, es war nun an der Zeit, klein bei zu geben! Ich konnte nicht mehr. Ich
beschloss, fortan freundlich, harmonisch und einträchtig zu sein und mich
einzufügen in Gunnars Familienklan. (Was mir Erleichterung bringen sollte.)
Infolgedessen
ging ich, nachdem sich die Aufregung um Ellens Ankunft gelegt hatte, auf Carsten
(was mir leichter fiel!) und Dalal zu. Streckte ihnen die Hand entgegen und
lächelte sie freundlich an. „Tut mir leid, das Ganze. Womöglich habe ich etwas
überzogen reagiert. Freunde?“
Carsten
nickte als erster. „Okay. Ich freue mich, dass du dich besonnen hast. Ist doch
besser für uns alle. Niemand will sich hier streiten.“ Er nahm meine Hand und
drückte sie fest. Dann wendete ich mich an Dalal. „Welche meiner Hände darfst
du denn nehmen? Die Rechte oder die Linke.“
Sie sah
mich ein wenig zweifelnd an und dann lachte sie herzlich. „Ach weist du, gib
mir beide. Wir sind schließlich nicht mehr in den alten Zeiten und wischen uns
mit der linken Hand den Hintern ab. JETZT gibt es glücklicher Weise
Toilettenpapier dafür.“
Nun
stutzte ich. „Ach so ist das. Das konnte ich doch nicht wissen. Ich hatte da
nur einmal so etwas GEHÖRT.“
„Schon gut
Rea. Ich hoffe wir vertragen uns jetzt endlich. Und ich hatte das anfangs
wirklich NICHT als Missionierungsversuch gemeint. Es war einfach nur eine
Bemerkung. Und jetzt“, sie sah mich mit Freude und Begeisterung an und streckte
die Arme nach mir aus, nachdem sie meine beiden Hände losgelassen hatte, „vertragen
wir uns.“ Sie nahm mich in ihre Arme und drückte mich fest an sich. „Wir Frauen
sollten doch zusammen halten. Und ich freue mich, dass das jetzt zwischen uns
geklärt ist.“ Als sie mich aus ihrer Umarmung entlassen hatte, sah sie mit
einem verschämten Blick zu Carsten hinüber, der bei Taylor, Gunnar und den
anderen Männern stand. „Carsten mag es nicht, wenn wir streiten. Wir sind doch
hier alle nur zu Gast bei seiner Familie. Und außerdem sollten wir feiern.
Meinst du nicht auch?“
Ich holte
einen tiefen Atemzug. WAS hatte ich nun noch für eine Wahl. Alexa lächelte mich
an und nickte. Sie stand noch immer neben mir und hatte das alles mit angehört.
Ob nun beiläufig oder bewusst. Infolgedessen ergriff ich nun Dalal und drückte
sie meinerseits an mich. „Ja. Du hast selbstverständlich Recht.“ Ihren Namen
gedachte ich nicht wirklich auszusprechen. Dennoch war ich nun doch eher
friedlich gestimmt. Gleichwohl im Inneren. Schließlich war Weihnachten!
Ich ließ sie
los und sah ihr noch einmal freundlich in die Augen, damit sie mir Glauben
schenken konnte, was meine Lauterkeit betraf. Und auch sie blickte nun
tatsächlich sanftmütiger als zuvor. Sie schien ebenso erleichtert zu sein.
Und
jetzt,....duftet es fantastisch nach ENTE!
Ich wünsche allen, die hier lesen, ein
gesegnetes Weihnachtsfest!!!