Während
ich mit Derek zu Mittag speiste, nahm mich ihn kaum wahr. Bis er schließlich
eine Frage von sich gab.
„Du denkst
an Gunnar. Nicht wahr?“
„Ja.“
Antwortete ich Gedanken versunken. „Vielleicht werde ich am Nachmittag nach
Stockholm fahren.“
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Im Hospital
wollte man mir telefonisch keinerlei Ausruft geben, wie es Alexa ging.
Infolgedessen besuchte ich sie. Allein. Nur Josh, als mein Bodyguard,
begleitete mich. Er, blieb jedoch vor der Tür. Und ein wenig Hoffnung Gunnar
dort anzutreffen, war ebenso dabei.
„Wie geht
es Dir?“, fragte ich selbstverständlich und war besorgt. Was mitnichten
geheuchelt war.
Ihr
Gesicht zeigte Verdrießlichkeit. Dennoch schien sie sich zu freuen, mich zu
sehen.
„Ich habe
das Kind verloren. Weiß du.“, sagte sie mit fast teilnahmsloser Stimme.
Ich stand
da wie versteinert und mein Mund blieb offen. Obgleich ich es mir doch gewünscht hatte, war ich nun, angesichts
ihres Leids, doch schockiert. Ich hatte tatsächlich Mitgefühl......mit ihr.
„Das tut
mir leid.“, sagte ich und wusste nicht, was ich NOCH hätte sagen können.
Schließlich konnte ich sie, in derlei Lage, nun nicht noch bedrängen und
sogleich nach Gunnar fragen. Dennoch startete ich einen diplomatischen Versuch.
„Wie nimmt
es Gunnar auf?“ Leise, ganz leise und teilnahmsvoll hatte ich diese Frage
formuliert. Wagte kaum, sie anzusehen, während ich auf die Antwort wartete, die
nicht kam. Stattdessen begannen ihr Tränen aus den Augen zu fließen.
„Ich hatte
mich so gefreut, ihm ein Kind schenken zu können.“ Darauf erwiderte ich nichts.
Sie redete schluchzend weiter. „Als man Gunnar sagte, was geschehen war, schien
er außer sich zu sein. Nach außen hin blieb er ruhig. Doch innerlich brodelte
es in ihm. Seine Augen blitzten. SO hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich glaube,
er beginnt selbst zerstörerisch zu handeln.“
„Wie
kommst du darauf?“
„Er hatte
sich betrunken, kam hier vorbei. War nicht einmal rasiert. Stank nach Alkohol
und antwortete mir nicht, als ich ihn fragte, wo er gewesen sei.“
Ich
räusperte mich. „Womöglich in einer Bar?“
Alexa sah
mich an und ich dachte schon, sie würde auf mich wütend werden. Der Blick, den
sie mir sandte, schien dennoch ein wenig anklagend zu sein. Als wolle sie
sagen, ist es nicht DAS, was DU dir wünschtest? Dass ich das Kind verliere.
Nun war
ich in der Tat verlegen und senkte meinen Kopf. Sah eine ganze Weile lang zu
Boden. Beobachtete sie jedoch aus dem Augenwinkel.
Dann
beschämte sie mich obendrein noch mit ihrer Großzügigkeit und Herzenswärme.
„Ich nehme
an, die Situation wird dir nicht unrecht sein.“, sagte sie nun etwas gefasster.
Dennoch ohne Zorn. Ich horchte auf und vermutete, dass sie im nächsten
Augenblick erneut in Tränen ausbrach. Was ich durchaus verstanden hätte.
Ich vermag
vermutlich nicht einmal annähernd zu verstehen, wie groß ihr Schmerz, ein Kind
verloren zu haben, sein muss. Und, sie schien zu wissen, dass es mein Wunsch
gewesen war, (sie auszulöschen!) dass ich wollte, dass sie ihr Kind verliert.
Dennoch schien es so, als sei sie mir nicht gram. Was ich eigenartig fand.
