Freitag, 18. Dezember 2015

Rivalinnen - Gespräche



Derek hatte am Nachmittag im Büro zu tun und wollte am Abend trainieren. Etwas für seinen Body tun. Was mir Zeit gab, noch einmal nach Stockholm ins Apartment zu fahren, wo Gunnar noch immer nicht zu finden, und gleich anschließend Alexa zu besuchen, die erneut Überraschung zeigte und nach wie vor freundlich zu mir war.
Josh hatte sich nach dem Lunch bei mir gemeldet. Fragte nach, ob es für ihn etwas tun gäbe. Ich verneinte, denn ich beabsichtigte mich zum Dinner mit Troels zu treffen,  nachdem ich in unserem Apartment und bei Alexa gewesen war.

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Dieses ganze Unternehmen hatte mir derart viel Kraft gekostet, dass ich bereits müde und abgeschlagen im Oxelblom ankam. Einem wunderbaren, kleinen Restaurant mit Stiel. Troels war noch nirgendwo zu sehen. Ich suchte mir einen Zweiertisch und sank erschöpft auf meinen Stuhl nieder.

Troels ließ alles in allem eine gute halbe Stunde auf sich warten. Sehr unangenehm und ich erwägte bereits zu gehen, als er Freude strahlen zur Tür herein kam.
„Entschuldige. Es gab noch zu tun und ich konnte mich nicht so rasch von Anette lösen. Habe ohnehin nicht viel Zeit. Ich muss meine Abwesenheit schließlich irgendwie erklären.“
ER muss sich erklären. Interessant!!! Ich räusperte mich und zog die Brauen nach oben. „Okay. Das hättest du mir gleichwohl sagen können.“
„Was dann?“
„Was dann? Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? Wohl kaum.“
In aller kürze tranken ich einen Sprudel und Troels ein Glas Bier und ich berichtete ihm, was geschehen war.
„Oh! Das ist schon eigenartig. Es wird wohl so sein, wie du vermutetes, dass er Schuldgefühle hat und erst einmal mit sich selbst ins Reine kommen muss.“
„Eigenartig. Was sucht er dann in seinem Spielzimmer und spielt Versteck mit mir?“
Troels atmete tief ein. „Männer machen manchmal merkwürdige Sachen, wenn sie etwas arg mitgenommen hat.“
Ich musste lachen. WER hatte hier ein Kind verloren? Alexa oder Gunnar?
„Da gibt es nichts zu lachen. Lass ihn und warte ab. Er wird von selbst wieder kommen.“, verteidigte er meinen Ehemann. Eigenartig.
„Ja. DAS erwähnte Derek bereits.“
„Wir Männer haben, ebenso wie ihr Frauen, unsere Welt der Gefühle in uns. Das weißt du doch? Und jeder tickt da anders.“ Troels zwinkerte mir zu und schmunzelte leicht.
Ich schnaufte. „Du musst wirklich jetzt schon gehen?“, lenkte ich von diesem unsäglichen Thema ab, welches ich zwar begonnen hatte, nun jedoch ganz glücklich gewesen wäre, wenn es endete.
„Ja. Anette wartet.“ (Es lief nicht SO, wie ich dachte. Überdies sagte er nicht, was ich nicht ohnehin bereits selbst herausgefunden hatte. Dann noch diese EILE! Zurück zu Anette. Ha, ha! Wenn er beabsichtigt mich zu ficken, ist ihm die Zeit gleichwohl egal! Verdammtes Männervolk! Mann sollte sie allesamt einsperren und nur noch bei Bedarf nach draußen lassen. Wie nennt man eigentlich Frauen, die aus Erfahrung gelernt hat, Männer als feindlich zu betrachten? Animosia. Klingt doch ganz gut UND VIEL BESSER!!! Smile!!! (Frau siehe hier auch unter animosus (herzhaft, beherzt, mutvoll, leidenschaftlich, hitzig ungestüm) und animus (Seele, Geist) nach. Alle samt männliche Attribute. Warum??? Sind diese Eigenschaft ausschließlich dem männlichen Sein vorbehalten???? Warum???? Und was wissen Männer schon von der Seele und dem Geist??? ))
Ich ließ ihn ziehen und aß noch einen Salat mit Meeresfrüchten (sah die „Früchte“ stellvertretend für alle Männer und kaute sie gut durch!). Was mir noch mehr Müdigkeit bescherte. (Aber kein Wunder, dass Frau nach dem Verzehr so vieler Männer schlafen muss! Smile.) Ich dachte darüber nach, dass ich Josh doch besser mit mir genommen hätte. WAS hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich war mir in diesem Augenblick nicht sicher, ob ich es zurück zum Zentrum schaffen würde. Der Weg dorthin war mir doch zu weit und beschwerlich. Meine Kraft ließ nach. Infolgedessen fuhr ich zurück zu unserem Apartment und dachte über den Besuch bei Alexa nach.
Ich sah sie vor mir in ihrem Bette sitzen. So entgegenkommend, liebeswürdig und warmherzig wie eh und je. Was hätte ich, bei dieser Konzilianz, Intrigantes vermuten können. Nichts....und genau SO schien es auch zu sein. Sie war so erfreut und wohl gelaunt, als sie mich sah. Schien sogar dankbar zu sein, dass ich noch einmal zu ihr gekommen war. Sie berichtete freimütig noch alles, was sie glaubte, dass ich wissen wollte. Da regte sich wieder das Mitgefühl in mir.
„Wie fühlst du dich?“, fragte ich und es war ehrlich gemeint.
Sie lächelte. „Besser.“
Eine kleine Pause entstand.
„Bist du traurig, dass Gunnar nicht zu dir kam?“, fragte mich Alexa mitfühlend.
„Ja. Selbstverständlich. Was denkst du denn?“ Ein ebenso warmherziges Lächelnd überzog MEIN Gesicht.
„Es tut mir Leid für dich, dass er nicht bei dir war.“
Wie meinen? Hörte ich jetzt richtig? Anscheinend schon. Was mich erneut beschämte. Infolgedessen begann ich ein unangenehmeres Thema anzuschneiden. (Was es mir leichter machen würde, sie wieder zu hassen.)
„Macht es dir gar nichts aus, wenn er dich betrügt?“
Nun sah sie wieder traurig drein. (Was MIR eine gewisse Genugtuung gab.) Senkte den Blick und presste die Lippen kurz aufeinander. „Ja.“, erwiderte sie leise. „Meinst du denn wirklich, dass ER dort in diesem Spielzimmer war?“
„Wer sonst? Es ist seines.“
„Womöglich hat er dort auch nur geschlafen.“
Oh mein Gott. War sie in der Tat so naiv? DAS konnte wirklich nicht sein!.....oder etwa doch?
Ich griff nach Alexas Hand und drückte sie kurz. (Jetzt hatte ICH wieder die Oberhand.) „Weißt du was, ich werde noch einmal in die Gerüchteküche im Zentrum eintauchen und hören, was man so sagt.“
„Wenn du magst, kannst du mich dann anrufen und mir sagen, was du erfahren hast.“ Sie blieb warmherzig. Schien mir sogar zu vertrauen.
„O-k-a-y?

