Donnerstag, 17. Dezember 2015

Geheimnis umwitterter Ehemann



Ich dachte fieberhaft darüber nach, wie man Gunnar helfen könne und dabei fiel mir Erik ein. Ich musste zu ihm fahren, in den Zauberwald, dachte ich. Wenn er DER Druide war, der er vorgab zu sein, wusste er sicherlich bereits Bescheid und....ich würde den WEG finden, der nicht für jedermann und jederzeit leicht zu finden war. Ich weiß, dass es mir keiner abnehmen wird, aber der Weg zu Eriks Hütte im Wald ist verzaubert......genau so, wie der Wald um Eriks Haus. Ich hatte berechtigte Hoffnung, dass Erik Rat wusste, was zu tun war. Nur Josh, als mein Bodyguard, war dort fehl am Platz. Infolgedessen bat ich Derek, mich zu begleiten und auch ER stimmte mir zu.
„Du hast Recht. Wenn Gunnar jemand zur Vernunft bringen kann, dann Erik. Vielleicht weiß ER mehr als wir. Und womöglich ist Gunnar ja sogar bei ihm.“
Also fuhren wir am Nachmittag zu Erik, in den Zauberwald.

--------------------

Tja nun, Erik schien nicht besucht werden zu wollen.
Eigenartig.
Wir fuhren die übliche Route, kamen jedoch mitten auf einer Waldkreuzung heraus. Der nächste Versuch endete in einer Sackgasse. Ein Dritter wieder auf der Straße, wo wir her gekommen waren. Was sollte denn das????
Am Ende gaben wir auf und fuhren zurück. Ein vergebener Nachmittag!

--------------------

.....und der Abend war unruhig. Zumindest in meinem Kopf. Zuerst das Telefonat mit Marie. Gut eineinhalb Stunden lang. Bilder von New Orleans zischten im Eiltempo an meinem inneren Auge vorüber. Dann die Mystery -Serie. Ich saß neben Derek auf der Couch und blickte anfangs ins Leer, anstatt der Fernsehsendung zu folgen. Bis mich Derek ansprach.
„Was ist hinter dem Fernsehgerät?“, fragte er und ich verstand nicht, was er damit sagen wollte. Sah ihn verwundert und fragend an.
„Du siehst doch durch ihn hindurch.“
„Oh. Ähh. Ja.“ Und ab diesem Zeitpunkt richtete sich mein Fokus direkt IN das Geschehen. Es war beinahe, als wäre ich dort, in diesem Film. Eigenartig. Diese Wahrnehmung.
Derek hingegen schien heiß zu sein. Wie er es zu bezeichnen pflegt. Aber ICH gab ihm nicht nach und mich....sehr kühl. Mir war schlicht und einfach nicht danach. In diesem Zusammenhang sprachen wir noch einmal kurz über seine kleine Affäre. Ihren Namen nahm ich nicht einmal in den Mund, und ich wollte es ebenso wenig! Er gestand mir, dass sie ihn seitdem wiederholt angesprochen, er sie aber stets abgewiesen hatte. Derek schwor mir hoch und heilig, dass da nie wieder etwas mit ihr sein würde. „Niemals. Hörst du? Niemals Rea. Ich bin NICHT Dein Ehemann.“
Fortan starrte ich konzentriert ins Fernsehgerät und es war wie zuvor,...als wäre ich mitten drin. Zwischendurch kamen mir blitzartige Bilder von Gunnar in den Kopf geschossen. Ich war fast wie in Trance. Dann sah ich alles Gesagte, Gesehene als Omen für.......irgendetwas an. Keine Ahnung WIE so etwas ging. Ich könnte mir vorstellen, dass es SO ist, wenn man Kristall, oder eine andere Drogen nimmt. Was ich jedoch nicht hatte. Gott bewahre!!!! Derartiges käme mir niemals in den Sinn. Solches ist ausschließlich Gift für den Körper! Genauso, wie es eben alle anderen Drogen sind! (Bis auf Hanf. Das grüne Wunder natürlich!)
In meinen Träumen des Nachts, die so derart real waren, dass ich glaubte sie seien wahr, sah ich  Gunnar so nah bei mir, dass ich seinem Atem auf meiner Haut fühlen und seine Lippen auf den Meinen spüren konnte. So intensiv und mystisch war das Empfinden. Eigenartig. Ich sah beständig Gunnars Gesicht vor meinen Augen, als wäre er wirklich da. Dementsprechend groß war die Enttäuschung, als ich erwachte und Derek neben mir liegen sah. Denn ich hatte geträumt, dass Gunnar gekommen war, Derek leise geweckt hatte, der dann fairer Weise aufgestanden und gegangen war, und das Gunnar selbst sich an seiner Statt an meine Seite gelegt hatte. Ich war der absoluten Überzeugung, Gunnar läge neben mir.