Nun, genau
genommen war es gleichwohl nicht MEINE Schuld. Wenn überhaupt jemandem eine
Verschulden zugeschrieben werden konnte, dann Gunnar und seinem zu harten Sex.
Deshalb sprach ich dieses Thema gleichwohl gänzlich ungeniert an.
„Alexa“,
es war das aller erste Mal, dass ich sie so direkt bei ihrem Namen nannte,
„WISO hast du es zugelassen, dass Gunnar mit Dir sadomasochistische Spiele
treibt, wo doch sein Kind in deinem Bauch wächst?“
Sie
schnaufte. „Ich wollte, dass er glücklich ist.“ Sie nestelte nervös mit ihren
Finger am Bezug ihrer Decke und sah mir nun direkt in die Augen. „Und SO
schlimm war es nicht. Er war trotz alledem sehr liebevoll. Fragte immer wieder
nach, ob es mir gut dabei ginge.“
Dann ein
fast verzweifelter, ängstlicher Blick. „Denkst du wirklich, dass dies die
Ursache ist?“
Ich
nickte. „Hattest du mit den Ärzten wenigstens darüber gesprochen?“, fragte ich
sie.
Sie war
entsetzt. „Selbstverständlich nicht!“, rief sie aus. „Gunnar würde das nicht
wollen.“
OHHJE! Sie
ist in der Tat über die Maßen in meinen Ehemann verliebt! Scheint ihm sogar
hörig. Was nun aller Wahrscheinlichkeit nach bedeuten kann, dass ich zukünftig
weiterhin mit IHR rechnen muss (als meine Rivalin). (Das Mitleid schwand ein
wenig.)
War dieser
Zwischenfall, dieses entsetzliche und leidvolle Geschehen für mich nötig, um
Alexa näher zu kommen? Meine Eifersucht einmal beiseite zu legen und meinen
Hass auf sie zu dämpfen (zu unterdrücken)? Denn SIE schien mir trotz alledem
noch immer wohl gesonnen.
Andererseits
dachte ich nicht vordergründig an mich. Sondern sehr wohl an Alexas Leid und
vor allem an Gunnar, meinen Ehemann. Versetze mich in seine Lage, wie ER dies
alles womöglich empfand. Gerade für ihn musste es gleichermaßen fürchterlich
sein. Deshalb, offensichtlich sein anscheinender Zusammenbruch. Denn SO, wie
jetzt, hatte auch ICH Gunnar noch nie erlebt. (Vorausgesetzt, dass Alexa mir
die Wahrheit sagt!) Allerdings implizierte sein Verhalten, dass er Alexa
tatsächlich liebt. Sonst, wäre es ihm vermutlich einerlei. Ich erinnere mich an
dieser Stelle an Zuckerfötzchen. Bei ihr war es ausschließlich sexuelle
Leidenschaft. Nicht mehr. Nur jetzt, mit Alexa, schien der Fall gänzlich anders
zu liegen. Was mich nun im Grunde wieder traurig stimmte. Musste ich Gunnar
tatsächlich mit Alexa teilen?????
Was bleibt
mir anderes übrig? Dann muss ich SIE wohl oder übel ertragen.
Nur wähnt
mir, dass ich so derart einsichtig nicht (auf Dauer) sein
kann.
Und gerade
in diesen grauenvollen Momenten, vermochte ich ihr NICHT böse zu sein. Ich sah
das Leid in ihren Augen und hatte Mitgefühl mit ihr. Nach wie vor. Vielleicht
würde ich sie sogar einmal umarmen. NUR, bedeutete es ihr etwas?
Nichtsdestotrotz
tat ich es. Ich ging die wenige Schritte auf sie zu. Legte meinen Mantel ab.
Beugte mich zu ihr hinunter und umarmte sie. Drückte sie an mich und strich ihr
sanft über den Rücken.