Ist sie, diese Alexa, tatsächlich eine so Herzensgute? Oder spielt sie mir nur etwas vor? Ich vermag schlicht und einfach nicht zu glauben, dass sie es immer noch so gut mit mir meint, wo ich doch bisher so unversöhnlich mit ihr war.
Dieser Gedanke ließ mir keine Ruhe und ich fragte bei ihr ganz schlicht und einfach nach. WAS konnte es schaden. Allerdings, gleich was sie mir auch antworten mochte, ich wüsste nicht wirklich, ob sie die Wahrheit sagt.
„Alexa, warum bist du eigentlich nicht böse mit mir. Du weiß, ich hatte nie viel für dich übrig. War sogar oft ein wenig boshaft und gemein zu dir.“
„Nein nicht gemein.“ Sie schnaufte ein wenig. „Ich denke, es ist natürlich, das DU, als Gunnars Frau nicht gut auf mich zu sprechen warst. (HIER wählte sie, anscheinend unbewusst, die Vergangenheitsform. Was implizierte, dass sie nun dachte (was sie gleichwohl denken sollte), dass ich ihr freundlich gesinnt war.) Deshalb wundert und freut es mich, dass du zu mir gekommen und dich auf ein Gespräch eingelassen hast und DAS ohne jegliche Boshaftigkeit.“ Alexa lächelte mich an und ich sah eher misstrauisch drein.“
„Ich weiß, du traust mir nicht.“, sagte sie und grinste etwas bei diesen Worten.
„WIE sollte ich denn auch? Überdies kann ich nicht glauben, dass du tatsächlich so bist, wie du dich mir gegenüber gibt’s.“
Jetzt...war die Katze aus dem Sack.
Sie grinste. Mag sein, dass ich auch anders kann. Aber in deinem Fall, will ich das nicht. Ich mag WIRKLICH und immer noch deine Freundin sein.“
„Warum?“
Erneut ein breites Lächeln. „Was nutzt es schon, wenn wir Feindinnen sind. Wir reiben uns nur aneinander auf. Und Gunnar ist schlecht gelaunt.“
„Nun, Gunnars Laune ist mir, mit Verlaub, scheiß egal. Verstehst du das?“
Sie nickte.
„Aber vielleicht hast du Recht.“, nahm ich nun die Zügel (des Gesprächs) in die Hand. „WIR beide sollten uns einigen. Und ICH bin nach wie vor NICHT daran interessiert rund um die Uhr MIT dir zu leben. Es ist ohnehin unumgänglich, dass wir uns gelegentlich sehen.“
„Können wir nicht weiterhin so sein...wie JETZT?“, warf Alexa ein. „Wäre das nicht schön?“
Ich wollte stöhnen. Ließ es aber dann. „Nun gut.“, kam ich ihr entgegen. „Tun wir das und......versprochen, ich halte mich daran.“ Ich zwinkerte ihr freundlich zu. Sie nicht.
„DAS verschafft mir doch eine gewisse Erleichterung.“, sagte sie zu mir und imitierte meinen Stiel zu Reden. Ich musste lachen und sie sprach weiter. „Und....ich freue mich darauf. Vielleicht können wir auch einmal zusammen etwas unternehmen?“
„DAS initiiert Gunnar bereits zur Genüge. Meinst du nicht?“
„Ja. Du hast Recht.“
„Und ich erinnere da an unseren gemeinsamen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen.“
„Ja. Ich weiß“, jetzt schien sie ein wenig bedrückt zu werden, „du hast es gehasst, dass ich mit euch beiden in der Wohnung war.“
Ich erwiderte nichts darauf. Denn genau genommen hasse ich es noch immer, Gunnar mit ihr teilen zu müssen. Und sie ahnte was ich gerade dachte. Meine Augen schienen es verraten zu haben.
„Hasst du mich denn wirklich so sehr?“