---------------------------

Während des Frühstücks dachte ich darüber nach noch einmal allein zu Erik zu fahren und sprach es dann aus, Derek gegenüber, der an seinem Müsli kaute.
„Vielleicht versuchte ich es dann noch einmal allein zu Erik zu fahren.“
Derek wehrte ab. „Wenn Gunnar nicht gefunden werden will, dann lass ihn doch. Er wird sich schon wieder melden. Sollte er tatsächlich bei Erik sein, ist er doch gut aufgehoben.“
„Und wenn nicht? Dann könnte ich womöglich erfahren wo er tatsächlich ist. Und vor allem, wie es ihm geht.“
Derek schnaufte. „Ich würde es nicht tun. Rufe doch zuerst einmal Alexa an. Vielleicht hat er sich mittlerweile bei ihr gemeldet.“
„Okay.“

Alexa erzählte mir, dass Gunnar am Abend bei ihr gewesen war.
Ich war erleichtert! Ein Lebenszeichen!
„Und? WIE ging es ihm?“
„Er schien nicht anders an vorher zu sein. Kein Alkoholgeruch mehr. Er war gepflegt und munter.“
„Hat er dir etwas über seinen Aufenthaltsort verraten?“
Sie lachte. Das ärgerte mich! „Wieso? Wird er vermisst? Er ist doch da.“
Will sie mich verhöhnen? Oder was???
Trotz allem aufsteigenden Zorns blieb ich gelassen. „Bei mir hat er sich jedenfalls noch nicht gemeldet.“
„Er wird seine Gründe haben.“ Hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Welch eine Arroganz! Fand ich zumindest (!)........„Hier war er auch nur kurz gewesen. Wollte sehen, wie es mir geht.“, fuhr sie in ganz normalem Tonfall fort. Beinahe mit einfältiger Ruhe, oder spielte sie mir nur etwas vor? Gründe, auf mich zornig zu sein, hätte sie genug. Schließlich verhielt ich mich ihr gegenüber bisher nur wenig freundschaftlich oder kooperativ.
„Wie hat er sich gegeben? Wie war sein Verhalten?“, setzte ich nach.
„Ganz normal.“
Alexa kam ziemlich einsilbig herüber. Was sollte das? Also fragte ich weiter nach (kroch zu Kreuze und demütigte mich damit selbst, ihr gegenüber!!! Möglicher Weise war sie darüber entzückt, wie ich mich wandt und ihr entgegen kommen musste. Jetzt, wo SIE einen offenkundigen Vorteil besaß. Es war über die Maßen beschämend für mich!!!).
„Was ist mit dir? Hat er zu dir etwas gesagt, warum er sich bei mir bisher nicht meldete?“
„Nein. Wir haben nicht über dich gesprochen. Dazu war keine Zeit.“
WAS bedeutete DAS nun wieder? Hatte sie etwa Spaß daran, ihren offensichtlichen Vorteil mir gegenüber auszuspielen?
„Ich sagte dir doch, er war nur etwa zehn Minuten hier und ist dann wieder gegangen. Ich dachte, er hätte noch etwas zu erledigen oder ginge zu dir.“
„Nein! Aber man hat ihn vorgestern Nacht hier im Zentrum gesehen.“ (Wieso war ich so dumm, ihr derartiges zu offenbaren??? Dennoch sprach ich vertrauensvoll weiter, was mich doch einigermaßen erstaunte:  „Womöglich war er sogar in meinem Haus als ich schlief. Er hat mich jedoch nicht geweckt oder sich zu erkennen gegeben. Ich weiß nicht, was das soll.“ Von Derek erwähnte ich nichts.
