Freitag, 4. Dezember 2015

Müde und erschöpft




Ich bin noch immer so müde, so müde, so müde. Verausgabte mich völlig, in den letzten Tagen hier im Zentrum und überhaupt ist mir im Augenblick alles zu viel. Ich fühle mich schwach und erschöpft. Aber Ruhe gibt es nicht. Es geht weiter, und weiter, und weiter.

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Ich blieb natürlich im Zentrum und bei Derek. War zu kraftlos am Abend noch einmal mit dem Wagen nach Stockholm zu fahren. Wäre ich gesund, wäre es sicherlich kein Problem gewesen. Nur so ist es eben nicht.
Ohnehin hatte mich Thomas gebeten, heute Morgen zu ihm zu gehen. Wir sprachen über die Erweiterung des Sicherheitsteams. Über personelle Fragen überhaupt. Des Weiteren gab es eine Anfrage von staatlicher Seite, ob wir nicht einige der Flüchtlinge aufnehmen könnten. Für mich gibt es zu dieser Thematik nur eine Antwort. Und DIE ist ein eindeutiges NEIN!
Sofort, nachdem Thomas diese Angelegenheit ansprach, wischte ich mit einem rigorosen und unmissverständlichen Satz jegliche etwaige Argumente dafür klar und eindeutig beiseite. „HIER wird es dieses.......(jeder möge sich hier denken, was er will!)! nicht geben. Basta! Und Punkt!“
Thomas hob die Hände zur Beschwichtigung. Alle anderen waren still.
Genau SO mag ich das!

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Zuvor jedoch, als ich mit Derek beim Frühstück saß, kam tatsächlich Gunnar herein.
„Darf ich?“, fragte er höflich und grinsend.
„Aber natürlich. Setzt dich doch.“, erwiderte ich.
Im folgenden Gespräch legte ich ihm noch einmal klar und deutlich, wie zuvor bereits ausgesprochen, dar, dass ich zwar bereit bin MIT ihm zu leben, weil ich ihn liebe, jedoch mitnichten gleichwohl mit ihr.
„Wenn es dir nicht gefällt, kannst du dich ja scheiden lassen.“
„Ich will ebenso mit DIR leben. Und ich werde dich niemals aufgeben. Was denkst du dir nur. Aber was soll ich tun? Alexa bekommt mein Kind.“
Noch, dachte ich so, ist es in ihrem Bauch und sie am leben. Noch........
„Nein! Das wirst du nicht tun!“
Ups! Gunnar hatte in meinem Kopf gestöbert und meine Gedanken gelesen. Sie müssen recht eindeutig gewesen sein.
„Wieso nicht? Was hast DU mit Wanja getan?“
„N-i-c-h-s habe ich getan?“
„Warum streitest du es ab.“
„Da gibt es nichts abzustreiten. All das hat er sich selbst angetan.“
„Ahhhh. Natürlich. So ist das also.“ Ich tat einen gewichtigen Blick in Richtung meines Ehemannes und nickte wissend. „Dann würde ich sagen, SIE tut sich alles, was geschieht, ebenfalls selbst an. Ist doch sehr bequem. Nicht wahr?“ Mein Gesicht zeigte eine gewisse Genugtuung und ebenso einige sarkastische Züge.
Derek mischte sich nicht ein.
„Und wieso redest du immer von Scheidung? Ich will DAS nicht.“
„Aber natürlich möchtest du nicht wieder mittellos und ohne Job dastehen. Als brotlos gewordenes Model, welches nur gelegentlich einen Job bekommt.“
Nun sah ich, wie Gunnar der Zorn aufstieg. Derek wurde es nun anscheinend zu bunt und ER ergriff das Wort. Versuchte zu schlichten. „Leute! Bleibt friedlich und beleidigt euch nicht.“
„Ich dachte DU willst Rea haben und es käme dir zu pass, wenn WIR uns entzweien.“, griff Gunnar nun Derek gleichermaßen an.
„Woh, wohh, woh! Sachte Gunnar. SO ist das nicht.“, wehrte Derek entschieden ab.  „Ich weiß und akzeptiere dass Rea dich liebt. Habe sie niemals gedrängt dich zu verlassen.“
So ging es noch einige Male hin und her, bis es mir genug des Zankens war.
„Ich muss zu Thomas gehen. Es gibt da noch einiges zu besprechen.“, sagte ich dann und beendete die damit die unsägliche Diskussion. Sah Derek an, der mich begleiten sollte und schickte mich an aufzustehen.
„Kommst du später dann noch zu mir?“, fragte Gunnar mit sanfteren Tones.
„Heute?“, begann ich zynisch meine Antwort zu formen. „Heute ist Freitag. Das Wochenende bricht an. Infolgedessen eine Zeit, wo du dich stets mit anderen vergnügtest und es dir bisher gleichgültig war, wo ICH währenddessen bin. Wie kommst du also auf die Idee, dass ich gerade HEUTE zu dir kommen soll?“
Gunnar schien einwenig verzagt zu sein. „Ich sehen mich nach dir.“, sagte er leise und schlug die Augen nieder.
Was war dies nun? Eine Posse? Ein Spiel? Oder eine Tatsächlichkeit?
Natürlich neigte/neige ich dazu ihm zu glauben.
„Wir werden sehen.“, gab ich schlussendlich ungeduldig zu. „Jedoch OHNE SIE! Kannst du DAS nicht akzeptieren, komme ich NICHT zu dir!“
Ich war bereits aufgestanden. Hatte Derek einen auffordernden Blick zugesandt. Nickte Gunnar kurz zu und bevor ich ging sagte ich noch zu ihm: „Es ist DEINE Entscheidung“!

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Auf dem Weg zum Büro trafen wir Jason und Paul, die ihre Runden drehten. Ich grüßte sie freundlich, jedoch ein wenig distanziert. Derek an meiner Seite.....schwieg.