„Nein.“, sagte ich nicht nur aus einer Laune heraus und um sie zu beruhigen. Ich vermute, es war, in diesem Augenblick, sogar ehrlich gemeint.
„Ich dachte nur.“
„Alexa, ich wies dich schon einmal darauf hin. Bist DU es nicht, wäre es eine andere. Gunnar vermag es offensichtlich nicht, treu zu sein. DAMIT habe ich mich bereits abgefunden. Nur, die Intensität seiner Aktivitäten ist mir wichtig. Vor allem möchte ich wissen, WAS er mit WEM tut.“
„Warum?“
Würdest du es nicht wissen wollen?“
„Ich glaube nicht. Solange er bei mir bleibt und gut zu mir ist.“
„O-k-a-y.“ Was für ein Dummchen.
„Ich weiß, DU hast das nicht nötig. Hast alles, was man sich wünschen kann. Ich kann Gunnar so gut verstehen. Du bist so attraktiv wie keine andere. Ein Glück, dass er dich gefunden hat und dass DU ihn, trotz alledem, so sehr liebst.“
Was sollte ich nun DAVON halten??? Gedachte sie mir weiterhin zu schmeicheln? Warum?
„Du hast Recht Alexa“, so oft hatte ich diesen Namen noch nie vorher ausgesprochen. „Ich liebe Gunnar tatsächlich.“
„Er dich auch. Über alles. Aber DAS weißt du ja schon. Und er spricht ebenso oft davon, dass ihr Seelenpartner seid. Bereits in vielen anderen Leben zusammen ward.“
„Er spricht mit Dir darüber?“
„Ja. Manchmal.“
„Und du bist überhaupt nicht eifersüchtig? Nicht mit Missgunst oder Hass erfüllt?“, fragte ich noch einmal nach. Weil ich es einfach nicht glauben konnte.
„Am Anfang vielleicht schon.“, gab sie zu. „Nur habe ich sehr schnell bemerkt, dass mich DAS nicht weiter bringt und.......schwenkte um. Habe mich letztendlich auf dich eingelassen. Warum auch nicht.“
„Ist es dir nicht schwer gefallen, wenn ich stets so böse zu dir war?“
„Ja. Das ist es. In der Tat. Aber aus irgendeinem Grund wusste ich, dass es nicht immer so kühl zwischen uns bleibt.“
Mit welcher Sicherheit sie das sagte, erstaunte mich immens. „Wie konntest du das?“
„Ich habe es gefühlt. Und ich wusste auch, dass ich das Kind verliere.“
Wir wurden ernst. (Was war SIE? Eine Hellseherin? Medial begabt?)
„Ich dachte noch, du machst mich dafür verantwortlich.“ Diese spezifische Bemerkung musste noch aus mir heraus und ich beobachtete sie ganz genau, während ich dies aussprach.
„Nein. Wieso sollte ich? Ich glaube, es war Gunnars Schuld UND die meine, weil ich es zuließ, dass er, in diesem Zustand in dem ich war, derartige Sachen mit mir machte.“
„Es ist nicht deine Schuld.“, begütigte ich sie.
„Dann ist es niemandes Schuld. Ist eben nur blöd gelaufen.“, spekulierte sie.
„Nun, vielleicht später dann....mit dem Kind.“, versuchte ich sie aufzumuntern. Was mir nur mäßig gelang.
„Ja. Ich denke, wir werden es noch einmal versuchen.“
DIESE Antwort wiederum, ließ mich im Inneren ein wenig kühler werden.
Aber WAS hatte ich denn gedacht? Dass sie schlicht und einfach aufgibt? Geht? DAZU liebte sie Gunnar viel zu sehr. DAS sah ich wieder und wieder.
Es ist nach wie vor ein zwiegespaltenes Gefühl, mit Alexa zusammen zu sein und zu reden. Überdies kostet es mich emotionale Kraft, die ich nicht zu verschenken habe. Und schon ganz und gar nicht, an eine andere Frau.