Sie schien
gerührt. Tränen standen ihr wieder in den Augen. Als ich mich von ihr lösen
wollte hielt sie mich fest und zog mich noch einmal zu sich hinunter. Drückte
mich noch an mal an sich und flüsterte mir ins Ohr: „Danke, dass du hier her
gekommen bis, um mich zu besuchen.“
Nun, so
uneigennützig war das nicht.
Ich selbst
hätte nie gedacht, dass ich sie hätte umarmen könnte!!!!
In ihrem
Blick lag noch immer das Erstaunen und dann........lächelte sie mich freundlich
an.
Ich
lächelte zurück. Eine kurze, schweigsame Pause entstand. Ich setzte mich neben
sie auf einen Stuhl.
„Hat DIES
erst geschehen müssen, dass wir beide uns auf offene und ehrliche Weise ein
wenig freundschaftlich näher kommen?“, sagte sie mit einem Mal zu mir diese
Worte, die kurz zuvor noch durch mein Hirn gewabert waren.
Was für
eine Zusammenfassung
(der Situation!). Ich musste lächeln. Sie dachte genau....wie ich.
Gunnar sah
ich nicht.
Anschließend
fuhren Josh und ich zum Apartment, wo Gunnar ebenso wenig war, und dann zurück
zum Zentrum.
Ich danke
Josh für seine Begleitung und bevor ich zu Derek ging, ließ ich mich massieren.
Im Büro waren
nur noch Thomas, Derek und Imara. Während ich eintrat, nahm ich eine eigenartige Stimmung wahr. Sollte ich
fragen?
„Was ist
los?“, vermochte ich nicht an mir zu halten. „Gibt es etwas Neues?“
Die Anwesenden
taten unbeteiligt und verneinten. Gingen ihrer Arbeit nach. Nur Derek kam auf
mich zu und gab mir einen Kuss. „Wir können gehen.“
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Ich war
ein wenig rastlos. Wieder und wieder versuchte ich Gunnar zu erreichen. Nichts!
„Lass es
doch sein. Er wird sich melden, wenn es ihm besser geht.“ Sagte Derek dann zu
mir.
„Du hast
Recht.“, antwortete ich ihm und legte das iPhone zur Seite.
Ich
wusste, dass ich nichts tun konnte. Wenn Gunnar nicht gefunden werden wollte, fand
ich ihn nicht.
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Geruhsamer,
angenehmer Sex heute Morgen mit Derek. Genau, wie am gestrigen Tag. Er ist
einfach zauberhaft, sanft und liebenswert.
„Schau’
mal. Was ist denn das?“, sagte Derek, nach er sich aus dem Bett gepellt hatte
und in Richtung Bad unterwegs gewesen war. Er lief ums Bett, bückte sich ein
wenig und kniff die Augen zusammen.
„Was?“,
fragte ich.
„Schlafwandelst
du vielleicht?“ Er blieb ernst, was mich erstaunte.
Ich
grinste. „Du willst mich doch nur veralbern. Oder?“
Er
richtete sich auf und sah mich an. „NEIN! Sieh’ doch einmal her.“ Derek wies
mit seiner Hand auf den Boden. „Das
sieht aus, als wäre jemand hier gewesen und ums Bett gelaufen.“
Nun war
auch ich neugierig geworden, schob die Decke beiseite und stieg aus dem Bett.
Tatsächlich.
Da lagen Erde und kleine Steine rund ums Bett. „Das sieht aus, als seien es
Fußspuren.“, mutmaßte ich.
Nun begann
meine Atmung schneller zu werden. Ich hechelte. Mir drehte es im Kopf. Mein
Herz pochte wie wild. Angst breitete sich in mir aus. Eine Panik-Attacke bahnte
sich an.
Ich griff
nach Dereks Hand. „Hilf mir! Derek! Hilf mir!“, quetschte ich noch heraus und
ging auf die Knie.
„Oh Gott!