„Ich vermute, er gibt SICH die Schuld an dem Ganzen.“, sagte sie leise. „Er schien bedrückt und voller Leid zu sein. Entschuldigte sich immer wieder bei mir. Er war so reumütig und voller Leid. Gerade so, als wolle er nie mehr schlimme Dinge tun. Sprach sogar davon, sollte ich je wieder ein Kind in meinem Bauch tragen, überhaupt nicht mehr mit mir zu ficken, bis es geboren sei.“
Nun, was hatte das alles mit MIR zu tun??? Obendrein verteidigte sie ihn und sein Verhalten noch. Trotz alledem, was er ihr angetan hatte mit seinen Spielchen. Wenn sie so weiter redete, würde sie MIR noch die Schuld dafür geben, dass sie ihr Kind verloren hatte. Wie verdreht kann man eigentlich sein??? Deshalb gedachte ich ihr noch eine andere Wahrheit zu berichten.
„Nun, seine neue Keuschheit zeigt er allerdings auf eigenartige Weise.“
„Wie meinst du das?“
„Man hat die vorletzte Nacht Licht brennen sehen in der oberen Etage des Bürogebäudes. Dort, wo Gunnars Spielzimmer ist.“
„Gunnars was?“
UPS!! Hatte sie davon tatsächlich nichts gewusst?
„Weißt du nicht, dass er dort ein Zimmer hat für seine sadomasochistischen Spielchen, oder was auch immer er an diesem Ort sonst noch tut?“
„Nein. Wusste ich nicht.“
„Ich dachte, er spricht mit dir über alles?“ (Hatte ICH jetzt weider die Oberhand?)
„Anscheinend nicht. Gunnar ist so wie so ein Geheimnis umwitterter Mensch.“
Ich beachtete ihre Beweihräucherung Gunnars Person gegenüber nicht. Mißgunst mir gegenüber, war gleichwohl NICHT in ihrer Stimme zu spüren. „Vielleicht kannst du dich nur nicht mehr daran erinnern?“
„Ich glaube, das wüsste ich schon, wenn ich dort gewesen wäre.“
„Nun, wie du meinst.“ Über Gunnars magischen Fähigkeiten, schien sie wohl eben sowenig informiert zu sein. Vielleicht wollte er (noch) nicht, dass sie es weiß. Aus welchen Gründen auch immer.

Nun wusste ich zumindest, dass es ihm gut ging. WO sich Gunnar allerdings aufhält, entzieht sich bedauerlicher Weise weiterhin meiner Kenntnis.
Was soll ich tun? Alexa vertrauen? Denn offensichtlich bevorzug mein Ehemann im Augenblick sie. Die Ursache scheint jedoch klar. Er fühlt sich tatsächlich schuldig an ihrem Leid. ICH, scheine in diesem Theater lediglich eine Nebenrolle zu spielen. DAS bin ich NICHT GEWOHNT!
(Vielleicht schlägt Gunnar (auf Eriks Geheiß) mehrere Fliegen mit einer Klappe und erteilt mir mit seinem Verhalten eine Lektion und zwar......auf Alexa zuzugehen und Vertrauen zu ihr zu fassen. Zutrauen würde ich es ihm. Andererseits, ist er wirklich so betroffen, wie Alexa beschreibt, dass er kaum denken kann, denkt ein anderer (Erik) für ihn und zieht die Fäden. Erik stand und steht selbstverständlich IMMER auf Gunnars Seite! Nicht auf meiner.)