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Das Klingeln meines iPhones riss mich aus den letzten Bruchstücken meiner Gedanken.
„Wo bist du?“, Derek schien mich zu vermissen.
„Ich war im Apartment, bei Alexa und Essen. Dann reichte meine Kraft nicht mehr aus, um zurück zu fahren. Also bin ich wieder hier im Apartment und.....alleine.“
„Warum hast du Josh nicht mitgenommen?“
„Ich sah keine Veranlassung dazu.“
„Bleib dort. Ich komme. WENN es dir recht ist.“
„JA. Das wäre es.“

Derek kam innerhalb der nächsten Stunde. Ich war fertig zum Gehen.
„Ich dachte, wir bleiben hier?“
„N-E –I-N. Das dachte ich nicht.“
„O-k-a-y. Dann fahren wir zurück. Lässt du deinen Wagen stehen?“
„Ja. Muss ich wohl. Ich schicke später jemand, ihn abzuholen.“

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Heute Morgen ließ ich mich von Derek zu Intimitäten überreden. Kaum, dass ich wach geworden war. Denn in irgendeiner Weise ahne ich, dass sich heute etwas..... verändert.......und.....IN diesem Augenblick denke ich gerade darüber nach, zu Sarah Sjögren zu gehen, um „in die Gerüchteküche“ einzutauchen..........Wir werden hören, was sie zu berichten hat.