Nein.“, hörte ich Derek sagen und fühlte, wie er mich hielt.
Als ich wieder
einigermaßen zu mir kam, saß ich auf der Couch. Derek neben mir. Er hielt meine
Hand und ließ mich nicht aus den Augen.
„Geht’s
wieder?“, fragte er besorgt und zog die Brauen zusammen.
Mein Atem
ging ruhiger. „Es war jemand hier. Nicht wahr?“, stellte ich fest.
Derek
zuckte mit den Schultern. „Ich war jedenfalls NICHT draußen, gestern Abend und
wenn du es nicht warst......“
„Ich werde
Ryan fragen, ob man etwas gesehen hat.“
Infolgedessen
ging ich nach dem Frühstück zum Chef des Sicherheitsteams und Derek ins Büro.
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Ryan
strahlte bis über beide Ohren. Schien glücklich mich zu sehen.
Ich
sah....die Monitore und erinnerte mich an die Arbeit der beiden Detektive, die ich
angeheuert hatte, um Gunnar beschatten zu lassen. Wie waren noch mal ihre
Namen? Ich hatte es vergessen.
Ach nein.
Ich erinnerte mich. Hannes Habermann und Vincente Wagenknecht.
„Was, oder
wem verdanke ich die Ehre deines Besuches?“ Rayn grinste.
Ich berichtete
ihm, was wir heute Morgen in meinem Haus, in meinem Schlafzimmer, an meinem
Bett, entdeckt hatten. Er kümmerte sich umgehend darum. Rief die betreffenden
Männer an, die heute Nacht ihren Dienst verrichteten.
„Und?“,
hakte ich nach. „Hat man etwas bemerkt?“
„Hmmm.
Nichts besonderes, würde ich sagen.“
„Was
bedeutet das?“
„Gunnar
wäre ihnen heute Morgen, so gegen fünf Uhr, an eurem Haus begegnet.“
Ich
schluckte und hüstelte kurz. Ups! „Gunnar?“
„Ja. Und?“
„Okay.
Okay. Und sonst nicht weiter Ungewöhnliches?“
„Nein.“
„Ich danke
dir.“
Ryan
kräuselte die Stirn und sah mich fragend an. Ich wendete mich ab und ging....zu
Derek ins Büro, um ihm zu berichten. Auf dem Weg dorthin, winkte mir Sarah
Sjögren zu. „Rea. Warte doch mal.“
Ich ging
zu ihr hin. Sie tat verschwörerisch....wie stets in solchen Momenten. Es ist
schlicht und einfach ihre Art.
„Gestern
Nacht hat das Licht im oberen Stockwerk des Bürogebäudes gebrannt und man
erzählt sich, deinen Ehemann heute Morgen gesehen zu haben, wie er um euer Haus
geschlichen sei.“
DAS
erklärte jetzt alles und bestätigte die Aussage der Diensthabenden
Sicherheitsleute. Also war Gunnar tatsächlich HIER gewesen. Allerdings, das
Beängstigende daran war, dass er in unserem Haus und um mein Bett geschlichen
ist wie ein Dieb in der Nacht. WAS, in der Götter Namen, sollte das?
Bitteschön! Genau genommen hatte ER jedes Recht DORT zu sein. WARUM hat er mich
nicht geweckt???
Andererseits,
war er womöglich in seinem Spielzimmer über dem Büro mit wer weiß wem gewesen
und hat wer weiß was getan. Wollte sicherlich NICHT, dass ICH davon erfuhr und
dass er überhaupt hier gewesen war. Trotz alledem verstand ich sein Verhalten
nicht. Ihn JETZT hier zu suchen, wäre sicherlich nicht mehr von Erfolg gekrönt.
Also rief ich ihn an. Und wieder.....nichts.
Okay. Dann
musste es eben Alexa sein. Aber auch sie hatte ihn seit gestern Morgen nicht
mehr gesehen. Eigenartig. War er etwa abgestürzt?